FORD PIER

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Don’t be sick of the good times

Als ich Anfang der 2000er Jahre einige Touren für REMOVAL aus Vancouver buchte, wurde ich erstmals auf Ford Pier aufmerksam. Er hatte damals viel mit NOMEANSNO zu tun und spielte zusammen mit John Wright, Keith Rose, Scott Henderson und Tom Holliston bei den SHOWBUSINESS GIANTS. Im Juni 2019 hatte ich dann endlich die Chance, ein Konzert mit Ford im Djäzz in Duisburg zu veranstalten. Nach einem grandiosem Auftritt und einem nächtlichen Ausflug zum Landschaftspark Duisburg ist am folgenden Tag auch noch Zeit für ein kleines Interview.

Ford, man kennt dich eigentlich eher in Zusammenhang mit Bands wie dem VENGEANCE TRIO und den SHOWBUSINESS GIANTS und mich hat es doch gewundert, dass du jetzt allein unterwegs bist. Wie kam es dazu?


Wir spielten unsere letzte Show als VENGEANCE TRIO am 60. Geburtstag von Scott Henderson von den SHOWBUSINESS GIANTS im letzten Februar. Nach zwei Studioalben und sieben Jahren waren wir an einem Punkt, an dem es nicht mehr besser werden konnte. Also wurde es Zeit, das ganze Ding zu stoppen. Zudem haben sich unsere Interessen verlagert, die anderen beiden sind sehr mit ihren Familien und ihrer Arbeit beschäftigt, so dass es auch keine Chance gab, mit dem neuen Album zu touren, welches wir letztes Jahr herausbrachten. So habe ich mich entschlossen, mich mehr und mehr auf die Arbeit als Solokünstler zu fokussieren.

Du hast schon einige Platten unter deinem Namen herausgebracht, aber alle hast du mit einer Band aufgenommen. Du bist nur bei einer Handvoll Songs wirklich allein zu hören. Warum kam bis jetzt kein reines Soloalbum von dir?

Da sind ein oder zwei Solo-Songs auf den Alben, aber darauf lag nie mein Fokus. Vor etwa drei Jahren bekam ich die Gelegenheit, für eine Zeit lang als Gastmusiker in einer Bar in Vancouver aufzutreten. Dort spielte ich jede Woche ein anderes Set und bekam somit die Chance, verschiedenes Material zu testen. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich gänzlich davon abgekommen, allein auf der Bühne zu stehen, und habe begonnen, diese Zeit als Solokünstler sehr zu genießen. Allerdings frustrierte mich, dass fast alle meiner Songs für Bands konzipiert waren. Sie solo zu performen, machte keinen Sinn. Also habe ich einen ganzen Haufen neuer Songs für Gitarre und Effektgeräte geschrieben. Das neue Album ist halbwegs eingespielt, wahrscheinlich wird es Anfang nächsten Jahres herauskommen. Aber vorher wird es noch eine Single geben, wenn ich im Herbst wieder auf Tour bin.

Ein anderes Projekt von dir ist STRENGTH OF MATERIALS. Was hat es damit auf sich?

STRENGTH OF MATERIALS sind eine Band, die nur Streichinstrumente spielt. Ich hatte schon geraume Zeit die Idee von einem Streichquartett mit Gesang und auch schon einige Songs dafür geschrieben, aber leider ergab sich nie die Gelegenheit, dies zu verwirklichen. Irgendwann kam eines zum anderen, so dass ich vier professionelle Musiker kennen lernte, mit denen ich begann, für eine Show zu proben. Wir kannten uns nicht, aber es hörte sich verdammt gut an und so begannen wir gelegentlich, so drei oder vier Mal im Jahr zu proben. Da ich diese Musiker bezahlen musste, habe ich einen staatlichen Zuschuss beantragt und auch bekommen. So waren wir in der Lage, dieses Album im Warehouse Studio in Vancouver aufzunehmen. Wir spielen drei oder vier Mal im Jahr lokale Konzerte. Das nächste direkt, wenn ich wieder von der Tour zurück bin, als Support für THE MESSTHETICS in Vancouver, das ist die Band von Brendan Canty und Joe Lally von FUGAZI.

Nervt es dich, wenn du ständig in den Ankündigungen deiner Konzerte auf deine Zeit mit D.O.A. reduziert wirst? Viel haben deine Songs ja nicht mit D.O.A. gemein, ich denke da eher an NOMEANSNO. Wie lange hast du bei D.O.A. gespielt und wie kam es dazu? Gestern war übrigens auch Joey Keithleys Geburtstag.

D.O.A. werden in meiner Biografie erwähnt, wie so vieles dort erwähnt wird. Ich habe mit vielen fantastischen Bands gespielt, die in Europa nicht wirklich bekannt sind. Gerade in Deutschland wird dieses „ex-D.O.A.“ gern als Referenz genommen. Ich denke mir dann oft: Hey, das ist 25 Jahre her! Das ist aber okay. Wenn die Leute dann denken, dass ich irgendwelche D.O.A.-Songs spiele, sind sie wahrscheinlich enttäuscht. Mein erstes Konzert war eins mit D.O.A. und da war ich zwölf Jahre alt. Als Joey mich anrief, um mich zu fragen, ob ich mit D.O.A. spielen würde, war ich 24 Jahre alt. Ich kannte zu dem Zeitpunkt alle drei Mitglieder der Band ziemlich gut und sie wollten ein paar Songs mit mir zusammen schreiben. Ich hatte wohl einen guten Ruf als Texter und ich war offensichtlich jemand, mit dem alle gut klarkamen. Natürlich war das sehr aufregend für mich. Wir spielten dann einige turbulente Jahre zusammen, in der Zeit starb unser Schlagzeuger bei einem Hausbrand. Als dann unser Bassist Brian ausstieg, wollte ich auch nicht mehr dabei sein. Es wurde immer mehr zu einem alleinigen Joey-Ding und da habe ich mich nicht wiedergefunden. Aber wir sind immer noch Freunde. Wir spielen ab und an zusammen mit weiteren Ex-Mitgliedern auf Charity-Veranstaltungen der Green Party. Wir traten das letzte Mal auf der Trauerfeier von Randy Rampage zusammen auf. Er war ein Gründungsmitglied von D.O.A. und starb im letzten Jahr.

Meinst du es wird noch mal eine Möglichkeit geben, die SHOWBUSINESS GIANTS live zu sehen?

Nun, alle leben in verschieden Städten und ich glaube nicht, dass Tom noch Interesse hat, dies wieder aufleben zu lassen. Aber man kann nie wissen. Tom ist derzeit sehr mit seinem Soloprojekt beschäftigt. Er wird ja Ende des Jahres auch nach Deutschland kommen.