L.S. DUNES

Foto© by Mark Beemer

You are the friendships that you keep

Ohne weitere Vorankündigung veröffentlichten L.S. DUNES Ende August mit „Permanent rebellion“ die erste Single von „Past Lives“ und sorgten vielerorts für Euphorie. Seitdem geizt die Band, die aus Anthony Green (CIRCA SURVIVE), Frank Iero (MY CHEMCAL ROMANCE), Travis Stever (COHEED AND CAMBRIA) sowie Tim Payne und Tucker Rule (beide THURSDAY) besteht, nicht mit Highlights und sendet unentwegt auf allen Kanälen. Und das wohlgemerkt, während alle Mitglieder mit ihren eigentlichen Brotjobs auf Tour sind. Im Gespräch untermauert Tucker den Eindruck, dass es sich bei L.S. DUNES nicht nur um ein Projekt aus dem Lockdown handelt, sondern um den Ausdruck ihrer Freundschaft und eine hochemotionale Angelegenheit, die so schnell nicht wieder von der Bildfläche verschwinden wird.

Schon als Außenstehender hat man den Ein­druck, dass bei euch in den letzten Wochen einiges los war. Wie muss es sich da erst für dich als Teil der Band anfühlen?

Ganz ehrlich, es war großartig. Wir haben die Band bereits Ende 2020 gegründet und ich durfte bis vor kurzem nicht über sie reden. Es ist schon hart, wenn man etwas hat, das einem so viel bedeutet, aber man darf nichts verraten. Und jetzt sind da so viele Menschen, die über L.S. DUNES sprechen wollen, das macht mich sehr glücklich und stolz.

Bei L.S. DUNES spürt man wenig das Verlangen von einer Supergroup oder Allstar-Band zu sprechen, nicht zuletzt weil musikalisch und auch optisch alles sehr organisch und stimmig wirkt.
Diese Einschätzung freut mich sehr, denn viele Leute bezeichnen uns natürlich als Supergroup und vielleicht sind wir das auch per Definition. Spielen wir in anderen bekannten Bands? Ja. Aber das hier ist etwas, das aus Freundschaft entstanden ist. Wir versuchen nicht, uns ein Label aufzukleben, um damit möglichst viele Menschen zu erreichen. Wir sind nur ein paar Jungs, die bereits Anfang der Zweitausender zusammen getourt sind und sich nun seit über zwanzig Jahren kennen. Seitdem stand immer wieder die Idee einer gemeinsamen Band im Raum, es war nur eine Frage der Zeit.

Allerdings seid ihr zum jetzigen Zeitpunkt alle mit euren anderen Bands unterwegs. Die Organisation von L.S. DUNES muss doch ein Höllenritt sein.
Das ist es tatsächlich, haha. Aber jedes Mal, wenn wir dann zusammenkommen, ist es wie ein kleines Fest, eben weil es so schwierig ist und alle so beschäftigt sind. Wir können uns glücklich schätzen, auch so schon viel zu tun zu haben, trotzdem wollen wir L.S. DUNES zu einer Vollzeitband machen. Nach der Corona-Pause sind aktuell natürlich alle unterwegs, aber ich denke, dass es in nicht allzu ferner Zukunft auch wieder etwas ruhiger wird. Es wird also genug Zeit sein, die Band überall vorzustellen, denn das ist der Plan.

Der Mix von „Past Lives“ ist bemerkenswert, da alle Elemente eures Sounds zu jedem Zeitpunkt präsent sind. Man hat nie das Gefühl, dass sich mal jemand eine Pause gönnt oder zurücknimmt, und trotzdem funktioniert das Album.
Wir haben alle Songs getrennt voneinander ge­schrieben. Alles, was man auf der Platte hört, haben wir auch selbst so aufgenommen. Wir sind eine Band, die ohne viele Effekte und zusätzliche Tracks arbeitet. Mit den Aufnahmen sind wir dann zu Will Yip gegangen und er hat seine Magie wirken lassen, er ist großartig darin, die Instrumente richtig klingen zu lassen. Es sollte möglichst punkig werden und ein bisschen unsere Wurzeln widerspiegeln – Material, das direkt ist, uns Spaß macht und bei dem es keinen Leerlauf gibt.

Also ist der Sound eine Reise in die Vergangenheit?
Ganz im Gegenteil, der Sound verkörpert unsere Zukunft! Aber gleichzeitig versetzt mich das Album auch zurück in die Vergangenheit. Es fühlt sich an, als würde ich gerade meine erste Platte veröffentlichen. Diese Aufregung als 43 Jahre alter Mann noch einmal zu spüren, bedeutet mir alles. Ich erinnere mich, als THURSDAY „Waiting“ und „Full Collapse“ veröffentlicht haben, das war genau dieselbe Aufregung. Ich wusste damals ja nicht, ob die Leute sich überhaupt für meine Band interessieren. Ich war nur ein junger Mensch, der stolz auf das war, was er erschaffen hatte. Und jetzt spüre ich das noch mal zwanzig Jahre später.

Gehen wir noch mal auf Anfang: Wie sind L.S. DUNES genau entstanden?
THURSDAY haben 2020 eine Serie von Livestreams gemacht und wir haben Travis und Frank eingeladen, dabei zu sein. Die Idee einer eigenen Band schwirrte aber schon vor der Pandemie immer mal durch den Raum. Ich hatte zum Beispiel die Idee, eine Coverband zu gründen. Hier gibt es Emo-Nights, wo DJs die Hits aus den Zweitausendern auflegen, und ich dachte an ein Spaßprojekt, das bei diesen Partys auftritt. Nun, die Schnapsidee mit der Coverband war glücklicherweise schnell wieder vom Tisch und wir haben direkt damit angefangen, unsere eigenen Songs zu schreiben, haha.

Du hast schon erwähnt, dass die Band langfristig aktiv sein soll. Wann habt ihr realisiert, dass da noch mehr geht?
Als die Demos konkreter wurden, entstand bereits der Gedanke, dass wir da an etwas dran sind. Nachdem wir dann im Studio gewesen waren und Will uns die ersten Mixe schickte, gab es keine Zweifel mehr. Da mussten wir auch gar nicht mehr viel reden.

Habt ihr allgemein viel Kontakt miteinander, während alle beschäftigt sind? Gibt es den L.S. DUNES-Gruppenchat?
Tatsächlich gibt es den, wir kommunizieren jeden Tag miteinander. Hauptsächlich schicken wir uns Memes und solche Sachen, aber da wir momentan über das ganze Land verstreut sind, machen wir den täglichen Check-in, was super ist.

Lernt ihr euch über diese Zusammenarbeit noch mal besser kennen? Werdet ihr auf den anstehenden Touren noch neue Seiten aneinander entdecken?
Die entdeckt man immer, wenn man mit jemandem zusammenlebt, was auf Tour ja der Fall ist. Da gibt es immer Marotten, die man bis dahin nicht kannte. Aber auch die lernt man zu lieben, so wie ich das zum Beispiel bei den Jungs von THURSDAY getan habe und so wird es auch bei L.S. DUNES sein. Man schätzt sich gegenseitig für seine Stärken und Schwächen. Das zeigt auch den eigenen Charakter. You are the friendships that you keep.