40 Jahre später: METEORS

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In Heaven (LP, Lost Soul, 1981)

Bereits im Jahre 1976 sang Johnny Cash im Titelstück seiner LP „One Piece At A Time“ vom Psycho-Billy und schuf damit angeblich den Begriff des „irren Hinterwäldlers“: „In the Psycho-Billy Cadillac, come on ...“ Wie so einer aussehen könnte, ist exemplarisch auf dem Cover der ersten DEMENTED ARE GO-Maxi „Holy Hack Jack“ zu sehen. Der US-Band THE CRAMPS wollte man ebenfalls, teils zu Recht, Pionierstatus in diesem Genre einräumen. Ich möchte musikhistorisch keine Kaffeesatzleserei veranstalten, aber Tatsache ist, dass sie eher Garage- und Beat-Musik mit Schockelementen machten. Der wahre Erfinder des Psychobilly ist hingegen eindeutig P. Paul Fenech mit seinen beiden Mitstreitern Nigel Lewis (Bass, Gesang) und Mark Robertson (der Punk an den Drums). Denn Psychobilly ist Fünfziger-Jahre-Rockabilly in härterer Gangart plus Schockelemente. Im Jahr 1979 veröffentlichten THE METEORS erstmals drei Songs auf dem Sampler „Home Grown Rockabilly“ (Alligator Records Nr. 01). Diese Tracks waren jedoch noch fast 100% purer Rockabilly. 1980 nahmen sie dann das EMI-Demo auf, das damals nur auf Kassette veröffentlicht wurde. Erst im Jahre 2004 machte Raucous Records es als „The Lost Album“ auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Doch von den 16 Tracks landeten später nur noch drei auf „In Heaven“, ihrer ersten reinen Psychobilly-LP, nämlich, nomen est omen, „Maniac“, „Psycho for your love“ und „The room“. Die 14 Songs plus Intro wurden am 4. Juli 1981 im Londoner Marquee Studio eingespielt, wo schon MARILLION, Elton John, KILLING JOKE, Toyah oder auch THE CLASH aufnahmen. Das Besondere an dieser Scheibe, die sich so dünn anfühlt, als habe man eine Flexidisc in den Fingern, ist der abwechselnde Gesang der beiden Sänger Fenech und Lewis, die ihre Songs auch selbst schrieben, zum Teil mit klackerndem Kontrabass („The crazed“ und „Rockabilly psychosis“ sind auch weiter Highlights im Wreckin’ Pit), teils mit E-Bass, wie er später bei ihnen bestimmend war. Schon zwei Jahre später hatte sich auf der ebenfalls Kult-LP „Wreckin’ Crew“ die Besetzung – bis auf Mastermind Fench natürlich – bereits völlig geändert. Dass bei Discogs die Erstpressung der Debüt-LP im Schnitt für schlappe 28 Euro zu bekommen ist, verstört indes etwas. Die teuerste Scheibe der Band ist die neben weiteren drei Singles releasete Split-LP mit dem Rock’n’Roll-Hero Screaming Lord Sutch aus dem Jahr 1981, dem Geburtsjahr des Psychobilly-Genres und Veröffentlichungsjahr der „In Heaven“-Scheibe, die in keiner Psycho-Sammlung fehlen darf. THE METEORS sind bis heute aktiv, und liefern weiterhin punktgenau den Sound, der mir in Fleisch und Blut übergegangen ist.