20 Jahre später: ALKALINE TRIO

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Good Mourning (CD, Vagrant, 2003)

Nach dem grandiosen dritten Album „From Here To Infirmary“ von 2001 lag die Messlatte für den Nachfolger bei ALKALINE TRIO verdammt hoch. Zumal das Jahr 2003 wieder eine große Welle von melodischen Punkrock-Bands in die Plattenläden schwemmte. Diese bewegten sich allerdings meistens im hochkommerziellen und charakterlosen Bereich. Das hing mit Sicherheit auch mit den ganzen unsäglichen Highschool/College-Filmen aus dieser Zeit zusammen. Doch die 1996 gegründeten ALKALINE TRIO widersetzten sich glücklicherweise diesem Trend und zogen einfach weiter ihr ganz eigenes Ding durch: melancholischer, mitreißender Punkrock mit umwerfenden Melodien. Damals stand auch zu befürchten, dass das Trio aus Chicago eventuell auf den Emo-Zug aufspringen könnte. Doch auch das blieb zum Glück aus. Und so legten ALKALINE TRIO mit „Good Mourning“ ein Album vor, das auch zwanzig Jahre später immer noch hervorragend funktioniert. Die sich beim Gesang abwechselnden Stimmen von Gitarrist Matt Skiba und Bassist Daniel Andriano ergänzen sich ideal und bilden in meinen Augen mit das beste Gesangsduo im Punkrock – bis heute. Auch instrumental sind die beiden ein unschlagbares Team: Andrianos treibendes und gleichzeitig melancholisches Bassspiel bildet die Grundlage und den Grundton, auf dem Skiba mit seinen bittersüßen Melodien – die jedoch nie ins Weinerliche abrutschen – aufbauen kann. Bestes Beispiel hierfür ist der Überhit „We’ve had enough“, der alle Zweifler und Skeptiker endgültig verstummen ließ. Beeindruckend ist, dass die Chicagoer diesen Spagat auch live immer hinbekommen haben. Mit „Crimson“ von 2005 erschien bereits zwei Jahre später der Nachfolger auf Vagrant. Auch dieses Album fügte sich perfekt in die Diskografie der Band ein. Überhaupt muss ich sagen, dass die drei Alben auf Vagrant die besten der Band sind. Hierzu hat bestimmt auch Produzent Jerry Finn beigetragen. 2010 kam mit „This Addiction“ der Wechsel zu Epitaph Records, was ebenfalls wieder Sorgen und Zweifel auslöste, ob der Sound denn so weiterbestehen würde wie bisher. Und auch dieses Mal wurden alle Bedenkenträger Lügen gestraft. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass sich ALKALINE TRIO immer treu bleiben und ihren eigenen, unverwechselbaren Sound haben werden. In der Konsequenz lässt sich auch feststellen, dass keines der zehn (!) Alben der Band schlecht war oder extrem abfällt. Jetzt, da Matt Skiba ja nicht mehr bei BLINK-182 ist, besteht die Hoffnung, dass demnächst mal wieder etwas Neues von dem Trio erscheinen wird. Denn das letzte Album „Is This Thing Cursed?“ ist mittlerweile auch schon wieder fünf Jahre alt ...