PLAGUE VENDOR

Bloodsweat

Mit ihrem Debütalbum „Free To Eat“ warfen PLAGUE VENDOR konzentrierte 18 Minuten rohe Gewalt- und Gefühlsausbrüche in die Menge. Der Nachfolger ist zwar fast doppelt so lang geworden und damit nicht mehr ganz so kompakt und dicht, musikalisch und inhaltlich aber in Grundzügen ähnlich: Nach wie vor ist viel Wut im Spiel, ein prügelndes Schlagzeug, krachende Gitarren, mal gleichgültig-monotoner, mal aufgeregter bis hysterischer Gesang, durchsetzt von hypnotisch vor-sich-hin-mahlenden Hooklines.

Man kann Sänger und Frontmann Brandon Blaine förmlich schwitzen hören. Was man so gerne medienwirk- und einprägsam als „Voodoo Punk“ bezeichnet, ist eine Mischung aus Garagenpunk und Dark Wave mit unverkennbar poppigen, eingängigen Einsprengseln.

Zeilen wie „I’m the seventh son / With a six shooting gun / And I can take your mind / Take you all the way“ lassen vermuten, dass die ausgesprochen positiven Rückmeldungen der einschlägigen englischsprachigen (Online-)Musikpresse dem Selbstbewusstsein der Band einen deutlichen Aufwind gegeben zu haben scheinen.

Nicht ganz unbegründet, wie dieses Album beweist. Mit dem Ziel an die Aufnahmen herangetreten, möglichst viel ihrer Live-Energie auch auf Platte zu bannen, wurde auf viele Takes und aufwändige technische Spielereien verzichtet und in knapp 14 Tagen soll das aus insgesamt elf Tracks bestehende Album komplett im Kasten gewesen sein.

Und dieses Album will viel, arbeitet zwar überwiegend auf der persönlichen Ebene, lässt aber hier und da auch politisch motivierte Anspielungen fallen („The white house is cat and mouse / It is official“).

Aber darum geht es ja eigentlich gar nicht, im Grunde genommen dreht sich im Endeffekt alles in erster Linie um die kathartische Funktion der Live-Shows, sagt Brandon Blaine. Dass diese für PLAGUE VENDOR Bestimmung sind, hat man schon auf dem Frontcover und im Titel angedeutet: „Bloodsweat“, Blut und Schweiß, der absolute Exzess auf der Bühne hat PLAGUE VENDOR bis zu dem Punkt getrieben, den sie inzwischen erreicht haben.

Und wer schon mal das Vergnügen hatte, die Band live zu erleben, wird bestätigen können: PLAGUE VENDOR-Konzerte sind ganz großes Kino. Blaine schreit, spuckt, springt herum wie ein Berserker, gefällt sich in obszönen Posen und zeigt viel nackte Haut.

Doch das ist sicher noch lange nicht das Ende der Geschichte. Noch wartet ein Riesenberg aus Scherben und Stacheldraht, in dem sich Brandon wälzen darf, um seine aufgestaute Wut und den Kampf mit dem eigenen Ego körperlich werden zu lassen, sich selbst neu zu erfinden oder einfach nur zu provozieren.

„Breakdance on broken glass“. Aber dazu ist manches musikalisch wie showtechnisch verwendete Klischee dann vielleicht doch zu abgedroschen.