Cover-Ikonen: BIG BLACK

Foto

Headache (12“, Touch and Go, 1987)

BIG BLACK brachen bekanntlich oft und gerne Tabus. So thematisierten sie in ihren Texten Mord, Vergewaltigung, sexuellen Missbrauch, Brandstiftung, Rassismus oder Frauenhass, oft aus der Sicht des Täters. Ursprünglich als Einmannprojekt von Steve Albini gegründet, schlug sich diese anarchische Provokation von Beginn an auch in der Aufmachung der Veröffentlichungen nieder. Als Albini 1982 die erste EP „Lung“ mit Unterstützung von John Bohnen am Saxophon einspielte, lag einem Teil der Erstauflage verschiedenster Ramsch bei, darunter Rasierklingen, Haare, Blut und Fotos von Leichen.
1986/87 hatten BIG BLACK musikalisch zwar das Gefühl, bereits all ihre Möglichkeiten ausgereizt zu haben, in puncto Artwork sah man aber noch ein wenig Spielraum. Während man die eigene Unzufriedenheit mit den fertigen Aufnahmen von „Headache“ in dem Sticker „Not as good as Atomizer, so don’t get your hopes up, cheese!“ zum Ausdruck brachte und damit gleichzeitig die Werbestrategien der Mainstreamlabels ad absurdum führte, legte man eine auf je 1.000 Exemplare limitierte „Headache“-Version bei Touch and Go und Blast First mit heftigem Cover auf: Auf Vorder- und Rückseite ist jeweils ganzseitig ein gerichtsmedizinisches Foto eines männlichen Unfallopfers mit gespaltenem Schädel zu sehen. Um sensible Personen vor diesem Anblick zu bewahren, wurde die Platte nur schwarz eingetütet verkauft, dabei haben die Touch and Go-Ausgaben ein silbern foliertes BIG BLACK-Anarchie-Logo, Blast First-Ausgaben ein goldenes. Außerdem besonders an der limitierten Version: ein Poster, eine zusätzliche 7“ – „Heartbeat“ mit einem WIRE-Cover plus drei BLACK FLAG-Songs –, teilweise wie die EP selbst in rotem Vinyl, ein 12-seitiges Booklet mit diversen Kurzgeschichten und verschiedenen grafischen Schwarzweiß-Provokationen wie eine Hand, der gerade mit einem Messer Finger abgeschnitten werden oder eine Anleitung für diverse Beischlafpositionen.
Bisschen billig, wird mancher da vielleicht einwerfen. Und ja, immer wieder kommen bei BIG BLACK unter anderem Rassismus- oder Homophobie-Vorwürfe auf. Ob man das nun als geniale künstlerische Provokation, die der hässlichen Fratze der Gesellschaft den Spiegel vorhält, deuten will oder doch eher als bösartig-morbide Entgleisungen, muss jeder für sich entscheiden. Spätere „Headache“-Auflagen erschienen jedenfalls stark entschärft mit der hier den Einband des Booklets zierenden Zeichnung von Savage Pencil auf der Vorderseite. Wie Albini das kommentieren würde? „Write if you want, but we probably won’t have time to write back. Think of it as therapy. People still write letters to elvis, after all. Elvis the pelvis had a brother named enis, by the way. He was popular at dances. there is a special hell for people who bring babies on airplanes.“ Sagt er jedenfalls in den Linernotes.