LIK

Foto© by Mathias Blom

Zurück im Proberaum

Mit „Misanthropic Breed“ veröffentlichen die schwedischen Death Metaller LIK jetzt ihr drittes Album. Wir sprechen mit Schlagzeuger Chris Barkensjö über den Spaß an der Sache, Probleme durch Corona und technische Unterstützung bei den Aufnahmen.

Chris, wenn du vergleichen müsstest, wie gehst du dein Schlagzeugspiel in LIK an und wie in den anderen Bands, in denen du spielst, zum Beispiel WITCHERY?

Die Band, in der ich vor LIK am längsten gespielt habe, ist KAAMOS. Vergleicht man die mit LIK, dann sind das zwei komplett unterschiedliche Death-Metal-Bands. Bei KAAMOS habe ich wesentlich schneller gespielt und viel mehr Blastbeats genutzt. Es war alles sehr amerikanisch. Ich würde sagen, dass das nicht wirklich mein Stil ist. Auch wenn ich dazusagen muss, dass ich es liebe, Schlagzeug zu spielen und alles auszuprobieren. Bei LIK habe ich einfach Spaß. Wenn man mich kennt und sich die Aufnahmen anhört, merkt man das auch. Das ist absolut mein Stil. Tomas und ich haben die Band nur gegründet um Spaß zu haben. Es stand von Anfang an fest, dass unsere Einflüsse ENTOMBED, DISMEMBER, EDGE OF SANITY, AUTOPSY und SLAYER sein sollten. Fertig. Das sind meine Lieblingsbands im Bereich Extreme Metal. Meine Vorbilder sind Dave Lombardo, Nicke Andersson, Igor Cavalera. Das hört man meiner Meinung nach auch. LIK haben also einen punkigen Vibe, eine Rock’n’Roll-Herangehensweise. Bei WITCHERY auf der anderen Seite habe ich immer diesen VENOM-, King Diamond-Stil in meinem Hinterkopf. Oldschool Heavy Metal. Da ist das Bandgefüge aber auch ein ganz anderes. Die einzelnen Mitglieder sind über Schweden verteilt und wir treffen uns nicht zum Jammen im Proberaum.

Ich finde gerade den Spaß, den du angesprochen hast, kann man auf jedem eurer bisherigen Alben hören. Der macht auch LIK-Platten aus, im Gegensatz zu so vielen, konstruiert wirkenden Werken in diesem Bereich.
Danke dir! Das höre ich natürlich gerne. Wir möchten, dass jeder, der uns hört oder live sieht, von unserer Freude angesteckt wird. Wenn wir auf der Bühne stehen, dann lachen wir und haben Spaß. Wir sind vier Freunde, die einander mögen und gerne beisammen sind. Glaube mir, wir sind wirklich unglücklich über die aktuelle Situation. Wir wollten diesen Sommer so viel zusammen unternehmen. Festivals, eine Minitour und so weiter. Das ist nun alles abgesagt worden.

Ihr habt auch während eurer Aufnahmen sehr unter Corona gelitten, wenn ich das auf Social Media richtig verfolgt habe, oder?
Wir hatten uns in ein richtiges Studio eingebucht. Unser Produzent Lawrence Mackrory wollte etwas Neues versuchen und auch wir waren gewillt, uns auszuprobieren. Dort gab es natürlich einen Aufnahmeassistenten, der sich mit dem Ganzen auskennt. Der hat sich jedoch mit dem Corona-Virus angesteckt. Wir wollten hier nichts wagen. Lawrence hat dann vorgeschlagen, mit seinem Assistenten Mike zu arbeiten, der hat dann aber auch das Virus bekommen. Da wir uns nicht selbst infizieren wollten, haben wir uns für die Aufnahmen in unseren Proberaum zurückgezogen. Dieser ist zum Glück so gut ausgebaut, dass er ein Studio sein könnte. Natürlich waren wir aber dadurch aus dem Rhythmus. Im Gegensatz zu den bisherigen Aufnahmen hatten wir nicht so einen guten Vibe, jeder war ein bisschen angepisst aufgrund der Situation.

Wie frustrierend ist das, wenn man sich so lange auf dieses Projekt vorbereitet hat? Wann hattet ihr dieses Mal mit dem Prozess angefangen?
Wir haben im Herbst letzten Jahres zu Schreiben angefangen. Tomas rief mich an und fragte mich, ob wir loslegen sollten. Wir hatten schon einige Riffs und Demos gesammelt. Aus denen haben wir dann über die Zeit die Lieder geschrieben. Alles lief bis dahin super ab. Ein Song, der jetzt schon der Favorit von vielen ist, „Female fatal to the flesh“, hätte es fast nicht auf die Platte geschafft. Tomas und ich haben einen sehr hohen Qualitätsstandard. Wir wollten einen Nachfolger von „The deranged“ von „Carnage“ schreiben. Wir lieben es, diese harten Songs zu schreiben. „The deranged“ ist einer unserer Lieblingstracks. Jedenfalls wollten wir das Lied schon fast nicht mit aufs Album nehmen. Dann kam Niklas mit dazu und er meinte, dass wir es überdenken sollten und dass der Song gut sei. Wir haben dann das Tempo noch ein bisschen mehr gedrosselt und waren dann auch sehr zufrieden mit der Nummer. Jetzt sind wir sehr zufrieden damit. Ich würde sagen, das Ergebnis ist ziemlich brutal, gleichzeitig aber auch groovy. Das sind manchmal die schwierigsten Nummern. Bei einem schnellen Lied kann man hier und da immer noch ein Fill einstreuen, ohne dass es etwas ausmacht. Bei einem langsamen muss man auf alles achten. Am Ende muss ich damit leben können.

Zum letzten Album hat mir euer Gitarrist Niklas stolz berichtet, dass ihr, ganz oldschool, auf jeglichen modernen Schnickschnack im Studio verzichtet habt. Ging das unter den Umständen auch oder musstet ihr dieses Mal auf technische Hilfsmittel zurückgreifen?
Was bedeutet „oldschool“? Wenn wir darüber sprechen, müssten wir auf Tonbänder aufnehmen. Das haben wir natürlich noch nie gemacht, sondern immer mit ProTools. Wir versuchen immer, ein Live-Feeling zu erzeugen. Da wir dieses Mal eben nicht in ein richtiges Studio gehen konnten, was besser gewesen wäre, haben wir nicht den besten Sound zum Aufnehmen gefunden. Ich bin nicht in den Flow gekommen. Für ein paar Songs habe ich also tatsächlich einen Click-Track genutzt, weil der Gitarrenklang total schrecklich war und ich kaum wahrnehmen konnte, was gespielt wird. Natürlich kannte ich die Riffs, aber das Gefühl kam einfach nicht rüber. Die Brutalität. Ein paar Lieder habe ich aber auch ohne aufgenommen. „Female fatal to the flesh“ und zwei weitere. So ging es einfacher. Ich spiele immer gerne den kompletten Song durch und bastle ungern im Nachhinein alles zusammen. Auch wenn Lawrence das am Ende doch manchmal machen muss, um Fehler auszugleichen. Alle korrigiert er nicht, meistens weiß auch nur ich, dass sie überhaupt da sind. Ist mir aber auch egal. Ich bin ein Mensch und das soll man auch hören.