DEVIL SOLD HIS SOUL

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Der Glaube lebt

Es ist neun Jahre her, dass DEVIL SOLD HIS SOUL ihr letztes Album „Empire Of Light“ veröffentlicht haben. Nach der Jubiläumstour zum Debüt „A Fragile Hope“ zusammen mit ihrem ehemaligen Sänger Edward Gibbs haben sich die Briten erneut für ein Album vereint und dabei sowohl Ed als auch den neuen Sänger Paul Green am Mikrofon behalten. Die beiden erzählen von der Entstehung von „Loss“, ihren Zukunftsplänen und davon, dass die Band kurz davor war, sich aufzulösen.

Extreme

Nach der Veröffentlichung des letzten Albums erschien 2014 die EP „Belong / Betray“, gefolgt von einer Phase der Ungewissheit. Die Rückkehr von Ed sorgte für eine positive Grundstimmung, die auch den Ursprung des vierten Albums „Loss“ ausmacht, wie Paul sagt: „Es war wirklich an der Zeit. Die positiven Vibes – und wir haben momentan bandintern die beste Stimmung, die wir je hatten – haben uns wirklich angetrieben.“ Doch bevor die Band auf diese Weise aufblühte, gab es Zeiten des Zweifels. „Es herrschte kein Hass zwischen uns, wir hatten aber einfach keinen Kopf für die Band. Es wäre auf jeden Fall auch möglich gewesen, dass wir uns aufgelöst hätten.“

Nun agieren beide Sänger, Ed, der von 2004 bis 2013 alleine sang, und Paul, der 2013 für Ed übernahm, an den Mikrofonen der Band. Etwas, das laut der Musiker nicht notwendig wäre, aber gewollt ist. So ergänzen sie den Sound von „Loss“ mit den alten, wie auch den neuen Aspekten von DEVIL SOLD HIS SOUL und liefern damit ein Gesamtergebnis, das klar in die Diskografie der Band passt, allerdings viel extremer ist als alles zuvor.

Variation
„Unsere Musik galt immer einer gewissen Grundstimmung und war auf den älteren Alben etwas anders. Wenn du dir ‚A Fragile Hope‘ anhörst, dann sind alle Songs ziemlich ähnlich, was das Album unfassbar kohäsiv wirken lässt. Auf ‚Loss‘ jedoch haben wir enorm harte, enorm düstere und enorm ruhige Parts, was dem Ganzen jede Menge Variation verleiht“, sagt Ed. Das alles kulminiert in einer Reise zwischen verschiedenen Gefühlen, Stimmungen und stellt für den Sänger die bisher größte musikalische Expedition der Band dar.
Auch Paul schätzt die unterschiedlichen Ansätze und stellt fest, dass auf „Loss“ noch viel mehr gesungen wird als je zuvor. „Ich denke, das Album profitiert davon enorm“, so Paul. Geplant war das anfänglich nicht, wie er erzählt. „Es war ein Prozess und eine natürliche Reaktion, als wir uns die Songs angehört haben.“
Erwartungshaltungen
Mit der ersten großen Veröffentlichung seit langer Zeit geht auch Aufregung und eine gewisse Unsicherheit einher, wie Paul gesteht. „Wir sind jetzt bei Nuclear Blast, bei denen hauptsächlich harte Bands gesignt sind. Es wird sicherlich einige geben, die unseren Gesang, unsere Melodien und unsere Musik nicht mögen, und insofern werden wir sicherlich brutale Kritik zu hören bekommen.“ Alles in allem würde das die Band aber nicht wirklich überraschen oder gar verunsichern, wie Paul ausführt. „Wir sind glücklich, auf so einem Label zu sein, weil viele Leute damit die Chance erhalten, bei der Band einzusteigen und zu sehen, was wir vorher schon gemacht haben.“
Auch Ed baut auf diesen Effekt. „DEVIL SOLD HIS SOUL gibt es seit 17 Jahren und wir klingen immer noch nach uns, auch wenn wir musikalisch definitiv gewachsen sind. Es gibt sicher Leute, die darauf hoffen, dass wir ‚A Fragile Hope‘ Part 2 schreiben, aber das wird nicht passieren, wir sind reifer geworden und nicht mehr die, die wir damals waren.“ Auch auf negative Kommentare auf dem YouTube-Kanal von Nuclear Blast geben sie nichts, wie Ed sagt. „Es gibt Leute, die beleidigen uns, weil wir es wagen, Skinny Jeans und ganz normale Klamotten wie Hemden zu tragen.“

Tiefer Glaube an die eigene Musik
DEVIL SOLD HIS SOUL glauben an ihr neues Album und würden sich für den Erfolg niemals verbiegen. Für die beiden Sänger ist „Loss“ das beste Album, das die Band je geschrieben hat, wie Ed ausführt: „Ich denke, es gibt keinen schlechten Track auf diesem Album. Wir glauben wirklich an diese Musik und meinen es ernster denn je zuvor.“ Dennoch herrscht eine gewisse Nervosität, da DEVIL SOLD HIS SOUL aufgrund ihrer langjährigen Pause vielen kein Begriff mehr sein werden.
Auch der Gedanke, wieder auf die Bühne zu gehen, sorgt für eine gewisse Unsicherheit, so Paul. „Wir sind keine große Ego-Band, sondern einfach normale Typen. Wenn ich momentan auf die Arbeit oder einkaufen gehe, fühle ich mich bereits nervös. Meine sozialen Skills haben durch die Pandemie definitiv gelitten. Ich weiß nicht, wie sich das dann auf einer Bühne anfühlen wird.“ Auch die Perspektive der Konzertzuschauer:innen spielt hier eine Rolle, wie Ed hinzufügt: „Wir haben neulich erst darüber geredet, ob es künftig bei unseren Shows Safe Zones geben sollte für Menschen, die sich inmitten der Crowd nicht mehr wohl fühlen.“ Viel zu normal wurde diese Distanz zu anderen Menschen und viel zu unklar ist, wie es sein wird, wenn Konzerte wieder stattfinden können.

Zukunftspläne
„Loss“ hinterlässt bei Paul nun auch eine gewisse Leere. „Ich habe auf dem Album alles verarbeitet, was mich mein Leben lang beschäftigt hat. Wenn du mich direkt nach dem Recording gefragt hättest, ob ich eine Idee für einen neuen Song habe, hätte ich nein gesagt.“ Ed hingegen hat bereits wieder Ideen, wie er schmunzelnd zugibt.

Die Frage, ob es abermals neun Jahre bis zu einem weiteren Album dauern wird, beantwortet Paul amüsiert: „Ich hoffe nicht, haha!“ Viel zu groß ist der Wunsch, neue Fans zu gewinnen, größere Konzerte zu spielen und mit der Musik viele Menschen zu erreichen. Insbesondere in Deutschland zu touren ist der Band sehr wichtig, wie Ed sagt. „Die besten Erinnerungen haben wir an Deutschland.“ Paul fügt lachend hinzu: „Ich will endlich wieder Schnitzel essen, gutes Bier trinken und 50 Cent für die Toilette auf der Raststätte zahlen, haha.“ Bis dahin wird es wohl noch eine Weile dauern. Abwarten können es DEVIL SOLD HIS SOUL jedoch kaum noch, denn die Hoffnung, die Motivation und der Glaube sind so groß wie nie zuvor.