NIGHTRAGE

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Eine gut geölte Maschine

Wie ein Uhrwerk veröffentlichen NIGHTRAGE ein melodisches Death-Metal-Album nach dem anderen. „Abyss Rising“ ist das neunte Werk der griechisch-schwedischen Band. Wir sprechen mit Mainman Marios Iliopoulos über den Entstehungsprozess.

Ihr hattet das Album nun schon über ein Jahr in der Hinterhand. Wie fühlt es sich an, so lange auf neuem Material sitzen zu müssen?

Das war sehr frustrierend, um ehrlich zu sein. Das Album war im November 2020 bereits fertig. Es gab dann verschiedene Gründe, warum wir es nicht veröffentlichen konnten. Es war damals zum Beispiel nicht möglich zusammenzukommen und Musikvideos zu drehen oder die Bandfotos zu schießen. Das benötigen wir natürlich alles, um das Album ordentlich auf den Markt zu bringen. Das hat den gesamten Prozess gut ein Jahr aufgehalten. Nun kam nun endlich die Zeit, um das Album weltweit herauszubringen. Das Gute war, das wir 2021 während der Pandemie einige Videos veröffentlichen konnten. Die Verbindung zu unseren Fans riss also nicht ab und jeder konnte sich darauf einstellen, wie „Abyss Rising“ werden wird.

Wie hat das mit dem Songwriting funktioniert? Beim letzten Album war es schon mehr eine Teamarbeit. Das wird sich mit der Hälfte der Mitglieder in Griechenland und der anderen in Schweden aber erschwert haben, oder? Habt ihr das Ganze dann auf den digitalen Raum verlagert?
Wir sind zweigleisig gefahren. Ich konnte einige Male nach Schweden fliegen und zusammen die Lieder schreiben. Danach haben wir die Tracks übers Internet weiterbearbeitet. Von so etwas lassen wir uns normalerweise nicht aufhalten, da finden wir immer eine Lösung. Bei den Aufnahmen wurde es aber zum Problem. Zu den Schlagzeugaufnahmen und für Mix und Master bin ich zweimal nach Schweden gereist. Das war ein Risiko, weil ich mir nicht sicher sein konnte, ob ich in mein Heimatland zurückkehren kann. Aber am Ende ist alles gut gegangen. Nichts kann uns stoppen! Alles, was getan werden muss, nehmen wir auf uns. Es wäre mir nicht möglich, das Album ohne die Jungs zu schreiben. Es ist Teamwork. Magnus und ich arbeiten an den Riffs und an den Arrangements, Dino schreibt seine Schlagzeugspuren, Francisco seinen Bass und Ronnie seine Texte. Magnus und ich haben eine sehr gute Chemie. Er ist auch sehr froh, dass er, das erste Mal in seiner Musikerkarriere, sich so einbringen kann. Seine Ideen machen NIGHTRAGE stärker meiner Meinung nach.

Wie entscheidet ihr beim Songwriting, ob ein Song gut genug ist, um auf dem Album zu landen? Wie beurteilt ihr das?
Eigentlich haben wir nie überschüssiges Material. Die Lieder, die du am Ende auf dem Album hörst, sind auch die, die wir geschrieben haben. Daneben gibt es keine. Meistens wissen wir sofort, wenn etwas nicht zum ­NIGHTRAGE-Stil passt, nicht so ist, wie wir uns das vorstellen.

Erzähl mir doch bitte etwas zur Produktion des Albums.
Wir sind wieder ins Studio Fredman gegangen und haben dort mit unserem alten Freund Fredrik Nordström zusammengearbeitet. Dort haben wir auch das Schlagzeug aufgenommen. Ich würde aber sagen, dass wir selbst die Produzenten des Albums sind. Wir hatten quasi alles schon vorbereitet, als wir zu Fredrik ins Studio gekommen sind. Er musste dann nur noch einige Dinge in Sachen Mix und Master anpassen, seine Magie auf unser Material legen. Wir sind sehr glücklich über den Sound, den er uns gebracht hat. Er ist ein toller Produzent. Ich hatte schon mit meiner alten Band ­EXHUMATION vor langer, langer Zeit mit ihm zu tun. Es macht mich immer froh, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.

Ihr seid nun 22 Jahre aktiv. Wie fühlt es an, 2022 immer noch melodischen Death Metal zu spielen? Macht es euch nichts aus, einen Stil zu spielen, der vor einer Dekade attraktiv war?
Ich sehe das nicht so. Jedes Album ist für mich wie ein Neubeginn. Für mich fühlt es sich so an, als hätten wir letzten Monat erst losgelegt. Dass wir so viele Ideen haben, uns so darüber freuen, die Musik und miteinander zu spielen, macht die Sache großartig. Es war bisher nie langweilig. Es war ein Abenteuer für uns. Wir sind Fans der Musik, die wir spielen. Nur spielen wir eben Instrumente und schreiben die Musik, die wir hören möchten. So halten wir alles frisch und interessant.

In der aktuellen Konstellation seid ihr nun vier Jahre zusammen. Wie fühlt es sich an, ein stabiles Line-up zu haben? Zuvor war es ja ein großes Kommen und Gehen.
Ja, es ein bisschen wie im Hotel, haha! Ich denke, deshalb fühlt sich das Album nun auch so gut an. Wir arbeiten zusammen und es fühlt sich fast schon wie eine Familie an. Ich bin wirklich froh darüber, dass ich nach all der Zeit endlich die Leute gefunden habe, nach denen ich auf der Suche war. Du hörst heutzutage eine starke Band, die nie ihre Identität verloren hat. Es war schwierig für mich, dass wir so eine große Fluktuation hatten. Meine Leidenschaft für die Band hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind.

Und dabei habt ihr euch nie so verbogen oder seid komplett vom Kurs abgekommen wie beispielsweise IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY.
Wir werden uns auch nicht verändern. Ich glaube an diese Ausrichtung und glaube, dass darin sehr viel Potenzial schlummert. Wir versuchen immer einige neue Pfade zu beschreiten, dabei jedoch nie unsere Wurzeln zu vergessen.