BLOODSTRINGS VS. THE RUMPERTS

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Fragen über Fragen

Alles hängt mit allem zusammen, und wie es der Zufall so will, kennen sich Nick von den BLOODSTRINGS aus Aachen und Patrick von den RUMPERTS aus Niederösterreich. THE RUMPERTS haben gerade ihr neues Album „New Age Jesus“ auf Sbäm Records veröffentlicht, der neue BLOODSTRINGS-Longplayer „Heartache Radio“ steht kurz vor dem Release (via Dackelton). Also haben wir Nick und Patrick gebeten, dem jeweils anderen ein paar Informationen zu entlocken.

Nick: Die Übung ist, sich gegenseitig als Bands zu fragen, was man immer schon wissen wollte. Eine unserer Gemeinsamkeiten ist, dass wir jeweils ein Pärchen in der Band haben. Führt so etwas auch zu stressigen oder weniger angenehmen Situationen innerhalb der Gruppe? Wie sieht der Alltag für Paare in einer Band aus? Könnt ihr das von eurem „Privatleben“ trennen?
Patrick: Es gibt natürlich Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass man meistens die Einzel- beziehungsweise Doppelbettzimmer – falls man mal das Glück hat – abstauben kann. Man kann zusammen auf „Urlaub“ fahren und erspart sich das schlechte Gewissen, immer alleine on the road zu sein. Allerdings kann zum Beispiel niemand den Hund und die Katze füttern, wenn der ganze Haushalt auf Tour ist. Einerseits ist es wahnsinnig schön, seine Leidenschaft mit seinem Partner zu teilen, doch man muss schon aufpassen, dass man die negative Energie von etwaigen Streitereien nicht ins Bandleben mitnimmt und umgekehrt.

Nick: Unsere zweite Frage lautet: Wie sehr nehmt ihr Sexismus im Punk wahr? Häufig, weniger häufig? Was würdet ihr euch von den Fans und anderen Bands wünschen?
Patrick: Anfangs waren wir ja drei Frauen und ein Mann in der Band. Es ist leider schon passiert, dass man als Sänger dann bei Shows Fragen gestellt bekommen hat wie :„Du fickst doch sicher alle in deiner Band, oder?“ Oder: „Boah, eure Gitarristin ist so geil, ist sie vergeben?“ Als wir in Frankreich gespielt haben, hat ein Typ aus dem Publikum unserer Bassistin so was zugerufen wie „Du fette Sau, ich will dich ficken.“ Natürlich auf Französisch, nur wusste der eben nicht, dass sie auch Französisch spricht. Also man merkt schon, dass es leider noch nicht bei allen angekommen ist, worum es beim Thema Feminismus und Gleichberechtigung eigentlich geht. Aber man merkt zum Glück auch, dass sich vor allem in den letzten zwei, drei Jahren sehr viel getan hat und es zum Beispiel auf fast jedem Festival im Punk-Bereich Awareness-Teams gibt. Wir würden uns wünschen, dass alle Menschen respektvoll behandelt und nicht vorschnell beurteilt und in eine Schublade gesteckt werden. Wir würden von den Fans gern als Musiker:innen gesehen und verstanden werden und es nicht nur um Aussehen, Geschlecht oder Herkunft geht.

Patrick: Euch gibt es ja schon ein wenig länger. Habt ihr das Gefühl, dass sich die Punk-Szene seit der Gründung eurer Band verändert hat? Oder hat sie euch verändert hat und wenn ja, wie?
Nick: Zehn Jahre, das ist ja für eine Punkband fast jung! Veränderungen in der Punk-Szene generell könnten wir jetzt gar nicht unbedingt benennen, zumindest nicht im Großen. Wir verändern uns als Gesellschaft ja immer und als Szene wahrscheinlich auch. Es gibt heute mehr Awareness, etwas weniger blöde Witze und sonstige Kackscheiße. Der krasseste Unterschied für uns ist, dass seit einigen Jahren echt viele Newcomer schnell viel herumkommen. Als wir gestartet sind, war es noch etwas schwieriger, Kontakte aufzubauen, um Shows spielen zu können. Das ist definitiv positiv!

Patrick: Ihr habt ja ein neues Album am Start. Wie war der kreative Prozess? Geht ihr das bei jedem Album gleich an oder war es diesmal anders?
Nick: Eigentlich ist unser Songwriting schon immer ein Prozess gewesen, der alle Mitglieder der Band einmal einbindet: Meist fängt es mit einer Grundidee von mir oder Celina an, vier Akkorde, ein Refrain oder ein ganzer Text. Das wird dann vorgestellt und mit Riffs, die Manni im Repertoire hat, aufgehübscht. Das Besondere an unserem dritten Album und damit unserer vierten Studioaufnahme war, dass wir vieles noch im Studio geschrieben haben. Der kreative Vibe war so gut, dass wir viele Gitarrenspuren und Gesangsmelodien noch während der Produktion hinzugefügt oder ausgetauscht haben – so darf es gerne immer sein! Vor allem ist uns aber aufgefallen, dass wir unser Songwriting einfach anders geworden ist: Es ist etwas back to the roots, denn wir waren schon immer Punkrock-Kids, und hat sich wieder etwas von unseren düstereren Einflüssen aus Psychobilly und Horrorpunk entfernt. Und gleichzeitig ist es eine super moderne Produktion, was wir so auch noch nicht hatten, mit richtig kräftigem Sound und keinem LoFi-Feeling!

Nick: Auch ihr habt ein neues Album raus und aufgenommen habt ihr es im Blasting Room in den USA! Wie ist das passiert, wie lange wart ihr dort und wie war das Arbeiten dort? Wurde es richtig produziert oder im Grunde „nur“ aufgenommen?
Patrick: Als uns Stefan „Sbäm“ Beham Ende 2022 angerufen und uns die Botschaft verkündet hat, waren wir alle erst mal im positiven Schockzustand. Ich bin wie ein verrücktes Huhn rumgesprungen. Geplant waren zehn Tage im Studio, davon sechs fürs Recording, aber im Endeffekt haben wir das die ganze Zeit gemacht. Aufgenommen haben wir mit Chris Beeble, mit dem wir wahnsinnig glücklich waren. Er hat es geschafft, unter dem enormen Zeitdruck die Ruhe zu bewahren, und hat trotzdem immer wieder Ideen eingebracht, ohne die unser Album einfach nicht dasselbe wäre. Generell war das ganze Team im Blasting Room einfach super nett und es war schön zu sehen, wie sehr da zusammengearbeitet wird. Das Sahnehäubchen von dem Ganzen war, dass wir dort übernachten konnten und wir jeden morgen neben Memorabilia von ALL/DESCENDENTS aufgewacht sind. Unsere Kinnladen hingen die ersten Tage also erst mal bis zum Boden, haha.

Nick: Wie nehmt ihr so die Punk-Szene in Österreich wahr und habt ihr da einen Vergleich beispielsweise zur deutschen Szene? Was macht eure einzigartig?
Patrick: Es ist auf jeden Fall schön zu sehen, dass das Interesse in den letzten Jahren wieder ein wenig gewachsen ist und Bands wie RENTOKILL und DIE BÖSLINGE wieder vermehrt spielen. Man merkt auch, dass auf den Konzerten wieder mehr los ist. Unterschiede gibt es, glauben wir, eher nur oberflächliche. Österreichische Deutschpunk-Bands schrecken vielleicht weniger davor zurück, in ihrem Dialekt zu singen, und das funktioniert auch eher. WIZO auf Schwäbisch wären zum Beispiel schwer vorstellbar.

Patrick: Wenn ihr nicht Musik machen würdet, wie würdet ihr sonst eure freie Zeit verbringen? Oder wüsstet ihr gar nicht, was ihr sonst anstellen würdet, und seid dankbar, dass ihr diese Möglichkeit habt?
Nick: Also wir wären wahrscheinlich alle in Bands, da wir auch vorher alle in verschiedenen Bands waren. Ich und Celina würden wahrscheinlich gemeinsam Musik machen, aber wir alle sind immer mal in andere Projekte involviert. Bei Patrick und Manuel haben sich die privaten Bedingungen durch Familiengründung geändert, aber Musik ist so oder so ein großer Teil im Leben jedes Bandmitglieds. Gäbe es BLOODSTRINGS nicht, würden wir uns jetzt einfach über eine andere Band unterhalten. Aber wir sind unendlich glücklich darüber, dass wir uns gefunden haben und das alles gemeinsam als Freunde erleben dürfen!

Patrick: Habt ihr schon Pläne für die Zukunft oder lebt ihr eher im Moment und schaut, was auf euch zukommt?
Nick: Wir schreiben eigentlich immer Songs. Auch jetzt freuen wir uns darauf, vielleicht 2024 wieder ins Studio zu gehen – in welchem Umfang wissen wir noch nicht! Es geht auf jeden Fall immer weiter und wir planen bereits Shows und Festivals für die nächsten zwei Jahre. Die Kreativität stoppt auf jeden Fall nie und die ersten Demo-Songs liegen schon bereit.