40 Jahre später: BLACK FLAG

Foto

Damaged (LP, SST, 1981)

Die kalifornische Punkband wurde 1977 unter dem Namen PANIC gegründet, nannte sich aber bald in BLACK FLAG um. In wechselnder Besetzung, vor allem am Mikro, spielte sie von 1979 bis 1981 drei EPs ein und auch einen Gig nach dem anderen, bei denen es immer wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen Punks und den Cops gab. Im Juni 1981 stieß Henry Rollins, Sänger der Washingtoner Punkband S.O.A., zu BLACK FLAG. Nach einer erneuten Umbesetzung, der vormalige Sänger wechselte an die Gitarre, wurde Henry Rollins zum vierten und endgültigen Leadsänger der Band. BLACK FLAG spielten nun in den Unicorn Studios in Hollywood ihr erstes Album ein. Es war mittlerweile der dritte Anlauf, ein komplettes Album aufzunehmen, aus den anderen Sessions waren die schon genannten drei EPs hervorgegangen. Dass es in der Band zwei Gitarristen gab, die sich außergewöhnlich gut ergänzten, verlieh dem Sound noch mehr Brachialität und Druck, als ihn die vorherigen Aufnahmen hatten. Die 15 Songs strotzen nur so vor Aggressivität und Wut. Schon der Opener „Rise above“ lässt einen nicht mehr los. Und dann geht es Schlag auf Schlag so weiter. Songs wie „Six pack“, „TV party“, „Police story“ über die Polizeigewalt gegen Punks oder „Gimme, gimme, gimme“ sind zeitlose Punk-Klassiker. „No more“, für mich einer der beeindruckendsten Songs der Platte, beginnt mit einem sich immer wiederholenden und in der Geschwindigkeit steigernden Bassgriff, dann nimmt ihn das Schlagzeug auf, und an dem Punkt, wo es nicht mehr schneller werden kann, heult die Leadgitarre auf und die aufgestaute Spannung entlädt sich in einem typischen BLACK FLAG-Punk-Kracher, während Rollins brüllt: „I won’t believe that this is all / I’m not happy, I’m not free ...“ Fräsende, schneidende Gitarrenklänge, gepaart mit einer Rhythmus-Sektion, die alles nach vorne treibt, und dazu Rollins’ typischer Gesang, ergeben eines der fesselndsten Punk Alben überhaupt. Interessanterweise ist erst der letzte Track, „Damaged I“, der erste Beitrag von Rollins für BLACK FLAG; alle anderen Stücke entstammen noch der Zeit, bevor er zur Band stieß. Passend zum Sound der Platte ist auch das Artwork. Das Frontcover zeigt Rollins, wie er mit geballter Faust einen Spiegel und damit auch sein Spiegelbild zerschlägt, während ihm das Blut über die Hand läuft. Auch wenn der Spiegel vor der Aufnahme mit einem Hammer bearbeitet wurde und das „Blut“ aus einer Mischung aus roter Tinte und Kaffee bestand, hat das von Fotograf Ed Colver aufgenommene Bild eine ganz besondere Ausdruckskraft, die wie die Faust aufs Auge zu dem Album passt – und mich damals wie heute fasziniert. Das Album selbst ist für mich bis heute die beste BLACK FLAG-Platte und eines der besten US-Punk-Alben aller Zeiten!