40 Jahre später: MINOR THREAT

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Filler (7“, Dischord, 1981)

578 Sekunden, mehr Laufzeit hat das Debüt der DC-Hardcore-Legende MINOR THREAT nicht und mehr braucht es auch nicht, um die unverwechselbare Energie rüberzubringen. Mit dieser Energie und ihrer Einstellung zum Leben waren sie damals einzigartig. MINOR THREAT gründete sich 1980 – zunächst in der Besetzung Ian MacKaye (FUGAZI, EMBRACE, EGG HUNT, THREE), Jeff Nelson (EGG HUNT, THREE) und Lyle Preslar (THE MEATMEN, SAMHAIN). Durch Lyle entstand der Kontakt zum Gitarristen Brian Baker (DAG NASTY, BAD RELIGION), der aber hier schnell mal zum Bass-Spielen überredet wurde. Beim Album „Out Of Step“ übernahm Steve Hansgen den Bass, wodurch sich Brian wieder der Gitarre widmen konnte. In ursprünglicher Besetzung haben sie nur ein Jahr nach Gründung ihre erste EP „Filler“ herausgebracht. Dies bedeutete zugleich die Gründung des Dischord-Labels, das von Ian und Jeff ins Leben gerufen wurde mit der Idee, nur Bands aus dem Punk- und Hardcore-Umfeld von Washington, DC zu veröffentlichen und damit die lokale Szene zu fördern. Aufgenommen wurde „Filler“ von Don Zientara und Skip Groff im Inner Ear Studio. Auf dem Cover der EP ist Ians Bruder Alec zu sehen, der hier von Susie Josephson Horgan abgelichtet wurde. Das ikonische Covermotiv wurde einige Male neu interpretiert, unter anderem von RANCID bei „... And Out Comes The Wolves“. Ians Texte bewegen sich zwischen Politik, Szenekritik und Individualismus, stets mit einem hohem Maß an Aggressivität und ohne sich in Floskeln zu verlieren. Wenn Ian schreit: „I don’t wanna hear it, your bullshit“, dann lässt das keinen Raum für Interpretation. Der wegweisendste Song der EP ist aber eindeutig „Straight edge“. Mit dem klaren Bekenntnis zur Abstinenz bezüglich Drogen und Alkohol wurde mehr als nur ein szeneinternes Statement gesetzt – hier wurde eine weltweite Bewegung gestartet, die bis heute existiert. In diesem Kontext wurde etwa das X auf der Hand übernommen, welches ursprünglich nur aufzeigen sollte, dass Konzertbesucher zu jung waren, um Alkohol zu trinken. MINOR THREAT hatten zwar nicht die längste Schaffenszeit und mit Sicherheit auch nicht unbedingt das harmonischste Bandleben, aber mit der Straight-Edge-Bewegung und dem Dischord-Label haben sie etwas geschaffen, das bis heute über ihre Songs hinaus Bedeutung hat. Aktuelle Bandfotos der Originalbesetzung vor dem Dischord-Haus in den letzten Jahren ließen immer mal wieder das Gerücht einer Reunion aufkommen – das hat sich aber immer schnell erledigt. Dieser kurze Artikel kann der Relevanz der Geschichte der Band und der DC-Hardcore-Szene natürlich kaum gerecht werden; dafür empfehle ich das Buch „Punk, DC. Dance Of Days“.