40 Jahre später: THE CURE - Three Imaginary Boys (LP, Fiction, 1979)

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Das Debütalbum „Three Imaginary Boys“ von THE CURE ist ein Post-Punk-Meilenstein. Die meisten der Songs sind kürzer als drei Minuten. Das gewöhnungsbedürftige Artwork wurde vom Label Fiction ohne Zustimmung von Robert Smith gewählt, was zur Konsequenz hatte, dass er künftig die komplette kreative Kontrolle über Cover und Songauswahl übernahm. Ursprünglich wollte Fiction auch nicht, dass das vom Bassisten Michael Dempsey gesungene Jimi Hendrix-Cover „Foxy lady“ auf das Album kommen sollte (auf der US-Version war der Song dann auch nicht enthalten). Auf dem Debüt der Band, die sich zunächst THE EASY CURE nannten, stechen fünf Songs besonders hervor, in Gestalt von „10:15 Saturday night,“ „Grinding halt“ (vom britischen Magazin Sounds in der Kritik missverstanden als „A pop song that reminds you of the ISLEY BROTHERS or THE BUZZCOCKS“), „Accuracy“, „Fire in Cairo“ und natürlich „Three imaginary boys“. „10:15 saturday night“ wurde von Robert Smith im Alter von 16 Jahren geschrieben, als er eines Abends – wie er sagte – „sehr mürrisch“ am Küchentisch saß, der Wasserhahn endlos tropfte (deshalb das lange „Drip drip drip“ im Songtext) und er das selbstgemachte Bier seines Vaters trinken musste. Schon früh perfektionierte Robert Smith die Kunst, die Melancholie und Depression der Pubertät in einem kurzen Song zu verdichten. Und man konnte perfekt dazu tanzen. Allerdings ging das Album in einem Jahr, in dem THE CLASH „London Calling“ und JOY DIVISION „Unknown Pleasures“ veröffentlichten, etwas unter. Im März 1979 waren JOY DIVISION dann Supportband von THE CURE. Das Album wurde in drei nächtlichen Sessions in den Morgan Studios in London aufgenommen, während dort tagsüber THE JAM „All Mod Cons“ einspielten (THE CURE nutzten teilweise deren Equipment). Zu dieser Zeit spielten sie auch im Vorprogramm von WIRE, von deren dunklen, kühlen Sound Robert Smith begeistert war. Ähnlich dystopisch wie im Song „London calling“ von THE CLASH klingt es bei Robert Smith in „Grinding halt“: „No light, no speak, no people, no food, no sound, no docks“. Die britische Musikpresse meinte es nicht gut mit dem Album. Paul Morley vom NME, der später ZZT Records gründete, schrieb: „THE CURE are trying to tell us something. They’re trying to tell us they don’t exist.“ Drei Monate nach der Veröffentlichung traf Robert Smith Steven Severin von SIOUXSIE AND THE BANSHEES bei einem Konzert von THROBBING GRISTLE und daraufhin spielten THE CURE für die Banshees als Support. „Three Imaginary Boys“ ist bis heute eines der wichtigsten Post-Punk-Alben aus einem Jahr, in dem auch Bands wie THE CLASH, JOY DIVISION und THE SPECIALS ihre bedeutendsten Platten herausbrachten.