HAKEN

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Unglücklicher Zufall

Dass das neue Album der Londoner den Namen „Virus“ trägt, hat nichts mit der Corona-Pandemie zu tun, wie die Band in einem Statement parallel zu dessen Ankündigung klarstellt. Der Name und das Konzept existieren schon seit der Veröffentlichung des vorherigen Opus, wie uns Gitarrist Rich Henshall erzählt.

„Cockroach king“

„Vector“ und „Virus“ verstehen sich als Zweiteiler, die musikalisch und textlich miteinander verknüpft sind. Beide Alben spielen im Universum des „Cockroach king“, dem 2013 auf „The Mountain“ erschienenen wohl populärsten Track der Band. Der Grund dafür ist, dass Fans stetig danach fragten, wer dieser „Kakerlaken-König“ sei. Die Idee, „Virus“ mit „Vector“ zu verknüpfen, beruht auf der Tatsache, dass der instrumentale Track „Nil by mouth“ ursprünglich knapp elf Minuten lang war, so Rich. „Ein Elf-Minuten-Instrumental wäre uns einfach zu lang geworden. Also haben wir den Track gekürzt und die restlichen vier Minuten als Grundlage für einige Songs auf ‚Virus‘ verwendet.“ Diese Herangehensweise ist für HAKEN nichts Ungewöhnliches. Weitere musikalische und textliche Motive älterer Songs haben es ebenfalls auf das Album geschafft, was spätestens beim Hören von „Messiah complex“ auffällt.

Lange Songs
Viele Prog-Bands, darunter auch HAKEN, haben auf ihren Alben eine klar erkennbare Tendenz zu langen Songs, wie „Carousel“ mit seiner mehr als zehnminütigen Spielzeit verdeutlicht. Diese Tendenz kommt aber nicht daher, dass man sich einem gewissen Codex oder einer Fan-Erwartung verpflichtet fühlt, sondern eher dass diese langen Tracks natürlich entstehen. „Wir zwingen uns nicht dazu, aber wenn man mit verschiedenen Motiven und wiederkehrenden Elementen arbeitet, werden die Songs von selbst lang.“ HAKEN haben sich jedoch dazu entschlossen, das Stück „Messiah complex“ in fünf einzelne Parts zu unterteilen, wie Rich erzählt. „Es ist der finale Song von beiden Alben und wir haben ihn aufgeteilt, weil er wie eine Reise wirkt und jeder einzelner Teil ein individueller Song sein könnte. Aber erst zusammen kreieren die einzelnen Teile die Kulmination beider Alben.“

Progression & Wachstum
Die Venues auf der letzten Tour waren beträchtlich größer als zuvor und auch die aktuellen Pläne, die HAKEN wohl Anfang 2021 zurück nach Deutschland bringen, lassen auf noch größere Hallen blicken. „Das ist verrückt. Seit wir 2010 mit HAKEN wirklich angefangen haben, sind wir enorm gewachsen.“ Mit weiteren Acts wie LEPROUS und CALIGULA’S HORSE gewinnt die Prog-Szene aktuell viele neue Fans. Aber kann eine Band wie HAKEN im Jahr 2020 überhaupt noch progressiv sein? Eine schwierige Frage, die Rich dennoch zu beantworten weiß. „Wir haben keine Scheu davor, zu unseren Einflüssen zu stehen, und ich denke, diese Fülle macht uns zusammen mit den rhythmischen Elementen gewissermaßen progressiv.“ Der Gitarrist sieht die Progression von HAKEN in dem sich weiterentwickelnden Sound, der auch auf dem nächsten Album wieder anders klingen soll. „Wir haben jetzt ja viel Zeit daheim. Vielleicht fangen wir mit dem Songwriting für ein neues Album an. Dafür müssen wir aber erstmal etwas Abstand zu ‚Virus‘ gewinnen, damit sich am Sound von HAKEN etwas ändern kann.“