40 Jahre später: DEVO

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Freedom Of Choice (LP, Warner, 1980)

DEVO gründeten sich 1973 in Akron, Ohio, also weit weg von den musikalischen Zentren wie NYC oder L.A. Das war sicher einer der wichtigsten Faktoren, der die Band so einzigartig werden ließ. Die Urformation bestand aus den Brüderpaaren Mothersbaugh (Mark, Bob, Jim) und Casale (Bob 2 und Gerald). Jim wurde bald durch den langjährigen Schlagzeuger Alan Myers ersetzt. Ihr Sound zeichnet sich aus durch eine wilde Mischung aus New Wave, Industrial, Synthiesounds (später auch Samples), Punk, Art-Rock und Pop. Auch das Bühnenoutfit wurde gerade zur „Freedom Of Choice“ Tour ein wichtiger Teil ihrer Show. Eine Art Raumanzug mit rotem Helm (Energy Dome). „Science-Fiction trifft Kitsch“ oder „Punk trifft Kunst“, inspiriert von Azteken-Tempeln und Bauhaus. Einige Mitglieder waren ja Kunststudenten der Kent State University. Live machten sie sich einen Spaß daraus, unter dem Namen DOVE als ihr eigener Support-Act aufzutreten und sich dabei als „christliche Softrock-Band“ auszugeben. Humor hatten sie also auch. Ich kann nur empfehlen, sich alle Videos anzuschauen. In meiner Erinnerung hörte ich zuerst ihre destruktive Version von „(I can’t get no) Satisfaction“ der ROLLING STONES. Knaller! Der Bandname stammt aus dem Bandkonzept der „de-evolution“, entsprechend der Annahme, dass sich die Menschheit zurück- statt weiterentwickelt. Inspiriert wurde die Band unter anderem durch das kreationistische Pamphlet „Jocko-Homo Heavenbound“ von B.H. Shadduck von 1924.
„Freedom Of Choice“ erschien am 16. Mai 1980 und erreichte in den USA Platin-Status. „Whip It“, eine der vier Singles, schaffte es fast in die Top 10, verkauft wurden mehr als eine Million Exemplare (Gold). Dazu trug ganz sicher auch das ausgefallene Video bei, das auf einer 1962er Ausgabe des Dude Magazine beruht, das Sänger Mark Mothersbaugh in einem Antiquitätenladen fand. Bassist Gerald Casale kann man getrost als Pionier des Musikvideos bezeichnen, der die Clips auch auf Laser Disc veröffentlichte. Auf „Freedom Of Choice“ finden sich zwölf Songs mit einer Spielzeit etwas über 32 Minuten. Der Opener „Girl U want“, der Titelsong, „Gates of steel“ und das schon erwähnte „Whip it“ sind wohl die bekanntesten Titel. „Freedom Of Choice“ wurde zwischen Oktober 1979 und Frühjahr 1980 im Record Plant in Hollywood aufgenommen. Der Synthie-Sound gewann merklich an Einfluss, die Gitarren spielten aber weiterhin eine wichtige Rolle. Die Kritiker Scott Isler and Ira Robbins beschreiben das Album als „the band’s most evocative pairing of words and music“. Steve Huey (All Music) pries das Album als „their most cohesive, consistent material to date“. Das massive Airplay von „Whip it“ in den MTV-Anfangstagen bescherte ihnen im Nachhinein viel Anerkennung und auch größere Bekanntheit im Mainstream.