PLASTIKPUNKS

Foto

Perfektion in Plastik

Die Plastikpunks sind mir schon vor Jahren aufgefallen: Alex baut Bands und Szenen aus dem Punk-Geschehen aus kleinen Plastikfiguren (den Markennamen nennen wir an dieser Stelle aus rechtlichen Gründen nicht) nach, die eigentlich in Kinderzimmern zu finden sind. Davon lässt er Fotos machen und postet diese auf Facebook und Instagram. Die Bands selbst sind begeistert – und wir auch, schließlich hat er auch schon eine Szene mit Joachim und Fabi und ihren YouTube-Videos im Ox-Headquarter gebaut. Kürzlich hat er zusammen mit Arkadiusz Goniwiecha (Arek Photography) ein Video für ZSK gedreht, und das neueste Werk seht ihr auf dem Ox-Cover: RISE AGAINST live – coronasicher ... Also musste jetzt der Blick ins Kinderzimmer sein.

Wer sind die Plastikpunks?

So gesehen sind „die“ Plastikpunks die kleinen Figuren, die eben als Punks auftreten. Dahinter stecken meine Wenigkeit zusammen mit Kay Özdemir und Arek. Kay kennt man von Visual Attack, womit er schon Videos für PASCOW, FAHNENFLUCHT und THE BABOON SHOW gedreht und Fotos gemacht hat. Arek ist bekannt als Arek Photography. Der Name Plastikpunks kommt von den ROGERS. Die kenne ich schon lange, schließlich wohne ich in deren Nachbarstadt. Die habe ich irgendwann mal gebaut und denen das Foto geschenkt, das sie dann unter dem Namen „Plastikpunks“ gepostet haben, und schon stand der Name fest. Arek und Kay – das ist übrigens auch so eine Düsseldorf-Connection.

Und wie kommt man auf die Idee, Punkrock-Bands aus Spielzeug zu bauen?
Ich hatte mal ein kleines Figurenset, zu dem ein Punker mit pinkem Iro gehörte. Und der hat mich direkt an Ron von den BROILERS erinnert. Dann habe ich ihm den Iro schwarz angemalt und noch mehr Figuren dazu zusammengestellt, so dass die BROILERS meine erste vollständige Band waren.

Inzwischen hast du in filigraner Feinarbeit nicht nur mehrere Bands wie THE BABOON SHOW, DROPKICK MURPHYS und FEINE SAHNE FISCHFILET, sondern auch eine ganze Arena mit Bühne, jeweils passendem Backdrop und Publikum gebaut. Wen baust du, wen nicht?
Wichtig ist, dass ich die Band live gesehen habe und sie mich da überzeugt hat. Das sind meistens Bands aus dem deutschsprachigen Raum. Die DROPKICK MURPHYS mussten aber sein, weil ich von denen ein riesiger Fan bin. THE BABOON SHOW habe ich mal am Flughafen getroffen und bin dann voll Fanboy-mäßig hingerannt und habe sie angequatscht und die waren total nett. Dann war klar: Die musst du live sehen und bauen. Dann arbeite ich daran mit viel Liebe zum Detail und zwar nur aus meinen Erinnerungen. Ich habe mal ein Set von TURBOSTAAT aufgebaut, weil ich die live gesehen und gut gefunden habe. Auf dem Konzert, auf dem ich war, hat der Sänger Jan ein LOVE A-Shirt getragen. Das hat er also auch auf den Fotos von den Plastikpunks an. Dann hat sich tatsächlich jemand gemeldet und gemeint: „Aber eigentlich trägt doch nur der Schlagzeuger LOVE A-Shirts!“ Mag sein, aber in meiner Erinnerung hatte eben Jan das Shirt an. Also habe ich TURBOSTAAT auch so gebaut.

Woher hast du denn die Bandshirts?
Anfangs habe ich die noch selbst gemalt, mittlerweile lasse ich die drucken. Es gibt da Händler, bei denen man Sonderanfertigungen bestellen kann. Für die Bläser-Fraktion von SONDASCHULE habe ich mir sogar eine Posaune aus einem 3D-Drucker herstellen lassen. Abgesehen von den offiziellen Figuren gibt es eine richtige Szene, die sich Sondermaße, Utensilien oder Frisuren anfertigen lässt oder es eben selbst macht. Ich bin da nur eine kleine Nummer, da gibt’s schon krasse Nerds in der Szene. Die BROILERS hatten mal ein Saxophon. Dafür kam mir wiederum eine Figur von Lisa Simpson zugute.

Wie groß ist dein Fundus an Figuren inzwischen?
Insgesamt dürfte ich ungefähr anderthalbtausend Figuren haben.

Und die sind kategorisiert in einem Steckkasten?
Haha, nee. Die meisten liegen in einer Wühlkiste. Die fertigen Bands sind aber schon gesondert gelagert. Und wenn ich eine Band „fertig“ habe, dann bleibt die auch erst mal so bestehen.

Und wo lagerst du die? Hast du eine Lagerhalle oder großen Kellerraum?
Meine Arena ist etwas größer als einen Quadratmeter, daneben ein paar Kisten mit Figuren und Teilen – auf den Bildern sieht das immer größer aus, als es ist.

Kannst du schätzen, wie viel Geld du in dein Hobby gesteckt hast?
Nein, das will ich auch nicht. Schließlich ist es ja, wie du schon sagst, ein Hobby. Und es gibt mir ja auch was: Das Bauen an den Plastikpunks ist für mich ein „Kopf aus“-Ding.

Geld verdienen ist also nicht?
Ich habe mal eine Auftragsarbeit fürs Splash!- und Melt-Festival gemacht. Das war aber zum einen nicht meine Musik, zum anderen fehlte da eben die Passion, die ich sonst brauche und habe. Und dann wollte die Agentur keine Details der Acts zeigen, so dass irgendwie auch wieder viel Arbeit umsonst war. Dann lieber Punkrock!

So wie das Video für ZSK?
Das hat definitiv mehr Spaß gemacht!

Zu dem Song „Alle meine Freunde“ hast du zusammen mit Arek ein so genanntes „Stop Motion“-Video aufgebaut und gedreht. Das heißt, dass da ganz viele Fotos aneinandergereiht werden, bis es so aussieht, als würden sich die Figuren bewegen. Wie viele Bilder waren das?
Für das Video kamen insgesamt 1.137 Figuren zum Einsatz, 18 Stunden lang haben wir gedreht, und insgesamt 2.352 Fotos machen am Ende das Video aus.

Wie kam es dazu?
Joshi hat mich über Instagram angeschrieben und das war mir echt eine Ehre. Wir haben ein bisschen besprochen, in welche Richtung es gehen soll, und am Ende waren alle zufrieden – auch wenn mir kleine Patzer immer noch auffallen.

Die Bilder sind im Takt zur Musik und passen sogar zu den Lyrics, zum Beispiel in der Szene, in der ZSK „Waren überall mit der Band unterwegs von Moskau bis Tel Aviv“ singen, da sitzt die Band in einem Bus. Ich bin beeindruckt von dem Video. Was motiviert dich zu dieser aufwändigen Arbeit?
Genau so ein Feedback, danke! Auch in den Kommentaren unter den Videos bekam ich so viel Zuspruch, das war schon cool. Ich bin aber bescheiden: Wenn ich mir Videos von anderen Nerds anschaue, die zum Beispiel Szenen aus „Der Herr der Ringe“ mit Plastikfiguren eins zu eins nachbauen, dann fühle ich mich auf einmal sehr klein. Ich habe auch fast immer total nette Rückmeldungen von den Bands bekommen, die ich gebaut habe. Ingo von den DONOTS zum Beispiel hat mir mal eine Zeichnung von mir in seinem unverkennbaren Stil geschickt. Das ist mir schon eine große Ehre.

Fotos, jetzt ein Video: Wird eine Reihe draus oder wie geht’s mit den Plastikpunks weiter?
Das Video war schon ein Highlight. Wenn man mal überlegt: von einer Ron-Figur zu einem offiziellen ZSK-Video – das ist schon fett! Zwei Träume habe ich aber noch: Ein Plattencover und die DONOTS beim Grand Münster Slam zu bauen.