HALF ME

Foto© by Lisa-Marie Tanck

Mental ilness

Die Hamburger befördern bereits seit 2018 begeisternde Songs in die Metalcore-Hemisphäre. Am 17. Februar und mit neuem Label geht nun auch ihr Debütalbum an den Start. Wir sprechen mit Christopher Zühlke (voc) und Christopher Hesse (gt) über „Soma“ und darüber, wie die Band das in der Szene höchstpräsente Thema Mental Illness aus anderen Blickwinkeln betrachtet.

Wieso habt ihr euch den Albumtitel „Soma“ ausgesucht?

Chris Z.: Auf der Platte geht es viel um Mental Illness, um psychischen Zerfall, darum, was im Kopf passiert und was tatsächlich real ist. Soma bedeutet Körper und wenn man es ganz nüchtern betrachtet, spielt sich alles, was wir erleben, in diesem Raum ab.
Chris H.: Uns war außerdem wichtig, dass der Titel für unser Debüt einfach und einprägsam ist. Ich glaube, das haben wir mit „Soma“ gut getroffen.

Habt ihr persönliche Berührungspunkte mit dem Thema?
Chris Z.: Wir selbst sind keine Betroffenen, wollten uns für das Album aber ein Thema aussuchen, das gesellschaftlich relevant ist.
Chris H.: Mental Illness wird in der Szene aber so oft behandelt, dass wir es distanzierter betrachten wollten, nicht nur aus der Ich-Perspektive. Wir glauben außerdem, dass sich die Schattenseiten dieser thematischen Welt instrumental in eine Ästhetik überführen lassen, die gut zu HALF ME passt.
Chris Z.: Viele Bands schreiben sich auf die Fahne, bei diesem Thema den richtigen Weg zu gehen. Unser Album versucht, mentale Erkrankungen möglichst wertfrei und mit jedem Song aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Chris H.: Quasi wie einzelne Kurzgeschichten, mal geht es um Obsessive Love Disorder, mal um Verarmungsangst oder Bipolarität. Wir zeigen die Vielfalt von paranoider Schizophrenie auf. Ganz wichtig: Wir maßen uns nicht an, den richtigen Umgang damit zu kennen, wir geben einfach nur Raum und Sichtbarkeit.

In eurem Umfeld habt ihr aber Personen, von denen Erfahrungswerte eingeflossen sind, oder?
Chris H.: Unbedingt! Unser Bassist Tobias ist Psychologe und hat täglich auf klinischer Ebene mit diesen Themen zu tun. Insofern ist eine gewisse Gewährleistung da, dass wir keinen Bullshit erzählen. Und ja, wir haben im näheren Umfeld Personen, die an einigen dieser Krankheiten gelitten haben.

Euer Debüt gibt nicht nur inhaltlich ein stimmiges Gesamtbild ab. Musikalisch habt ihr euch in eurer kurzen Bandgeschichte etwas verändert. Wie seid ihr letztendlich bei dem Sound von „Soma“ angekommen?
Chris Z.: So wie HALF ME jetzt klingen, fühlen wir uns alle sehr wohl damit. Wir haben viel an unserem Sound und den einzelnen Songs herum gefeilt, selbst als wir mit den Aufnahmen schon fast fertig waren.
Chris H.: Wichtig ist auch, einen Song nicht als dein liebstes Musikstück anzusehen, sondern als Projekt, das durch mehr Arbeit besser wird. Wenn man seit einem halben Jahr den gleichen Song rauf und runter hört, bluten einem zwar die Ohren, aber wenn man das Wesentliche noch stärker herauszuarbeiten kann, sollte man das tun.