25 Jahre später: BURNING HEADS

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Be One With The Flames (CD, Epitaph, 1998)

Bei Verfassen dieses Textes ist mir das erste Mal bewusst aufgefallen, welch riesige und beeindruckende Diskografie die 1987 gegründeten BURNING HEADS aus Frankreich vorzuweisen haben. Unglaubliche 16 Alben plus etliche EPs und Split-Releases, etwa mit SHUTDOWN und UNCOMMONMENFROMMARS! Und keine einzige dieser Veröffentlichungen war schlecht oder ließ es mal ein wenig abreißen. Doch „Be One With The Flames“ nimmt im Werk der Franzosen definitiv eine besondere Stellung ein. Denn mit diesem, ihrem vierten Album sollte der große Schritt gemacht werden. Nach drei Alben auf dem belgischen Label Play It Again Sam konnten die vier Jungs aus Orléans – nebenbei die heimliche Punkrock-Hauptstadt Frankreichs – dem Ruf und Angebot von Brett Gurewitz und Epitaph nicht widerstehen. Zu dieser Zeit expandierte Epitaph gewaltig und baute in Amsterdam sogar eine europäische Dependance auf, mit dem Anspruch, europäische Bands unter Vertrag zu nehmen und so die Szene in Europa zu stärken und die dritte Punkrock-Welle sich auch hier aufbauen zu lassen. Als relativ unbekannte Band, noch dazu aus dem nicht unbedingt punkaffinen Frankreich, konnten BURNING HEADS sich durchaus gebauchpinselt fühlen. Aber auch unabhängig vom Label ist „Be One With The Flames“ wirklich eine großartige, abwechslungsreiche Platte, die mit schnellem, bissigem und zugleich melodiösem Punkrock überzeugt. Auch scheuten die Franzosen nicht davor zurück, mit „Draw your brakes“ einen gelungenen Ausflug in das Reggae-Fach zu machen oder mit „Time to split“ auf Hardcore-Pfaden zu wandeln. Derartige Ausflüge in andere musikalische Gefilde erlaubte sich die Band auch in ihrer weiteren Diskografie erfreulicherweise immer wieder. „Be One With The Flames“ ist ein Album, wie man es sich damals wie heute von PENNYWISE gewünscht hätte. Die Liaison mit Epitaph sollte zwar nur noch für den Nachfolger „Escape“ (1999) halten, aber auch alles, was danach kam, war durchweg immer gut und mitreißend. Sei es auf Yelen Musiques oder später auf ihrem 2005 selbst gegründeten Label Opposite Prod. Sie blieben sich und ihrem Stil immer treu, aber nahmen nicht wie eben PENNYWISE oder auch RANCID immer das gleiche Album nur mit anderem Titel auf. Das und die Tatsache, dass die Jungs nach 36 Jahren und dem Ausstieg des Gründungsmitglieds und Sängers Pierre 2018 immer noch aktiv sind, macht BURNING HEADS für mich zu einer der besten und zugleich unterbewertetsten Punkrock-Bands des gesamten europäischen Kontinents. Nur leider war ihre Wirkung und ihre Bekanntheit über Frankreich hinaus über all die Jahre nie überbordend, so dass sie im Grunde nie über den Status eines Insidertipps hinaus kamen. Insofern hat der damalige Wechsel zu Epitaph leider nichts gebracht.