BEHIND THE SCENES: Ox-Schreiber*innen im Porträt – Teil 10

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Lars Weigelt

In dieser Ausgabe stellte ich Ox-Schreiber Lars Weigelt einige Fragen zu seinen liebsten Interviews, seinem Beruf und der Lage in seiner Heimatstadt Dresden.

Lars, wann und wie bist du zum Ox gekommen?


Das liegt schon ein paar Jährchen zurück. Mein Einstand war ein Konzertbericht über die großartige ROTTERDAM SKA JAZZ FOUNDATION 2005 im East Club, in der Nähe von Dresden. Das Ox war damals schon mein treuester Begleiter in puncto Punk und Rock und allem dazwischen. Irgendwann packte es mich und ich wollte mehr. Na, und dann zog ich los und hatte mit SCHROTTGRENZE gleich ein cooles erstes Interview am Start.

Hast du ein Interview, das dir in besonderer Erinnerung geblieben ist?

Och, da gibt’s einige, und das ist ja das Geniale am Machen und Mitmachen. Sehr cool war es bei MR. IRISH BASTARD im Tourbus vor dem Gig in Karlsruhe, bei dem wir auch, aber eben nicht nur gefachsimpelt haben; du ahnst sicher, was sich meine. Oder die langen und intensiven Gespräche mit Jochen von ACROSS THE BORDER. Cool fand ich zudem die Kombi aus E-Mail-Interview, nettem Smalltalk und schweißtreibendem Gig mit NOTHINGTON, um 2010 herum. Das war schon allein deshalb spannend, weil ich „damals“ den richtigen Riecher hatte und mir die Jungs schnappte, bevor sie hierzulande durch die Decke gingen.

Wir hatten uns ja kennen gelernt, als ich dir ein Interview mit GREAT CYNICS vor der Nase weggeschnappt habe. Welche Musik besprichst du sonst noch?

Als Adult-Punk höre ich mittlerweile nicht nur querbeet, sondern auch crossover alles über alle Genres. Aufs Ox bezogen habe ich meine Schwerpunkte im Bereich Streetpunk, Latino/Ska/Folk-Punk, Heartfelt-Punk, Punkabilly, Emo und ganz generell Acts aus dem Osten. Jenseits der Oder gibt es unzählige coole Bands zu entdecken, um mal eine Lanze für Ost- und Südosteuropa zu brechen.

Du lebst in Dresden, einer Region, die stark von AfD und PEGIDA beeinflusst wird. Wie erlebst du im Alltag Rassismus und Hass gegen Menschen mit Migrationshintergrund oder Leute, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen?

Oh Mann, da sprichst du was an. Diese Seuche namens Rassismus, Geschichtsvergessenheit und Neokonservatismus werden wir einfach nicht los. Das ist zum Kotzen! Ich weiß gar nicht, auf wie vielen Demos ich hier in den letzten zwanzig Jahren war, aber wir lassen nicht locker und uns unser Lebensgefühl nicht kaputtmachen, basta. Zu Dresden: Konservatismus gehört hier – im Tal der Ahnungslosen – leider seit jeher zum Grundrauschen. Es gibt Faschos übelster Sorte und ein mitunter bedrückendes Grundgefühl, das ist vor allem im gesamten Umland Teil der Folklore und man ist gut beraten, sich denen nicht allein entgegenzustellen. Ja, ist leider so, und was NPD und Co. in den Neunzigern nicht geschafft haben, kommt über die AfD wieder bis zur Kotzgrenze ans Tageslicht. Rassismus und billigste Ressentiments. Aber durch den Wahnsinn etwa in Halle und Hanau beginnen auch hier sich bisher wegduckende Leute aufzuwachen. Das lässt hoffen.

Gibt es in deiner Region Projekte und Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit oder zur politischen Bildung, die man unterstützen kann?

Ja, unbedingt. Es gibt hier so viele engagierte und coole Menschen. Die Außenwahrnehmung ist aber dermaßen verzerrt, dass die wertvolle Arbeit vor Ort nur selten so wahrgenommen wird, wie sie sollte. Das Bündnis Dresden nazifrei, die Mission-Lifeline-Crew, die WOD-Initiative und eigentlich alle hiesigen Kulturinstitution dieser, schönen, wenngleich etwas trägen, da sächsisch-gemütlichen Stadt verdienen ungeteilte Aufmerksamkeit und Support!

Du bist Autor verschiedener Sachbücher zum Thema Garten und Gartengestaltung. Ist das dein Hauptberuf beziehungsweise hast du etwas in diese Richtung studiert?

Klaro, ich bin – wie Helge Schneider – studierter Landespfleger und arbeite auch in diesem Bereich, immer mit dem Ziel, die Welt, und sei es nur einen Parkplatz, schöner und grüner zu machen. Ohne den Schritt zum Ox wäre das mit dem Bücherschreiben übrigens nie möglich gewesen, denn der Umgang mit Deadlines und Co. will gelernt sein, haha. Wer mag, schaut einfach mal unter meinem Namen ... ein paar gartenrelevante Bücher sind tatsächlich in den letzten Jahren entstanden. Ein, zwei kommen vielleicht auch noch hinterher, aber Family und Hamsterrad und Freizeitstress lassen dafür nur bedingt Raum. Und dann muss die Dinger ja auch jemand kaufen und lesen, aber das ist ein anderes Thema.

Nebenbei machst du auch Musik. Wie heißt deine Band und wo kann man sie hören?

Jede Woche im Proberaum, haha. Die Altherrentruppe nennt sich HAMMERKEEN, und ich liebe es einfach, ein bisschen eigenen Krach zu produzieren. Erfolgsdruck haben wir keinen, dafür sind wir zu faul. Mich wurmt es zwar, dass wir nicht so richtig aus dem Knick kommen, aber ich bin immer noch frohen Mutes, dass wir in absehbarer Zeit doch mal zwei, drei Songs in gut aufnehmen. Das Ding wird jedenfalls gnadenlos durchgezogen, basta, denn ein Leben ohne Musik: unvorstellbar.

Hast du eine*n Lieblingsschreiber*in beim Ox?

Ich liebe das Ox als Ganzes, ein Universum für sich. Die Mischung ist einmalig, und jede*r trägt ihren/seinen Teil dazu bei.