BEAR

Foto© by Vlad VDK

Schwärzer als Schwarz

Das neue Album der Belgier ist ein Brocken. Aber wenn man das Album schon nach dem dunkelsten Farbton der Welt benennt, dann hat man wohl auch eine schwere Zeit durchgemacht. Dries, Bassist, und James, Gitarrist der Band, nehmen uns mit auf die Reise durch dieses Schwarze Loch.

Euer Album trägt den Titel „Vanta“, das ist das dunkelste Schwarz, das wir kennen, eine Farbe, die fast kein Licht reflektiert. Inwiefern steht der Titel für das Album und die Reise, die ihr beim Schreiben des Albums gemacht habt?
Dries:
In den letzten Jahren haben wir in der Tat einige wirklich dunkle Zeiten durchgemacht, sowohl individuell als auch mit der Band. Da gibt es offensichtliche Dinge wie Corona, Lockdowns ... aber auch wirklich intensive, persönliche Dinge wie der Kampf gegen Krebs, Herzschmerz, Verlust, und der ganze andere Horror, mit dem die meisten von uns tagtäglich zurechtkommen müssen. Diese Frustrationen und Emotionen haben die Inspiration für die Ideen geliefert, aus denen schließlich das Album „Vanta“ wurde. Der Titel steht für den tiefsten Punkt der Verzweiflung, in dem man sich befinden kann. Buchstäblich alles schwarz zu sehen: kein Ausweg, alles Licht in deinem Leben absorbierend. Obwohl sich der Schreibprozess um individuelle Gefühle drehte, war er wirklich eine Gemeinschaftsarbeit, bei der jeder seinen Beitrag leisten konnte. Wir tauschten Ideen aus und feilten gemeinsam an allem, bis das Endergebnis stand.

Ein Album, das nach dem schwärzesten Schwarz be­nannt ist – wie viel Hoffnung und Licht steckt da drin?
Dries:
Das Album dreht sich um eine Menge Frustration und negative Emotionen, aber wir haben versucht, all das direkt in unserer Musik zu kanalisieren, die eine große Quelle der Positivität in unserem Leben ist. Als eine gemeinsame Anstrengung von uns vieren liegen die Hoffnung und das Licht unterschwellig in der Musik selbst, bereit, von anderen erforscht zu werden, die ihr ihre eigene Bedeutung geben können und hoffentlich etwas Kraft gewinnen, um mit dem umzugehen, was auch immer in ihrem eigenen Leben los ist.
James: Obwohl der Gesamtsound des Albums und auch die Thematik sehr intensiv sind, soll das alles kathartisch wirken, eine positive Art, diese Emotionen loszulassen, roh und ungefiltert.

Als jemand, der selbst Erfahrungen mit Krebs gemacht hat, behandeln einige Songs des Albums auch dieses Thema. Kannst du erklären, inwiefern du damit zu kämpfen hattest und wie das seinen Weg in deine Musik gefunden hat?
James:
Mein Kampf mit dem Krebs hat die Welt, wie ich sie kannte, auf den Kopf gestellt. Es klingt wie ein Klischee, aber nichts bereitet einen wirklich auf so etwas vor, und man hat im Grunde zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt sich davon zerstören oder man versucht, daraus etwas Wertvolles zu lernen, das man nutzen kann, um etwas Positives in seinem Leben zu finden. Ich habe mich für Letzteres entschieden, und viele der Songs auf diesem Album handeln davon, wie ich versuche, mit meiner Krankheit auf eine gesunde Art und Weise zurechtzukommen ... mehr oder we­niger.
Dries: Es hat unser aller Leben auf jeden Fall auf den Kopf gestellt. Wir mussten oft unsere Pläne ändern und konnten nicht mehr wie geplant neue Musik schreiben und proben. Das führte zu noch mehr Frustration und Negativität, während es gleichzeitig unsere Überzeugung stärkte, weiterhin neue Songs zu schreiben. Nichts überzeugt dich mehr, deine Ideen zu verfolgen, als wenn dein Körper gegen dich kämpft. Wenn du das Glück hast, dich davon zu erholen, kann das deinen Willen stärken, weiterzumachen und weiterzugehen. Die Musik selbst ist der Beweis dafür.
James: Es ist ein großartiges Gefühl, auf dieses Album und all die Dunkelheit, die es umgibt, zurückzublicken und zu sagen: Ich bin immer noch da, und wir haben dabei etwas wirklich Besonderes geschaffen. Ich bin wirklich stolz darauf, und ich würde meine Erfahrungen nicht ändern wollen.