PURE HELL

Noise Addiction. 1978 New York & London Sessions



Die erste afroamerikanische Punkband? Wer BAD BRAINS sagt, zeigt zumindest, dass er nicht die ganze Schulzeit an der Punk Rock Academy verpennt hat. DEATH wäre noch näher an der Sache dran gewesen, (durchaus diskussionswürdig) genauso korrekt ist aber PURE HELL, jene Band, die von den BAD BRAINS – offizielles Gründungsdatum: 1977 – wiederum als Inspiration genannt wird.

1974 fanden PURE HELL in Philadelphia zusammen, zogen bald schon nach New York und trieben sich dort im Umfeld von NEW YORK DOLLS herum, lernten Malcolm McLaren kennen, eine gewisse Nancy Spungen zählte zu ihrem Freundeskreis, DEAD BOYS und THE HEARTBREAKERS, die ganze frühe Punk-Szene des Big Apple war ihr Habitat.

Curtis Knight, der einst mit Hendrix gearbeitet hatte, diente sich ihnen als Manager an, was zunächst half, aber zum Fluch wurde, als der seinen Willen, über die Geschicke der Band bestimmen zu dürfen, nicht durchsetzen konnte.

Nach einem zunächst erfolgreichen Karrierebeginn in England, wo die Band ab 1977 einige Shows spielte und 1978 die „These Boots Are Made For Walking/No Rules“-7“ veröffentlichte, rückte er die von ihm bezahlten Albumaufnahmen nicht heraus, und das war dann der Anfang vom Ende für die vier schwarzen Punks, die auf den Fotos im Booklet mit ihren Jeans, Turnschuhen und Lederjacken wie die Black-Power-Version der RAMONES aussehen.

„Noise Addiction“, das einzige Album, erschien letztlich erst 28 Jahre später, also 2006, auf dem kleinen US-Label Wellfare Records. Mitte der Neunziger entstand wohl ein weiteres (unveröffentlichtes) Album, an dem auch Lemmy beteiligt war, und 2012 kehrte die Band nach England zurück, spielte beim Rebellion Festival.

Nun hat Cherry Red das erste Album unter dem Titel „Noise Addiction. 1978 New York & London Sessions“ und 15 Songs umfassend neu aufgelegt, als Bonus dazu gibt es eine DVD mit dem Mitschnitt eines Auftritts bei einem New Yorker TV-Sender aus dem Jahre 1978.

Dank ausführlichen Booklets mit umfangreichem Text und vielen Fotos (schwarzer Punk mit Hakenkreuz-T-Shirt ...) eine gute, lohnenswertes Lektion Punk-Geschichte.