HAMBURG RAMÖNES

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Vier Fragen zum Brexit

Im Oktober ist das empfehlenswerte neue Album „Flying Saucers Over Hollywood“ der HAMBURG RAMÖNES erschienen. Mit „No exit“ ist auf dem Album auch ein Song mit klarer Botschaft gegen den Brexit enthalten. Ende Dezember läuft die Brexit-Übergangsfrist ab. Grund genug, Gitarrist Ecki zu diesem Thema zu befragen.

Ihr habt schon mehrmals in Großbritannien gespielt. Was ändert sich für euch durch den Brexit?

Im Moment ist das noch schwer zu sagen. Abgesehen von öden, längeren Passkontrollen, wird es sicher darauf ankommen, ob man als Band zukünftig mit eigenem Equipment über die Grenzen muss, oder so wie wir nur mit „kleinem Besteck“ per Flugzeug anreist, also nur mit Gitarre, Bass, Fußmaschine und Snare. In unserem Fall dürfte eigentlich alles beim Alten bleiben, vorausgesetzt natürlich, dass der Corona-Wahnsinn irgendwann vorüber ist und Konzerte im größeren Rahmen überhaupt wieder möglich sein werden.

Ihr habt viele Freunde in England, die auch schon zu euren Konzerten nach Deutschland gekommen sind. Wie stehen die zum Brexit?
Die sind eher beschämt, es ist ihnen peinlich. Viele von ihnen waren in letzter Zeit auch in Deutschland, da sie das nationalistische Gehabe in England einfach satthaben. Gerade unter Musikern und Konzertgängern ist Kleinstaaterei in den Köpfen doch schon seit Ewigkeiten kein Thema mehr. Es ist daher einfach nur traurig, was da im Moment passiert.

Zu eurem Anti-Brexit-Song gibt es ein schönes Video, in dem auch Freunde aus anderen Bands auftreten. Wer ist dabei, wie ist es dazu gekommen?
„No exit“ entstand nur knapp eine Woche, bevor wir mit zwölf Songs ins Studio gehen wollten. Die Idee kam von unserem Coverdesigner Tim Blankenstein, es ist ein Protest-Song alter Schule mit vier Akkorden und einer klaren Botschaft: Wir lassen uns und unsere englischen Freunde nicht auseinanderdividieren, ganz egal, was kranke Politiker daraus machen. Das Video entstand mit Gastbeiträgen prominenter Bands wie den SEX PISTOLS, THE CLASH und den FLANDERS 72 aus Brasilien. Boris Johnson war auch persönlich dabei. Daneben gibt es Martina Weith von ÖSTRO 430 zu sehen, die uns auch im Studio unterstützt hat. Insgesamt ist es ein schönes Puzzle mit einem klaren Statement geworden: „Fuck Brexit!“

Ihr seid ausgemachte RAMONES-Kenner. Was hätten die zum Brexit gesagt?
Haha, gute Frage! Joey hatte ja ein sehr liberales politisches Bewusstsein, der wäre mit Sicherheit dagegen gewesen. DeeDee auch, der stammte aus Berlin, ist in Deutschland aufgewachsen und lebte später auch in London und Holland. Der hätte gewusst, worum es hier geht. Johnny dagegen wäre es vielleicht bestenfalls egal gewesen, hier spielt ja niemand Baseball! Aber als ehemaliger Ronald Reagan- und heutzutage vermutlich Donald Trump-Fan wäre er wohl eher „pro Brexit“ gewesen, wenn auch vielleicht nur deshalb, um den USA ihren 51. Bundesstaat einzuverleiben.