40 Jahre später: THE SLITS

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Return Of The Giant Slits (LP, CBS, 1981)

Zwei Jahre nach dem Debütalbum „Cuts“ meldeten sich THE SLITS 1981 mit „Return Of The Giant Slits“ zurück – und schockierten damit ihre Zuhörer:innen. Allerdings nicht mit knallhartem Punkrock, sondern mit dessen scheinbarer Abwesenheit. Apropos Abwesenheit: Das Album war mehr als zwei Jahrzehnte lang vergriffen, bis es 2004 von CBS Japan und 2007 von Blast First auf CD wiederveröffentlicht wurde. Das Rerelease beinhaltete eine Bonus-Disc mit alternativen Versionen der Albumtracks, unter anderem einer japanischen und einer deutschen Version der Single „Earthbeat“. Die machen die Platte allerdings auch nicht leichter verdaulich. Mit „Return Of The Giant Slits“ entfernten sich die vier Brit:innen weiter vom ursprünglich rohen Sound aus den Anfangstagen. Als die Band 1977 THE CLASH auf ihrer „White Riot“-Tour begleitete, zeichnete sich die provokante Punkband noch durch rauhe und aggressive Songs aus. Studioaufnahmen gibt es davon allerdings nicht, lediglich einige Live-Mitschnitte. Auf „Cuts“ wandten sich THE SLITS dann schon Reggae-, Dub- und Weltmusik-geprägten Sounds zu. Mitverantwortlich war dafür ein Personalwechsel: Drummerin Palmolive verließ die Band 1978 und wurde ersetzt durch Peter „Budgie“ Clarke (später bei SIOUXSIE AND THE BANSHEES). Der rohe Live-Sound wich bassbetonten Tracks mit jamaikanischen Einflüssen. „Cuts“ lieferte das noch als aufgeräumte Variante. Bei „Return Of The Giant Slits“ warfen THE SLITS sämtliche Konventionen über Bord und besannen sich auf experimentelle und avantgardistische Klänge. Möglicherweise wurde das der Band am Ende selbst zu viel. Nach einer ausgiebigen Tour und der Albumveröffentlichung lösten sich THE SLITS Anfang 1982 auf, bevor sie sich 2005 reformierten. „Return Of The Giant Slits“ ist sicherlich nicht leicht zu lieben. Die Songs sind kaum greifbar, springen eher als verspielte Fragmente umher denn als Einheiten. Sängerin Ariane „Ari Up“ Forster scheint nicht nur die Grenzen ihrer Stimme in alle Richtungen auszutesten, sondern dabei auch noch auf dem Mischpult umherzulaufen. Ex-SLITS-Gitarristin Viv Albertine sagte einmal: „Es ist egal, ob du schief singst, wichtig ist: Was hast du zu sagen?“ Es ist schwierig zu verstehen, was „Return Of The Giant Slits“ einem zwischen quietschigem Gesang, wildem Getrommel und quäkenden Trompeten mitteilen will. Fest steht allerdings, dass THE SLITS mit dieser Platte auf sämtliche Erwartungen pfiffen, ihr Ding durchzogen und wieder einmal taten, was sie wollten. Und wenn das keine klare Punk-Botschaft ist, dann weiß ich es auch nicht.