BEYOND THE LAMPLIGHT

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Blick nach vorn

Ein absoluter Geheimtipp für alle Fans von folkigem Punkrock sind definitiv BEYOND THE LAMPLIGHT aus Oregon, USA. Manch einer kennt die Herren vielleicht noch von ihrem Vorgängerprojekt LARRY AND HIS FLASK, das für seine energischen Highspeed-Banjo-Sounds und seine explosiven Live-Shows bekannt war. Daran knüpft das äußerst sympathische Quintett um Sänger und Gitarrist Ian Cook nun an und legt sowohl stilistisch als auch textlich noch einmal eine Schippe drauf. Höchste Zeit, um mit Ian über das neue Album und auch die Kollaboration mit Songwriter-Koryphäe Frank Turner zu sprechen.

Ian, wie habt ihr fünf euch kennen gelernt und wie seid ihr dazu gekommen, gemeinsam in Bands zu spielen?

Wir sind alle in der gleichen Gegend und in der gleichen Szene in Oregon aufgewachsen. Bend, so der Name unserer Heimatstadt, ist relativ klein, also war es irgendwie absehbar, dass einige der ernsthafteren Musiker einmal zusammenfinden würden. Und somit gründeten wir irgendwann unsere frühere Band LARRY AND HIS FLASK, aber das ist mittlerweile schon echt lange her.

Wie sieht die dortige Musikszene aus und hat die Pandemie die Situation verändert?
Es ist wirklich seltsam, denn es gibt eigentlich gar keine echte Szene. Bend ist eine Art Outdoor- und Urlaubsort und deshalb gibt es hier viel Funk und Reggae zu hören. Es gibt auch eine Menge Folk und Bluegrass, aber keine DIY-Punk-Szene oder so etwas. Die gab es hier einmal, aber mittlerweile ist sie verschwunden. Vielleicht werde ich aber auch nur alt und bin nicht mehr auf dem Laufenden. Was die Pandemie anbelangt, scheint die Musikszene hier keinen allzu großen Schaden genommen zu haben. Natürlich gab es einige Schließungen und es waren schwierige Zeiten, aber alles scheint sich wieder gut erholt zu haben.

Macht ihr mittlerweile hauptberuflich Musik oder habt ihr auch noch andere Jobs?
Wir können es im Moment leider nicht wirklich in Vollzeit machen. Wir haben alle Familie und einige sogar Kinder. Also machen wir so viel, wie wir gerade schaffen. Aber wir hoffen, in Zukunft ein bisschen mehr Zeit in BEYOND THE LAMPLIGHT stecken zu können, ganz klar.

Woher kommt deine Liebe zu Folk, Bluegrass oder Americana? Bist du mit dieser Musik aufgewachsen?
Ja, einiges davon ist definitiv von meinen Eltern eingesickert. Mein Vater war in den Siebzigern Frontmann seiner eigenen Country-Band, also war die Musik ein wichtiger Teil meiner Erziehung. Als ich älter wurde und mich mit allen möglichen Musikrichtungen beschäftigte, war ich noch mehr von Roots- und Oldtime-Musik fasziniert. Ich finde, je mehr man sich mit der Musik als Ganzes beschäftigt, desto weiter geht man in der Zeit zurück. Am Ende sucht man nach den Ursprüngen und im Fall von Rock’n’Roll ist es früher Blues und Folk, auf dem alles basiert.

Worin liegt der Hauptunterschied zu euren früheren Projekten?
BEYOND THE LAMPLIGHT sind weniger genretypisch als LARRY AND HIS FLASK. Die Instrumentierung ist vielseitiger und erlaubt es uns, einmal ganz neue Dinge auszuprobieren. Und dabei bewegen wir uns zunehmend weg von den banjolastigen Hillbilly-Vibes und graben musikalisch sowie textlich ein bisschen tiefer. Das fühlt sich für uns wirklich befreiend an.

Zwei Jahre nach eurer Debüt-EP veröffentlicht ihr nun das erste richtige Album.
Ja, tatsächlich haben wir sogar bereits mit der Arbeit an der nächsten Platte begonnen. Ich schreibe ständig neue Musik und Dayne, unser Schlagzeuger, betreibt das The Firing Room Studio, in dem wir die bisherigen Aufnahmen gemacht haben. Daher ist es für uns immer ziemlich einfach, neue Sachen aufzunehmen. Ich bin wirklich sehr gespannt auf die neuen Songs, weil wir gerade wieder mit ganz anderen Sounds und Einflüssen experimentieren.

Und was inspiriert dich dabei inhaltlich?
Die Pandemie hatte definitiv einen großen Einfluss auf die Texte des neuen Albums – das gilt vor allem für den Aspekt der psychischen Gesundheit. Während der Lockdowns hatte jeder von uns viel Zeit, um über sich und sein Leben nachzudenken. Ehen gingen in die Brüche, Leute kündigten ihre beschissenen Jobs und widmeten sich bereichernden Hobbys und Leidenschaften. Das kollektive Bewusstsein wurde regelrecht überrollt und das hat sich natürlich auch stark auf mein Songwriting ausgewirkt.

Bei „Shelter“, einer der vorab veröffentlichten Singles, habt ihr mit Frank Turner zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?
Wir haben Frank vor Jahren bei einer gemeinsamen Tour kennen gelernt, waren danach immer wieder zusammen mit ihm unterwegs und sind uns auf diesen Touren sehr nahegekommen. Als ich „Shelter“ schrieb, dachte ich, dass Frank ideal dafür wäre, hier ein paar Zeilen zu singen. Also fragte ich ihn einfach und er war sofort einverstanden. Ich finde, sein Feature ist fantastisch geworden und verleiht dem Song eine ganz besondere Dynamik. Ganz zu schweigen davon, dass Frank einfach eine absolute Legende ist und wir uns wirklich alle riesig darüber freuen, dass er mit an Bord ist.

Was steckt hinter dem Albumtitel „Don’t Forget To Leave It All Behind“?
Es geht darum, nicht zu vergessen, all das Gepäck und die verschwendete mentale Energie, den Mist und die Probleme hinter sich zu lassen. Es ist an der Zeit, mit klarem Verstand und klarem Herzen vorwärts zu gehen.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus, geht ihr jetzt auf Tour und kommt auch nach Europa?
Wir versuchen nun auf jeden Fall so viel wie möglich rauszukommen und live zu spielen. In den USA steht im September eine kleine Tour an und nächstes Jahr würden wir natürlich sehr gerne auch zu euch nach Europa kommen.