LYCUS

Chasms

Paolo Girardi hat schon viele Cover gestaltet, unter anderem für BELL WITCH und INQUISITION – zumeist handwerklich großartig, aber stets in typischer Death-Metal-Ästhetik. Seine Artwork für das neue LYCUS-Album steht nicht mehr direkt in dieser Linie, hebt sich in puncto Anspruch und Ausgestaltung deutlich ab und ist deutlich beeinflusst durch Malerei der Romantik, insbesondere durch Caspar David Friedrich.

Das Plumpe, Offensichtliche ist einer beängstigenden Mehrdeutigkeit gewichen, die man auch als Projektionsfläche für die allegorische Ebene der neuen LYCUS-Platte lesen kann. Ihr Funeral Doom zeigt hier seine ganze Stärke, mit vier Songs jenseits der Zehn-Minuten-Grenze, der aus sich selbst heraus die eigene Fäulnis zu bekämpfen sucht.

Versierte, vielseitige und zersetzende Arrangements öffnen und verschütten gleichzeitig die titelgebenden Abgründe in unendlicher Finsternis, aus dem Off ist hier und da ein Keifen zu vernehmen, manche Sprengung jagt die Untergangsmelodien urplötzlich in die Luft und bisweilen kommt ein Cello daher, das den Weg zum verschneiten Klosterfriedhof weist.

Genial.