GIRL BAND

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Boys only

Das Debüt „Holding Hands With Jamie“ der aus Dublin, Irland stammenden GIRL BAND (die eine Boy-Band sind) kam 2015, war ein viel versprechender Anfang – und dann kam nichts mehr. Jetzt geht es weiter, mit einem Album, für dessen Aufnahme sich die Band in ein altes Landhaus zurückgezogen hatte, dort ein temporäres Studio einrichtete. GIRL BAND sind mit „The Talkies“ das Gegenteil von gefällig, sie sind herausfordernd, derb, noisig, laut, aber eben auch rhythmisch, haben eine gewisse Eingängigkeit. Meine Fragen beantwortete Sänger Dara.

Ihr seid ...?


Ich bin Dara und wir sind eine vierköpfige Post-Punk-Band aus Dublin. Adam spielt Schlagzeug, Al spielt Gitarre und Daniel Bass. Und unser zweites Album „The Talkies“ erschien am 27. September auf Rough Trade Records.

Willst du darüber reden, warum die Band zwischen den beiden Alben vier Jahre lang pausiert hat?

Gesundheitliche Probleme sind der Grund dafür. Es dauerte deshalb sehr lange, bis wir neues Material geschrieben hatten.

GIRL BAND wurden schon mal als große Inspiration für IDLES und FONTAINES D.C. bezeichnet. Dein Kommentar dazu?

Das ist sehr schmeichelhaft und überraschend. Als wir „Holding Hands With Jamie“ veröffentlichten, haben wir nicht erwartet, dass unser erstes Album mal andere Bands beeinflussen würde.

Musstet ihr euch als Männerband schon mal für euren Namen rechtfertigen?

Wir glauben, dass Musik für alle da ist und Gleichberechtigung in allen Bereichen für den Fortschritt unerlässlich ist.

Irland und Dublin haben eine lange Rockmusiktradition, aber ich habe den Eindruck, dass speziell aus europäischer Sicht kaum zwischen britischen und irischen Bands unterschieden wird. Kannst du uns was zu deinen musikalischen und vor allem irischen Wurzeln erzählen?

Als Kind wuchs ich hauptsächlich mit THE BEATLES und Leonard Cohen auf. Ich habe mich dann als Teenager mit Punk beschäftigt und so ging es dann los. Irische Bands wie ROLLERSKATE SKINNY und MBV zu entdecken, war ein echter Genuss. Als Band wurden wir dann von den Gruppen in unserem Umfeld beeinflusst. Es gab diese erstaunliche Band namens TURNING DOWN SEX. Sie schrieben kurze und seltsame Punk-Musik, die durchweg ein gewisses Maß an Humor hatte. Sie live zu sehen, das prägte unseren musikalischen Geschmack und hatte einen massiven Einfluss darauf, wie wir an das Schreiben von Musik herangehen.

Angeblich hat das Bullintubbert House, das Gebäude, in dem das Album aufgenommen wurde, eine große Rolle für den Sound von „The Talkies“ gespielt. Auf welche Weise?

Das ist ein Landgut, in dem wir uns ein Studio eingerichtet hatten. Wir haben dort zwei, drei Wochen lang aufgenommen. Das Haus besitzt viel Charakter. Für jedes Instrument haben wir in einen anderen Raum ausgewählt. Für „Prefab Castle“ haben die Jungs Field-Recordings von der Umgebung gemacht, das Geräusch von einem Springbrunnen, von Laubbläsern und das Brummen eines Kühlschranks.

War es für euch als irische Band jemals eine Option, auf Irisch zu singen?

Das ist ein schöner Gedanke, denn Irisch ist eine schöne Sprache. Leider spricht keiner von uns fließend Irisch. Gelegentlich schleichen sich irische Wörter in den Text ein, aber sehr selten.

Hast du eine Meinung zu all dem Irish-Folk-Zeug auf der ganzen Welt?

Nicht wirklich. In Irland gibt es einen Singer/Songwriter namens Junior Brother. Seine Interpretation von Irish Folk ist wirklich einzigartig. Er ist ein absoluter netter Kerl und seine Musik ist wirklich was anderes. Reinhören lohnt sich.

Was die Texte betrifft, so gibt es Bands, die Geschichten erzählen und andere mit politischer Agenda. Und dann ... gibt es deine Texte. Was ist dein künstlerischer Ansatz?

Ich sammle seltsame Formulierungen, zerschneide Notizbücher und verwende beim Schreiben gern die Technik des Stream of Consciousness. Bei diesem Album habe ich den Ansatz verfolgt, keine Pronomen zu verwenden, also ich, du und so weiter. Etwas in der Art habe ich noch nirgendwo anders gehört. Das war schwierig einzuhalten, ließ mich aber völlig anders über die Texte nachdenken.