40 Jahre später: HÜSKER DÜ

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Statues (7“, Reflex, 1981)

Ich gestehe: Auf HÜSKER DÜ bin ich nur durch die THERAPY?-Coverversion von „Diane“ gestoßen. Und zwar mit 17, auf Klassenfahrt in London. Dort gab es bei Tower Records nicht nur die ersten gepierceten und tätowierten Verkäufer:innen meines Lebens, sondern auch einen großen Stapel CDs. Während meine Klassenkamerad:innen sich für grüne Haarfarbe, Doc Martens und Homeboy-Hoodies interessierten, war ich im Tonträgerparadies. Unter den Anschaffungen: „Candy Apple Grey“. Ich war sofort schwer verliebt und nach und nach erschloss ich mir den Rest: „Zen Arcade“ und natürlich das ungestüme Frühwerk des Trios. Die mittlerweile vierzig Jahre alte Single „Statues“ markiert den Urknall des HÜSKER DÜ-Universums und liegt mir hier in einer angereicherten Wiederveröffentlichung auf zwei 7“s vor. Das Original von 1981 gibt es aber auch schon für erschwingliche fünfzig Euro. Interessanterweise ist bereits auf der ersten Veröffentlichung alles vorhanden, was HÜSKER DÜ ausmacht. Dieser superdünne und gleichzeitig verzerrte Gitarrensound, das klöterige Schlagzeug, die großartigen Melodien von Bob Mould („Amusement“) und Grant Harts ruppiger Gesang. Im Gegensatz zum folgenden bisweilen sehr krachigen Frühwerk auf Albumlänge, dem Live-Album „Land Speed Record“ und der Compilation „Everything Falls Apart“, fällt auf, dass die beiden Originalsongs, darunter „Amusement“ in einer Live-Version, dann doch im Tempo recht gemäßigt sind und sich damit auch hervorragend auf „Zen Arcade“ gemacht hätten. Vom „Bricklayer“- oder „Punch drunk“-Highspeed-Hardcore ist hier nichts zu hören. Auf der 2013 erschienenen Neuauflage der Single auch mit dabei: das großartige „Let’s go die“ aus Greg Nortons Feder (auch auf „Everything Falls Apart“ zu finden) und das bislang unveröffentlichte rock’n’rollige Bob Mould-Stück „Writer’s cramp“, die ursprünglich beide für eine nicht realisierte 10“-Version von „Statues“ aufgenommen wurden. Soundmäßig ist das Ganze aus heutiger Sicht doch echt dünn, für viele Altpunks selbstverständlich „gehört so und ist geil“. Den Neueinstieg für Menschen jüngeren Alters macht das Ganze jedoch nicht unbedingt leichter. Diverse Veröffentlichungen aus dem Hause Dischord sind da klangtechnisch besser gealtert. Aus den rauschenden HÜSKER DÜ’schen Kaskaden schälen sich erst nach ein paar Durchläufen Harmonien und Melodien heraus. Ich habe mir das natürlich etwas schöngehört, glaube aber weiterhin fest dran, dass HÜSKER DÜ mit gutem Sound eine der drei größten Bands des Planeten hätten werden können. Macht nix: So sind sie ein gut gehüteter Geheimtipp, an dem sich vermutlich schon einige Generationen von Punkbands orientiert haben.