HARMONIA

Complete Works

„Complete Works“ klingt hinsichtlich des Schaffens von HARMONIA, der Band von Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius von CLUSTER und Michael Rother von NEU!, monumentaler, als es letztendlich ist. Denn das ursprüngliche Gesamtwerk beschränkte sich auf die beiden Platten „Musik von Harmonia“ (1974) und „Deluxe“ (1975).

Mitte der Neunziger wurde dann noch die 1976 unter dem Namen HARMONIA 76 eingespielte Zusammenarbeit mit Brian Eno, „Tracks And Traces“, posthum veröffentlicht, die Grönland 2009 neu auflegte.

Zwei Jahre zuvor hatte Grönland bereits bisher unveröffentlichte HARMONIA-Live-Aufnahmen aus dem Jahr 1974 das erste Mal zugänglich gemacht, die keine Überschneidungen mit den Studioplatten aufwiesen.

All das befindet sich jetzt in einer Ende Oktober erscheinenden Box mit fünf LPs – „Musik von Harmonia“ und „Deluxe“ sogar in remasterter Form –, was der HARMONIA-Fan und Krautrock-Connaisseur natürlich in irgendeiner Form schon im Schrank stehen haben dürfte.

Hinzu kommt allerdings mit „Documents 1975“ ein weiteres Album, das der Box echten Mehrwert beschert, denn darauf enthalten sind zwei unveröffentlichte Studioaufnahmen und zwei Live-Tracks.

Wobei die Box auch noch mit einem umfangreichen Booklet und einem lustigen Pop-up-Artwork aufwartet, das dem HARMONIA-Hauptquartier in Forst in Niedersachsen nachempfunden ist. Denn dorthin waren Moebius und Roedelius 1971 gezogen, um abseits der Hektik von Berlin, umgeben von idyllischen Waldgebieten, weiter an ihren experimentellen Soundlandschaften zu basteln.

Dort besuchte sie 1973 dann NEU!-Gitarrist Michael Rother und in Folge entstanden zwei der schönsten, wenn auch viel zu wenig gewürdigten Platten im damaligen Krautrock-Kontext, die Brian Eno zu der Aussage verleiteten, HARMONIA seien „die wichtigste Rockgruppe der Welt“.

Während „Deluxe“ (produziert von Conny Plank) mit seinen äußerst melodischen Parts und der pulsierenden Rhythmik auch als NEU!-Platte durchgehen könnte, war „Musik von Harmonia“ noch ein gänzlich anderes Album, bei dem die musikalischen Interessen der Beteiligten in friedlicher Koexistenz zu ihrem Recht kamen, eine Mischung aus dem Romantizismus von Roedelius, Moebius’ Noise-Experimenten und dem typischen NEU!-Rock.