BE WELL

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Back to life

Brian McTernan ist kein unbeschriebenes Blatt in der Hardcore-Szene. In jungen Jahren als Sänger der Band BATTERY, später als Produzent war er immer Teil davon. Warum er jetzt wieder auf der Bühne steht, anstatt hinter den Reglern zu sitzen, erklärt er uns hier.

Was ich mich gefragt habe: Wie sehr ist der Bandname BE WELL nicht nur ein Statement, sondern ein Memo an dich selbst, eine Aufforderung zur Achtsamkeit?

Es ist definitiv beides. Wir leben in einer Zeit der Unsicherheit und Isolation, in der es wichtig ist, daran zu denken, dass man sich um sich selbst kümmern muss.

Gerade ist die erste BE WELL-Patte erschienen. Wenn ich mir die Texte von „The Weight And The Cost“ so ansehe, scheint es, als hättest du dir eine Menge von der Seele reden müssen. Gab es einen Punkt in deinem Leben, an der du gemerkt hast, dass irgendetwas schiefläuft?
Es gab keine dramatische Bruchstelle, an der ich den Tiefpunkt erreicht hätte. Es war eher so, dass ich immer tiefer in eine wirklich schlimme Situation versunken war. Ich machte mich daran, diese Band zu gründen und diese Platte zu schreiben, weil ich es verzweifelt vermisste, Musik zu machen, und dann gab mir der Schreibprozess am Ende Klarheit darüber, wie dunkel der Ort war, an dem ich mich tatsächlich befand. Glücklicherweise gab mir das auch die Kraft, die notwendigen Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen.

Ich weiß, dass das nicht so einfach zu beantworten ist, aber kann Musik ein Lebensretter sein? Und wie hättest du die Frage damals als Sänger von BATTERY beantwortet?
Musik hat mir das Leben gerettet. Ich war nie gut in der Schule, ich war nie gut im Sport, mein Familienleben war total verkorkst. In der Punk- und Hardcore-Szene habe ich mich zum ersten Mal akzeptiert und verstanden gefühlt. Die Worte auf den Punk-Platten fühlten sich an, als würde mir jemand in den Kopf schauen, und sie halfen mir, die Welt um mich herum auf eine Weise zu verarbeiten, wie ich es vorher nie konnte. Ich fühlte mich auch so, als ich bei BATTERY war, aber jetzt fühle ich es mehr denn je.

Noch nie hatte ich bei einer Veröffentlichung so sehr den Eindruck, dass dies vor allem eine Platte für dich selbst ist und nicht eine für Fans oder irgendjemand anderen. Würdest du dem zustimmen?
Es ist ein extrem persönliches Album. Ich erzähle Dinge über mich selbst, die ich noch nicht einmal den Menschen, die mir am nächsten stehen, offenbart habe. Es sind Songs über Schmerz, Bedauern, Liebe und Hoffnung, und ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die sich damit identifizieren können. Für mich war der Schreibprozess kathartisch, und ich habe das Gefühl, dass ich endlich in der Lage war, einige Dinge laut auszusprechen, die ich mein Leben lang vor der Welt versteckt habe.

Wie wichtig sind die anderen Musiker in der Band für das Projekt, das BE WELL geworden ist? Welchen Beitrag haben sie zu der Platte geleistet?
Ich liebe jeden in der Band. Es sind unglaubliche Leute, es macht Spaß, mit ihnen zusammen zu sein, sie sind inspirierend und großartige Musiker. Dank dieser Unterstützung fühle ich mich jetzt wohler damit, die Musik und die Texte an einen anderen Ort zu bringen.

Ich habe gelesen, dass die Wiedervereinigung von BATTERY im Jahr 2017 so etwas wie ein Ausgangspunkt für BE WELL war ...
BATTERY hatten einen neuen Song namens „My last breath“, und es war das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass ich einen Text geschrieben habe. Die Art und Weise, wie die Worte einfach aus mir herausflossen, überraschte mich – es ließ mich erkennen, dass ich etwas aufgegeben hatte, das ich liebte und vermisste. Von diesem Zeitpunkt an begann ich jeden Tag zu schreiben, und aus diesen Liedern wurde BE WELL.

Was hast du bei der Arbeit an dieser Platte über dich selbst gelernt?
Ich habe verstanden, dass ich nicht allein bin. Ich hatte immer befürchtet, dass die Leute mich ablehnen würden, wenn sie wüssten, wer ich wirklich bin, aber das Gegenteil war der Fall. Jetzt fühle ich mich den Menschen um mich herum näher, und ich habe unzählige Botschaften von Menschen erhalten, die zu den Worten eine Verbindung und Trost gefunden haben. Das hat auch meine Dankbarkeit für diese Gemeinschaft verstärkt, die mir das Ventil gegeben hat, das ich dringend brauchte.

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Allstar-Band?
McTernan hat durch seine Arbeit viele Kontakte, so ist es nicht verwunderlich, dass auch die anderen Bandmitglieder von BE WELL keine Unbekannten sind. Am prominentesten dürften wohl Mike Schleibaum von DARKEST HOUR, der ebenfalls früher bei BATTERY war, sowie Aaron Dalbec von BANE sein. Komplettiert wird das Line-up durch Peter Tsouras und Shane Johnson von der Band FAIRWEATHER.

McTernan
Jeder, der in den letzten zwanzig Jahren Musik gehört hat, wird wohl ein Album im Schrank stehen haben, das McTernan produziert hat. So arbeitete er bereits mit Bands wie STRIKE ANYWHERE, TURNSTILE, SENSES FAIL, POLAR BEAR CLUB, BALANCE AND COMPOSURE, SET YOUR GOALS, Dave Hause, DARKEST HOUR, CIRCA SURVIVE, FROM AUTUMN TO ASHES, THRICE, HOT WATER MUSIC, SNAPCASE und vielen mehr zusammen.