NO BALLS RECORDS

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Aus reiner Leidenschaft ...

... betriebene Labels sind das Salz in unserer Szenesuppe. Stefan Lörchner ist der Mann hinter No Balls Records, ELECTRIC FRANKENSTEIN, Lemmy Kilmisters THE HEAD CAT, DWARVES, THE TURBO A.C.’S und SPERMBIRDS veröffentlichen dort vorzugsweise Kleinformate auf Vinyl.

Wo und wann gegründet, heute wo ansässig?


Gegründet 2002 im Taunus und in Osnabrück, heute lediglich noch im Taunus aktiv.

Von wem gegründet worden und wer steckt heute dahinter?

Die Idee entstand spaßeshalber Ende der Neunziger zwischen meinem Kumpel Frank und mir. Als wir uns 2002 gründeten, war Kai noch mit an Bord. Nach kurzer Zeit stieg Kai jedoch aus und Helge nahm seinen Platz ein. Nach 17 Jahren zu dritt mache ich das nun mittlerweile alleine.

Warum macht man heutzutage, wo doch jede Band auch alles selbst machen kann, noch ein Label?

Aus Liebe zur Musik und aus Spaß, etwas so Großartiges wie einen Tonträger herzustellen! Die Platten sollten natürlich so schön wie möglich sein und die Herzen aller erquicken.

Decken die Einnahmen die Herstellungskosten?

Leider ist dem nicht immer so. Meistens kommt das ungefähr schon hin, aber man legt schon oft drauf. Ein Label lässt sich nur mit viel Enthusiasmus betreiben, ans Geld darf man da nicht denken.

Was machst du sonst noch?

Hauptberuflich bin ich an einem großen Industriestandort im Raum Frankfurt beschäftigt und habe einen handwerklichen Hintergrund.

Welche sind deine bevorzugten Stilrichtungen?

Der Schwerpunkt liegt da ganz klar auf Punkrock, aber wir hatten auch schon eine Country-Single und aktuell kommt sogar eine Oldschool-Death-Metal-Scheibe raus. Generell gilt, es muss mich ansprechen und überzeugen, dann ist fast alles möglich.

Welches sind die bevorzugten Formate, wie ist das Verhältnis zu digitaler/nicht-physischer Veröffentlichung?

Wir haben als reines 7“-Label angefangen, aber irgendwann war die Zeit auch reif für 10“s, 12“s und auch etliche LPs befinden sich im Repertoire – alle mit dem Schwerpunkt auf farbigem Vinyl und limitierten Editionen. Digitale Veröffentlichungen interessieren mich nicht, auch nicht im privaten Bereich. Da bin ich eher der analoge Typ, der zum Feierabend eine Platte im Wohnzimmer auflegt.

Gibt es Label-Vorbilder?

Eigentlich nicht. Ich habe seit über zwanzig Jahren mit unzähligen tollen kleinen Labeln Kontakt. Ob als Sammler oder wegen eigenen Veröffentlichungen. Da gibt es unzählige kreative Kollegen, die eine hervorragende Arbeit leisten. Das sind weniger Vorbilder als freundschaftliche Mit-Verrückte!

Die ersten Bands, die heutigen Bands?

Von THE UNDEAD mit dem ex-MISFITS Bobby Steele ging’s direkt mit ELECTRIC FRANKENSTEIN und ADAM WEST weiter. Ganz heiße Eisen waren Lemmy Kilmisters THE HEAD CAT und die DWARVES. DEMONICS, BLITZKID, NIM VIND, TURBO A.C.’S, FRYDER, HIP PRIESTS, RINDERWAHNSINN, SPERMBIRDS, STEAKKNIFE und Sonny Vincent begleiten wir schon seit Jahren. Auf unserem nun erscheinenden 100. Tonträger sind zum mittlerweile elften Mal THE CHUCK NORRIS EXPERIMENT vertreten. Oftmals haben sich langjährige Freundschaften mit den Bands entwickelt. Hin und wieder kommt natürlich auch mal was Neues hinzu, wie aktuell THE SWIPES aus Frankfurt.

Was waren die wichtigsten oder besten oder meistverkauften Veröffentlichungen?

Für mich sind alle Veröffentlichungen gleich wichtig! Manches verkauft sich allerdings schneller oder in größeren Mengen, wie die DWARVES zum Beispiel.

Was fasziniert dich am Labelmachen, was frustriert?

Ich finde es erstaunlich, wie viele extrem gute Bands es da draußen gibt, man müsste da noch viel mehr machen. In Schweden scheint was im Trinkwasser zu sein, denn fast alles Neue, was ich von da oben höre, ist wirklich affengeil! Es ist fantastisch mit all den Bands und Künstlern zusammenzuarbeiten, etwas Grandioses wie einen Tonträger zu erschaffen und seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Frustrationen kommen auch schon mal auf, aber denen will ich hier keinen Platz einräumen.

Deine Labelpolitik?

Von Beginn an lautet meine Devise: „Platten von Fans für Fans von Bands, die wir lieben“. Ich denke man merkt schnell, wie viel Herzblut in all den Schallplatten steckt.

Willst du noch was loswerden?

Ich sammle immer noch Spenden für den an Krebs erkrankten Ur-MISFITS-Schlagzeuger Joey Image. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn Interessierte bei mir nach signierten MISFITS-Promo-Fotos von Joey fragen, ich habe einiges zur Verfügung aus der „Horror Business“-Phase. Natürlich gehen alle Einnahmen zu 100% auf Joeys Konto.

Joachim Hiller