1000 TRAVELS TO NOISE

Foto© by Simon Brunner

Ein Label mit anderer Perspektive

Am 13. November 2014 spielte meine Band BLANK WHEN ZERO im Haus Mainusch in Mainz zusammen mit THE BOJARSKI, einer der interessantesten russischen Hardcore-Punkbands. Trotz der Sprachbarriere hatten wir einen der angenehmsten und besten Abende, nicht zuletzt durch Alexej von 1000 Travels To Noise (1000ttn), der bis zur Corona-Pandemie mit seinem kleinen Label Künstler:innen aus Osteuropa nach Deutschland brachte. Alexej ist 1984 in der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik in Karaganda geboren und in Kasachstan aufgewachsen. Seit 2005 lebt er in Deutschland und kam 2012 nach Mainz. Mittlerweile beschränkt sich Alexej darauf, Alben von Bands aus dem osteuropäischen Raum in liebevoller DIY-Manier auf Vinyl (wieder) zu veröffentlichen, um der russischsprachigen Community in Deutschland die Kunst ihrer Landsleute nicht vorzuenthalten. Die Annexion der Krim im Frühjahr 2014 wurde hierzulande ignoriert. Das änderte sich am 24. Februar 2022, als Putin in die Ukraine einmarschierte. Seitdem hat sich das Klima auch in der Punk-Szene deutlich verändert. Hatte schon Corona für eine Spaltung gesorgt, führte dieser Konflikt nun auch zu Unstimmigkeiten in den vermeintlich eigenen Reihen.

Mit 1000ttn ist es dir seit Jahren ein Anliegen, die Platten russischer Künstler:innen verschiedenster Stilrichtungen zu promoten. Über welche Bands reden wir hier?

Die Geschichte von 1000ttn begann 2010, noch bevor wir unsere erste Platte veröffentlicht haben. Als ich zu Konzerten von Bands aus dem postsowjetischen Raum in Deutschland gegangen bin, habe ich gemerkt, dass es andere Leute gibt, die diese Bands kennen und gut finden. Ich habe seitdem so etwas wie eine Community aufgebaut, in der wir uns über die Konzerte austauschen. Da ich für mich selbst ab und zu CDs und LPs aus Russland, Weißrussland und den anderen osteuropäischen Ländern bestellt habe, habe ich immer versucht, ein paar mehr Exemplare zu bekommen, damit ich mir die Versandkosten mit jemandem teilen konnte. So entstand ein kleines Distributions-Netzwerk. Später bemerkte ich, dass einige Bands Lücken in ihren Tourneen hatten. Ich fing an, selbst kleine Shows in Mainz zu organisieren. Vielen Dank an Keep It A Secret, Maeglin und die Leute vom Haus Mainusch, die mir viel beigebracht haben. Bis 2020 habe ich Konzerte über sechzig Bands aus sechzehn Ländern veranstaltet. Dann kam Corona ...

Von welchen Bands reden wir da?
In Russland gab es damals einen Vinyl-Boom. Die kleinen Labels fingen an, all die klassischen Alben der Underground-Szene, die es vorher nur auf CD oder Tape gab, auf Vinyl zu veröffentlichen. Da wollte ich unbedingt dabei sein. Es handelt sich größtenteils um Bands, die ich in meiner Jugend gehört habe, alle möglichen Stile von Latin bis Thrash Metal. Aber die meisten haben ihre Wurzeln in der Punk-Szene. Zum Teil sind es Bands, die sich längst aufgelöst haben. Zum Beispiel die Urväter des russischen Hardcore-Punk МАРРАДЕРЫ (MARRAUDERS), die Ikone des russischen Ska-Punk SPITFIRE, die berühmteste russische Skatepunk-Band 1,5КГ ОТЛИЧНОГО ПЮРЕ (1,5 KG), oder die langlebige russische DIY-Anarcho-Reggae-Punk-Band НОГИ ВИННИ-ПУХА (NOGGI VINNIE-POOHA). Noch aktive Bands, die in der russischen Szene bereits Kultstatus haben, sind DISTEMPER, THE ПАУКИ (THE PAUKI), НАИВ (NAÏVE) oder MARKSCHEIDER KUNST. Es gibt auch ein paar jüngere Bands wie THE BOJARSKI oder ANTREIB, die meiner Meinung nach die wichtigsten Alben in der Geschichte des russischen Punk/Hardcore aufgenommen haben. Ich möchte mich nicht ausschließlich auf die russische Szene konzentrieren. Das Konzept von 1000ttn sehe ich nach wie vor darin, kleine Bands aus verschiedenen Ländern zu präsentieren, die in Deutschland kaum vertreten sind. Demnächst veröffentlichen wir das Album „Hardcore Moldovenesc“ der moldawischen Band ZDOB SI ZDUB auf Vinyl, die sich musikalisch vom Hardcore-Punk in Richtung Balkan- und Folkrock entwickelt haben. Geplant ist auch eine Zusammenarbeit mit der Ex-Yugo-Punkrock-Legende TITO’S BOIS. Ich hoffe, es ist auch bald was aus Kasachstan und Lateinamerika dabei.

Wo lasst ihr eure Veröffentlichungen pressen, wie wirken sich die Sanktionen gegen Russland aus und bekommst du noch russische Veröffentlichungen?
Vinyl wird in Europa gepresst. In Russland gibt es meines Wissens nur ein Presswerk und das ist sehr überlastet und teuer. Cover und Einleger kommen aus Russland. Da ich immer nur einen kleinen Teil der Auflage hatte, lohnte es sich für die russischen Labels nicht, die Cover in der EU drucken zu lassen. Das war in Russland billiger. Jetzt kommen die Pakete aus Russland nicht mehr durch den Zoll. Es gibt keine Sanktionen gegen Drucksachen, CDs oder Tapes aus Russland. Die Pakete werden einfach ohne Begründung zurückgeschickt. Aber das hat nicht erst jetzt angefangen. Ich habe das schon vor dem Krieg erlebt. Damals war es eher die Ausnahme, dass das Paket ohne Angabe von Gründen nicht durch den Zoll kam, heute ist es die Ausnahme, dass ein Paket ankommt. Einige meiner Labelkollegen, mit denen ich Platten co-releaset habe, haben Russland verlassen. Das letzte Paket mit Covern kam über Kasachstan. Die Kosten sind natürlich gestiegen. Bei LPs ist das noch halbwegs akzeptabel. CDs und Tapes zu importieren lohnt sich nicht mehr, die werden auch kaum noch nachgefragt. CDs und Tapes bestelle ich nur noch für mich selbst.

Wie hast du die politischen Veränderungen in Russland in den letzten Jahren seit der Annexion der Ostukraine 2014 wahrgenommen?
Etwas Grundlegendes hat sich meiner Meinung nach in Russland 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion verändert. Alles weitere folgte der kapitalistischen Logik. In den meisten postsowjetischen Ländern ist die Bourgeoisie als Klasse entstanden und hat die Macht übernommen. Die russische Bourgeoisie hat sich im Laufe der Zeit aufgrund der hohen Ressourcenkonzentration zu einer regionalen Macht entwickelt, die den postsowjetischen Raum als ihre eigene Interessensphäre betrachtet. Einige regionale Oligarchen fühlten sich dadurch zu Recht bedroht und zogen es vor, mit der westlichen Bourgeoisie Geschäfte zu machen, die ihnen offensichtlich mehr Vorteile brächten. So entsteht ein Interessenkonflikt, und die Kapitalisten lösen die Widersprüche so, wie sie es am besten können. 2008 war es Georgien, jetzt ist es die Ukraine. Wenn es den Mächtigen gut geht, wird mehr Demokratie gewagt, wenn sich die herrschende Klasse bedroht fühlt, wird der Deckel zugemacht. So sehe ich das.

Was hast du von deinen russischen Kontakten über den Krieg in der Ukraine erfahren und wie haben sie sich dazu geäußert?
Die meisten Menschen in Russland waren überrascht und schockiert. Am Anfang gab es viele Reaktionen in den sozialen Medien. Nach kurzer Zeit wurde es plötzlich sehr still, weil es gefährlich sein kann, sich im Netz kritisch zu äußern. Am lautesten haben sich die Bands geäußert, die Russland verlassen haben und auch nicht vorhaben, in absehbarer Zeit zurückzukehren. Aber auch die Bands, die geblieben sind, waren nicht gleichgültig. Einige Bands haben als Zeichen der Solidarität Künstler gecovert, die in Russland nicht mehr spielen können. Vorbildlich war meiner Meinung nach der Sänger von НАИВ (NAÏVE). Er hat sich mehrmals direkt von der Bühne aus an Putin gewandt und ihn aufgefordert, den Krieg zu beenden, und er hat sich für die politischen Gefangenen eingesetzt. Ich weiß nicht, ob es mittlerweile ein Auftrittsverbot für НАИВ gibt, aber die Band spielt nicht mehr in Russland. Es gibt viele Mittel und Wege, um Konzerte von unerwünschten Künstlern zu verhindern. Zum Beispiel erhält das Management des Clubs einen inoffiziellen Anruf von den Behörden, in dem klargestellt wird, dass der Auftritt unerwünscht ist. Ansonsten drohen Inspektionen und andere Kontrollen.

Ist der Krieg nach fast zwei Jahren noch ein Thema?
Ich mag es nicht, mit Menschen aus Russland über den Krieg zu sprechen. Was soll das bringen? Ich weiß, dass es den Menschen nicht gut geht. Ich erwarte auch nicht, dass mir die Leute über Messenger irgendwelche Offenbarungen machen. Ich habe das Gefühl, dass alle genug davon haben.

In welchem Rahmen sind jetzt noch Aktivitäten möglich?
Am Anfang gab es so etwas wie eine Schockphase. Viele Bands wollten, manche konnten keine Konzerte mehr spielen. Es gab kaum neue Veröffentlichungen. Einige bekannte und erfolgreiche Bands haben Russland verlassen. Und die, die geblieben sind, sind leiser und vorsichtiger geworden. Erst im Sommer 2022 begann sich die Szene langsam wieder zu beleben. Es gab sogar so etwas wie eine Ska-Renaissance in Russland. Ska-Bands, die schon lange nicht mehr aktiv waren, haben sich wieder zusammengefunden und neue Alben aufgenommen. Das wären zum Beispiel: СКАЛЬПЕЛЬ mit „Вовремя“ (SKALPEL „On Time“), SHOOTKI mit „Под водой“ („Underwater“), CABERNET DENEUVE mit „Смерти нет“ („There Is No Death“). Gerade in einer Zeit, in der von allen Seiten nur Grausamkeit kommt, entsteht Schönes. Ich verstehe das als eine Art Eskapismus. Es muss etwas Schönes geben, damit die Menschen das alles aushalten und nicht durchdrehen. Das war auch meine Motivation weiterzumachen. Seit ich in Deutschland lebe, bekomme ich über die Medien nur Negatives über Russland mit. Seit Februar 2022 hat sich das vervielfacht. Ich war nur einmal in Russland, und ich weiß, dass dort nicht alles so schlecht ist. Ein guter Kumpel aus Koblenz, der mich mit dem Label unterstützte, hat resigniert. Auch ich habe nach dem 24. Februar 2022 erst einmal keinen Sinn mehr darin gesehen, Musik zu veröffentlichen. Erst nachdem ich die drei Ska-Alben gehört hatte, sah ich wieder Licht am Ende des Tunnels. Auch wenn die meisten meiner Veröffentlichungen an Menschen mit postsowjetischem Migrationshintergrund gehen, erreiche ich immer ein paar Interessierte, die sonst keine Chance haben, etwas Positives über Russland zu erfahren. So motiviere ich mich.

Kennst du jemanden, der von den Mobilisierungen betroffen ist?
Nein, aber alles bekomme ich auch nicht mit. Viele Musiker:innen oder Leute, die Labels oder Distros betreiben und die ich persönlich kenne, haben Russland verlassen. Sie sind nach Georgien, Armenien, Kasachstan, Bulgarien, in die Türkei, nach Montenegro oder Serbien ausgewandert. Einige sind auch schon wieder zurückgekommen. Ich weiß nicht, ob jemand aus meinem Bekanntenkreis an den Kämpfen selbst beteiligt ist. Ich hoffe nicht.

Inwieweit wirken sich die Sanktionen auf die Szeneaktivitäten aus?
Klar ist, dass vieles teurer geworden ist. Platten bekommt man zum Beispiel nicht mehr direkt aus Europa, sondern über Kasachstan, über die Türkei und über andere Drittländer, weil die Ware aus Russland nicht mehr bezahlt werden kann. Das Gleiche passiert mit Musikinstrumenten und Zubehör. Das alles kommt jetzt wahrscheinlich größtenteils direkt aus China. Aus dem Westen kommt keine Band mehr nach Russland. Es traut sich niemand, in Russland aufzutreten. Die russischen Bands fahren auch nicht mehr in den Westen, um dort Konzerte zu geben. Es ist auf jeden Fall schwieriger geworden, ein Visum zu bekommen. Es wird auch ein gewisses Statement von den Bands aus Russland erwartet. Das können sich nur die Bands leisten, die nicht vorhaben, nach Russland zurückzukehren.

Sind Kontakte aufgrund des Krieges abgebrochen?
Nachdem in Russland die oppositionellen und westlich finanzierten Medien abgeschaltet wurden, gab es einige Künstler:innen aus Russland, die in Europa lebten. Sie sahen ihre Aufgabe darin, westliche Nachrichten von ihren Kanälen aus zu verbreiten, ohne auf Qualität zu achten. Als ich die sozialen Medien öffnete, fühlte ich mich, als hätte ich die Bild-Zeitung abonniert. Diesen Künstler:innen folge ich nicht mehr. So eine „Analytik“ brauche ich nicht. Man bekommt sie sowieso aufgedrückt, ohne dass man es will. Ansonsten breche ich Kontakte normalerweise nicht von mir aus ab, selbst wenn mir mal etwas nicht gefällt.

Hat die staatliche Propaganda auch Einfluss auf die russische Punk-Szene?
Ich glaube, die russischen Medien haben insgesamt nicht viel Einfluss auf die Jugend. Die russische Propaganda hat meiner Meinung nach die Jugendlichen größtenteils verloren. Die meisten Jugendlichen in Russland konsumieren pro-westliche Medien. Es gibt tatsächlich eine kleine Anzahl von Gruppen, deren Mitglieder sich zwar gegen den Krieg positionieren, aber die Schuld dafür allein der NATO und dem Westen zuschreiben.

Welche Rolle spielt in diesem System Angst, als Punk, Antifaschist, Anarchist oder Oppositioneller mit Konsequenzen zu rechnen?
Soweit ich weiß, werden die kleineren Bands nicht so streng kontrolliert, die können immer noch Konzerte spielen. Aber sie müssen sehr vorsichtig sein, was sie im Internet sagen und schreiben. Auf die großen Bands wird mehr Druck ausgeübt. Zum Beispiel hat der Frontmann der Ska-Punk-Band ELYSIUM am Tag nach einem Konzert ein Video mit dem FSB-Gebäude, dem Inlandsgeheimdienst der Russischen Föderation, im Hintergrund gepostet, um sich für seine Anti-Kriegs-Aussagen zu entschuldigen. Das sei alles nicht so ernst gemeint gewesen. Nach dem „Netzwerk“-Fall 2019, bei dem sieben Jugendliche aus Pensa und St. Petersburg wegen „Organisation und Aktivitäten einer anarchistischen und terroristischen Vereinigung“ zu sechs bis achtzehn Jahren Haft verurteilt wurden, kann es gefährlich werden, sich als Anarchist zu bezeichnen. Alles andere, ob Punk, Antifaschist oder Oppositioneller, hängt wohl davon ab, wo man sich gerade bewegt, was man sagt und was man genau tut. Niemand weiß, wann russische Behörden eine Bewegung als Bedrohung betrachten. Das macht Angst.

Inwiefern blickst du als Kasache anders auf die Situation, als es Menschen aus Deutschland, Russland oder der Ukraine tun?
Ich glaube, ich habe schon eine andere Perspektive auf diesen Krieg als die meisten Menschen, egal, ob aus Deutschland, Russland, der Ukraine oder aus Kasachstan. Seit dem Zerfall der Sowjetunion habe ich mich nirgendwo zu Hause gefühlt. Weder in Kasachstan, weil ich ethnisch kein Kasache bin, noch in Deutschland, weil ich woanders aufgewachsen bin. In Russland war ich nur einmal als Tourist. Ich bin ein „soviet kid“ der letzten Generation. Die meisten Russen haben Russland als ihre Heimat akzeptiert, die Ukrainer haben die Ukraine. Den Staat, den ich als meine Heimat betrachte, gibt es nicht mehr. Es kann sein, dass einige Menschen aus dem Donbass ähnlich empfinden. Ähnliches hörte ich von Leuten, die in Jugoslawien geboren wurden. Deshalb tut mir das alles so leid, was hier passiert. Ich kann weder die eine noch die andere Seite unterstützen. Für mich ist das ein Volk. Ich empfinde das Ganze als eine große Tragödie.

Nun sollte man meinen, dass die Musikszene der Ukraine, die sich in den letzten Jahren eher dem westlichen Kulturkreis zugewandt hat, wahrgenommen werden müsste. Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich bisher kaum etwas davon mitbekommen habe. Wie ist das bei dir und warum ist das deiner Meinung nach so?
Gute Frage! Bulgarien, Rumänien, Kroatien haben sich schon lange dem westlichen Kulturkreis zugewandt. Hast du davon viel mitbekommen? Man merkt sofort, was zum Zentrum und was zur Peripherie gehört, auch auf subkultureller Ebene. Ich habe mich früher sehr für die ukrainische Musikszene interessiert. Auf der Krim gab es eine meiner Lieblingsbands: MEMORIALS. Der Sänger hatte auch ein Fanzine und ein kleines CD-Label mit russischen und ukrainischen Künstler:innen aus dem Melodic-Hardcore-Bereich. Nach 2014 ist er in die Westukraine ausgewandert. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. In Charkiw haben die Leute tolle Konzerte für Punkrock-Bands aus Russland und der Ukraine organisiert. Es gab auch ein Vinyl-Label mit Bands aus beiden Ländern. Aus Odessa erinnere ich mich an zwei sehr coole Bands: HOMESICK spielten sehr energischen, melodischen, russischsprachigen Punk im Stil von ADOLESCENTS, 7 SECONDS oder H2O, und REDEMPTION hatten englische Texte und gingen musikalisch in Richtung DESCENDENTS, PENNYWISE, NO USE FOR A NAME. Der Sänger war in beiden Bands der gleiche und veröffentlichte sehr coole DIY-CDs mit russischen und ukrainischen Bands. In Kiew gab es eine sehr gute englischsprachige Emo-Punkband namens MALOI. BLUESBREAKER haben auch guten englischsprachigen Hardcore gemacht. Diese Band habe ich auch im Haus Mainusch veranstaltet. Ich erinnere mich, dass die Band 2015 in Russland auf einem Hardcore-Festival spielen wollte. Damals wurde groß in russischen Foren diskutiert. Der Band warf man vor, ukrainische Soldaten, die im Donbass kämpfen, finanziell zu unterstützen. Die Band hat daraufhin ihren Auftritt abgesagt, um nicht zu riskieren, dass die russischen Behörden das Festival absagen. Die russischen Organisatoren wären bereit gewesen, dieses Risiko einzugehen. Im Westen des Landes, in Iwano-Frankiwsk, gab es eine sehr bekannte Punkband namens ФЛІТ (FLIT). Sie spielten sehr guten melodischen Punkrock mit ukrainischen Texten, viel Humor und Folk-Einflüssen. Die ersten Alben waren großartig. Danach ging es mehr Richtung Indierock. Ich glaube, die Band ist mittlerweile in die USA ausgewandert. Es gäbe noch so viel mehr ... Seit der Blockade der russischen sozialen Netzwerke 2017 in der Ukraine, habe ich nicht mehr viel von der ukrainischen Szene mitbekommen, auch weil ich Facebook und Instagram nicht mehr nutze. Ich hoffe nur, dass es allen einigermaßen gut geht und sie gesund sind.