SAUBER BLEIBEN

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Was Festivals für die Umwelt tun

Typischerweise sehen Festivalgelände nach der Abreise der Besucher aus wie ein Schlachtfeld, übersät von Zivilisationsmüll, stehen gelassenen Billigzelten und zerstörten Campingmöbeln. Oder ist das doch nur ein Klischee, das medial bisweilen verbreitet wird? Wir wollten von ein paar Festivalveranstaltern wissen, was sie tun, um sauber zu bleiben. Unser Fragen beantworten Alex Schwers vom Ruhrpott Rodeo, Steffen Rose vom Mission Ready. Holm Weichhold vom Back To Future und Andrej Sevsek vom Punk Rock Holiday.

Was tut ihr, um zu verhindern, dass uncoole Gäste ihren Scheiß zurücklassen?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Wir haben ein Müllpfandsystem. Jeder Besucher bekommt einen Müllsack, den er im Idealfall am Ende des Festivals gefüllt bei uns abgibt. Dieses System hat aber natürlich keine große Relevanz in Bezug auf Müllvermeidung, sondern hält lediglich die Wiese sauberer. Es trägt hoffentlich auch dazu bei, den Besuchern vor Augen zu führen, wie viel Müll sie produzieren. Nachdem wir im letzten Jahr in einem Appell unsere Besucher zu nachhaltigerem Verhalten aufgerufen haben, konnten wir einen deutlichen Rückgang des Mülls feststellen.

Steffen, Mission Ready: Wir haben dieses Problem so gut wie gar nicht bei uns auf dem Platz, was einerseits mit der grundsätzlichen Haltung unserer Besucher zu dem Thema Umwelt zu tun hat, aber unserer Meinung nach andererseits auch mit dem Alter unserer Kernzielgruppe zusammenhängt. Wir kennen die „Müllhalden“ bei anderen Festivals und wissen, wie hoch wir das unserem Publikum anzurechnen haben. Der Platz sieht meist vor der Reinigung schon vorgereinigt aus. Zudem arbeiten wir auch wie die meisten anderen Festivals mit einem Müllpfandsystem und bieten weiterhin ausreichend Behältnisse zur Müllentsorgung an.

Holm, Back To Future: Tatsächlich gab es auch mal den Fall, dass wir eine Couch vom Acker räumen mussten, das war vor fünf oder sechs Jahren. Das war für uns ein Alarmzeichen und wir begannen gezielt, dezente Appelle an unsere Gäste zu richten. Glücklicherweise haben wir da ein leichtes Spiel. Das Back To Future ist trotz seiner Größe immer noch sehr familiär, so dass die Ansprache auch zwischen den Besuchern funktioniert. Da sind jede Menge Menschen dabei, die selbst szenetypisch aktiv sind und sehr viele kennen die Situation, mit brummenden Schädel eine versiffte Location wieder auf Vordermann zu bringen. Nichtsdestotrotz, so Sachen wie Kippenreste oder Kronkorken bringen uns regelmäßig um den Verstand. Unser Campingplatz ist ansonsten eine Kuhweide, und um diesen Zustand wiederherzustellen, ist maximaler Einsatz gefordert. Und dann sieht menschwww. auch Daniel und mich über den Acker krauchen.

Andrej, Punk Rock Holiday: Vom ersten Jahr an, in dem wir das Festival begannen, mussten wir alles tun, um das Gelände so sauber wie möglich zu hinterlassen, um den Standort zu erhalten. Wir legten ein Stück flußabwärts ein Netz aus, um alles aufzufangen, was ins Wasser geworfen werden könnte, und wir haben ein Reinigungsteam auf Kajaks, um es zu einzusammeln. Wir geben allen Besuchern am Eingang zwei Säcke für den Müll. Sie zahlen jeweils zehn Euro Pfand und wir „zwingen“ sie zum Recycling. Am Ende bringen sie die vollen Säcke zum Sanitärzentrum, wo wir ihre Säcke überprüfen und ihnen ihr Pfand zurückgeben, wenn ihre Säcke richtig benutzt wurden. Wir haben uns 2019 mit KarTent zusammengetan, die Zelte zur Miete anbieten, damit die Leute keine billigen Zelte für den einmaligen Gebrauch kaufen. Alle Tassen und Besteckteile, die wir auf dem Festival verwenden, einschließlich Gabeln und Strohhalme, sind seit 2015 kompostierbar, da aus Maisstärke. Sogar das Toilettenpapier besteht aus recycleten Materialien. Wir haben eine Vereinbarung mit dem Supermarkt Hofer – bei euch heißen die Aldi – getroffen, der der offizielle Laden am Eingang ist, um in das Recycling des gesamten auf dem Campingplatz anfallenden Mülls zu investieren. Die meisten unserer Gäste sind cool und respektieren das Festival, so dass sie nach ihrer Abreise meist alles reinigen. Der Campingplatz ist zwei Stunden nach der Schließung vollständig sauber. Das nächste Festival kann den Ort schon drei Tage später nutzen und sie bekommen den Platz immer makellos übergeben. Letztes Jahr haben wir den Campingplatz mit Stromanschlüssen ausgestattet und alle Benzingeneratoren vom Campingplatz verbannt. Die Anschlüsse waren schnell ausgebucht, deshalb werden wir dieses Jahr die Anzahl erhöhen. Damit die Leute kein Flaschenwasser kaufen, sorgen wir für viele Wasserstellen auf dem Campingplatz und dem Festivalgelände, damit die Leute ihre Flaschen nachfüllen können. Wir lassen sie sogar leere Flaschen, natürlich keine aus Glas, auf das Festivalgelände bringen.

Hat sich eurer Beobachtung nach das Problem in den letzten Jahren vergrößert oder verkleinert?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Es ist definitiv weniger geworden. Die Besucher des Ruhrpott Rodeo sind sensibler fürs Thema Umwelt geworden. Die Menge an sinnlosem Müll wie etwa Einwegzelte ist zum Glück zurückgegangen.

Steffen, Mission Ready: Wir sowie viele andere Veranstalter machen sich dahingehend bereits Gedanken und versuchen, diese Themen soweit wie möglich aktiv mit in den Planungen und der Umsetzung zu berücksichtigen. Allerdings gehört dazu natürlich auch zwingend auch Awareness seitens des Publikums.

Holm, Back To Future: Müllschlachten gab es bei uns nie und die Problematik wird überschaubarer. Die Basis war immer schon solide. Die allgemeine Stimmung in Sachen Umweltschutz beziehungsweise Ressourcenschonung macht die weitere Sensibilisierung einfacher. Allerdings haben auch wir eine Menge Hausaufgaben zu machen und vieles neu zu überdenken.

Andrej, Punk Rock Holiday: Es nimmt ständig ab.

Interessiert sich euer Publikum für das Thema oder ist da in erster Linie Party angesagt?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Das Publikum interessiert sich sehr dafür. Wäre auch sehr traurig, wenn alles nur um Party geht.

Steffen, Mission Ready: Umweltschutz ist auf jeden Fall ein großes Thema für unsere Zielgruppe und wird auch so behandelt. Party, aber auch die Awareness dafür gehen auf dem Platz bei uns zusammen.

Holm, Back To Future: Trotz fetter Party und jeder Menge Bier ist das Thema nur bei wenigen nicht präsent. Viele sind Eltern und auch der Rest ist sich seiner Verantwortung durchaus bewusst.

Andrej, Punk Rock Holiday: Sie sind sich unserer Öko-Initiative sehr bewusst und bereit, ihr zu folgen.

Welche Müllmenge und welche ungefähren Entsorgungskosten verursacht euer Festival?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Insgesamt entsorgen wir am Ende rund 20 Tonnen Müll und haben Kosten von circa 25.000 Euro.

Steffen, Mission Ready: Diese sind aufgrund der bereits beschriebenen Situation überschaubar.

Holm, Back To Future: Alles, was mit der Versorgung unserer Gäste einhergeht, wird getrennt erfasst. Dennoch fallen neben Glas, Papier und Verpackungsmaterial, also Pappe, auch Abfälle an, die dann dem dualen System der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden. Allerdings fällt immer noch genug Müll an für einen 30-Kubikmeter-Container. Einen zweiten füllen die Hinterlassenschaften auf dem Zeltplatz.

Welches Müllvermeidungskonzept habt ihr in Bezug auf eure Besucher, und welches gibt es für den Verkauf von Getränken und Speisen? Pfandbecher? Kompostierbares Geschirr?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Unsere Recherchen haben ergeben, dass ein Pfandsystem mit den üblichen Festival-Pfandbechern keine nachhaltige Lösung ist. Die Becher müssen mehrere Dutzend mal im Umlauf sein, damit sie ökologisch nachhaltiger sind als die üblichen Einwegbecher. Das schaffen die wenigsten. Man darf in diesen Berechnungen auch den Energieverbrauch für das Erhitzen des Spülwassers nicht vergessen. Deshalb haben wir uns seit letztem Jahr entschieden, biologisch abbaubare Einwegbecher zu nutzen. Das funktioniert wiederum nur, wenn die Becher zu 100% vom restlichen Müll getrennt werden, weshalb wir zwei verschiedene Mülltonnensysteme auf dem Gelände haben. Weiterhin werden wir unseren Gastronomen dieses Jahr zum ersten Mal zur Auflage machen, dass nur kompostierbares Geschirr und keine Einwegteller mehr genutzt werden dürfen.

Steffen, Mission Ready: Wir arbeiten auf den Campingflächen wie andere Festivals auch mit einem Müllpfandsystem und bieten zudem mehr als ausreichend Behältnisse zur Müllentsorgung an. Das klappt vor Ort auch sehr gut. Des Weiteren arbeiten wir im Bereich der Bühnen natürlich auch mit Pfandbechern.

Holm, Back To Future: Das beste Konzept scheint uns, ganz nah an unseren Gästen zu sein. Das heißt unsere Crew, auch wir selbst, sind für unsere Besucher keine Unbekannten. Sie wissen, wer ihnen hinterherräumt, und dies scheint uns das nachhaltigste Müllvermeidungskonzept. Die Gesichter sprechen Bände, wenn wir auf dem Zeltplatz Besucher auf ihren „Sauhaufen“ ansprechen. Aber es zeigt Wirkung. Niemand will verantwortlich sein, dass das Festival im nächsten Jahr nicht mehr stattfinden kann. Außerdem nehmen wir uns jedes Jahr etwas vor, so „trial & error“-mäßig. Dieses Jahr eine weitere Anpassung des Speise- und Getränkeangebots in Richtung lokal, nachhaltig, vegan. Mehrwegbecher stehen ebenso auf der Agenda.

Andrej, Punk Rock Holiday: Wir nehmen Pfand für Becher: Jedes Mal, wenn sie ein Getränk an der Bar kaufen, müssen sie einen Euro Pfand für den Becher bezahlen. Wenn sie den Becher bei der Bestellung des nächsten Getränks an die Bar zurückbringen, zahlen Sie nicht noch einmal einen Euro, aber wenn sie es nicht tun, zahlen sie erneut. Die Leute lernen schnell, sie nicht in den Müll zu werfen, da es ihrem Geldbeutel schadet. Am Ende, wenn sie den letzten Becher zurückgeben, bekommen sie den Euro auf ihre Zahlungskarte zurück. Damit bleiben maximal 100 Becher auf dem Boden liegen, die wir in dreißig Minuten eingesammelt haben, wenn sich der Platz leert. Die Becher sind wie alles andere auch kompostierbar.

Wie verhält es sich mit dem Speiseangebot? Vegan und öko etwa hat einen vielfach kleineren CO2-Fußabdruck als tierbasierte Lebensmittel. Fördert und sucht ihr also aktiv entsprechende Anbieter?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Es gibt jede Menge vegane und vegetarische Speisen beim Rodeo. Vor ein paar Jahren hatten wir intern mal die Diskussion, auf dem gesamten Gelände kein Fleisch mehr anzubieten, aber davon haben wir Abstand genommen.

Steffen, Mission Ready: Neben gemischten Angeboten nehmen wir unter anderem aus diesem Grund auch immer regionale Anbieter mit ins Boot, die frische vegane oder vegetarische Speisen anbieten. Es ist uns auch in allen anderen Bereichen sehr wichtig, soweit möglich mit regionalen Anbietern oder Dienstleistern zu arbeiten.

Holm, Back To Future: Wir hatten im letzten Jahr genau drei Anbieter für Speisen auf dem Acker. Die Mädels und Jungs aus der Kombi Nünchritz mit ihrem veganen Angebot, unser Freund Ranjit aus Riesa mit einem kompletten Angebot von Vegan bis Fleisch und einen Stand mit Crepes, um auch der Nachfrage nach etwas Süßem nachzukommen. Für uns als Veranstalter wäre es kein Problem, das Angebot mit weiteren Anbietern zu verdoppeln oder zu verdreifachen – die Anfragen übersteigen das sogar. Aber die Effizienz sinkt und damit steigt die Umweltbelastung. Mit Freude haben wir feststellen können, dass das anfangs sehr fleischlastige Angebot von Ranjit sich ganz schnell angepasst hat und unsere Ideen und Hinweise in Bezug auf vegetarische und vegane Angebote dankbar aufgenommen wurden. Es geht in die richtige Richtung.

Andrej, Punk Rock Holiday: Wir erhöhen die Zahl der veganen Stände und veganen Optionen an jedem Stand von Jahr zu Jahr. Ich denke, das vegane Angebot wird dieses Jahr mehr als 50% betragen.

Ist die Zusammenarbeit mit regionalen Anbietern ein Thema? Bier und Limo von um die Ecke steht in Sachen CO2-Bilanz besser da als Bier aus 500 km Entfernung.

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Ja klar, bei uns gibt’s Sinalco und nicht Coca-Cola und das Bier kommt auch aus der Gegend.

Steffen, Mission Ready: Genau aus diesem Grund arbeiten wir auch bei den Getränken mit einem lokalen Partner aus Würzburg zusammen. Diese Frage liegt uns sehr am Herzen und wir versuchen immer regionale Partner mitzunehmen.

Holm, Back To Future: Seit Jahren kooperieren wir mit Feldschlösschen. Selbst durch den Umweg über unseren Großhändler kommen da nur knapp 70 km Transportweg für unser Bier zusammen. Noch paar Meter weniger ist unser Wasser aus Bad Liebenwerda unterwegs. Da stand immer die Vernunft im Vordergrund, jetzt zahlt sich das durch einen kleineren CO2-Fußabdruck aus.

Andrej, Punk Rock Holiday: Bier und Softdrinks aus der Region sind für die CO2-Bilanz besser als Bier aus 500 km Entfernung. Die meistverkauften Artikel sind alle lokal.

Was macht ihr sonst, um euer Festival „grüner“ zu machen? CO2-Ausgleich? Ökostrom? Förderung der Anreise per Bus & Bahn statt per Auto?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Wir machen, was in unseren Möglichkeiten liegt. Insgesamt muss ich dazu sagen, dass viele Dinge, die oft heiß diskutiert werden, wie zum Beispiel die Trinkbecher, in der wahren Ökobilanz eher eine untergeordnete Rolle spielen. Das ist das, was jeder Besucher die ganze Zeit vor Augen hat, wenn er auf dem Festivalgelände ist. Ein kleine Beispiel: Beim letzten Ruhrpott Rodeo wurden insgesamt 300 kg Bechermüll produziert – in unserem Fall Ökobecher. Da dürften alleine die Flüge einer einzigen Band aus den USA nach Europa mehr CO2 verursacht haben und die zurückgelassenen Zelte sowieso. Sich darüber aufzuregen, dass beim Festival Becher auf dem Gelände rumliegen, macht auch keinen großen Sinn, zumindest nicht in Bezug auf unser Ökosystem. Es dürfte jedem logisch erscheinen, dass nach dem Festival gründlich aufgeräumt wird. Das Problem fängt ja schon viel eher an. 9.000 Menschen, die teilweise von weit weg zum Festival kommen, verursachen eine Menge CO2. Wir haben Shuttlebusse von den umliegenden Bahnhöfen und versuchen, es den Leuten zu erleichtern, sich für die Bahn zu entscheiden. Aber die Erfahrung zeigt auch, dass immer mehr Leute mit Wohnmobilen anreisen. Punkrock wird älter und viele haben keine Lust mehr, im Zelt zu schlafen. Das Problem ist also viel komplizierter und lässt sich nicht ernsthaft an einem Bechersystem festmachen.

Steffen, Mission Ready: Wir bieten einen Shuttle-Service zum Festival an, der Besucher etwa vom Hauptbahnhof Würzburg zum Festivalgelände und wieder zurück bringt. Zudem gibt es mehrere regionale Shuttle, die auch den Großraum Nürnberg oder Schweinfurt bedienen.

Holm, Back To Future: Na ja, wie bei unseren Getränken ging es auch bei der Infrastruktur oder den Lieferanten um einen lokalen Bezug beziehungsweise arbeiten wir mit Leuten, die wir schon ewig kennen. Und die kommen in aller Regel aus der Region. CO2-Kompensation betreiben wir bei Flyer- und Plakatdruck und Ökostrom steht schon auf der Agenda. Allerdings ist die Ideenliste noch lang. Da wir uns im sächsischen ÖPNV ein wenig auskennen – diverse Verkehrsverbünde, die es nicht schaffen, gemeinsame Tarife anzubieten –, schmerzt es feststellen zu müssen, dass die Bahn lokal nur eine bescheidene Alternative zur PKW-Anreise ist.

Andrej, Punk Rock Holiday: All das. Wir haben uns nicht dazu entschlossen, Mitglied einer europäischen Initiative wie A Greener Festival zu werden, aber die Kollegen vom MetalDays Festival schon. Sie haben in den letzten Jahren sogar viele Preise gewonnen. Wir beide tun die gleichen Dinge, um das Festival grüner zu machen.

Was denkt ihr, wie wird sich das Live-Geschäft in den nächsten Jahren entwickeln in Bezug auf die Klima- und Öko-Thematik?

Alex, Ruhrpott Rodeo:
Ich denke und hoffe, dass sich nicht nur das Live-Geschäft, sondern alle Lebensbereiche in den nächsten Jahren sehr zugunsten des Klimas verändern werden. Sollte es zum Beispiel zu einer deutlichen Erhöhung der Flugpreise kommen, werden nicht mehr so viele Bands international touren können. Das betrifft dann aber leider auch erst mal wieder nur die kleineren Bands. Ich würde es begrüßen, wenn die ganze Szene wieder etwas lokaler wird und nicht über die großen internationalen Bands entschieden wird. Man muss sich fragen, ob es wirklich nötig ist, um den halben Erdball zu einem Festival zu fliegen, weil die das beste Line-up da haben. Wir haben nicht umsonst das „Ruhrpott“ im Namen ...

Steffen, Mission Ready: Wir sowie viele andere Veranstalter machen sich dahingehend bereits Gedanken und versuchen, diese Themen soweit wie möglich aktiv mit in den Planungen und der Umsetzung zu berücksichtigen. Allerdings gehört dazu natürlich zwingend auch eine Awareness seitens des Publikums.

Holm, Back To Future: So eine Nostradamus-mäßige Prophezeiung? Gefühlsmäßig ist das Live-Segment, besonders die Open-Air-Schiene kaum noch zu steigern. Obwohl die ganzen Veranstalter samt VVK und Booking-Fusionen da ja eine andere Sprache sprechen. Was wir auch dieses Jahr wahrnehmen, ist eine weitere Zunahme von Festivals und ich befürchte, das schadet der Clubkultur, auf deren kontinuierliche Arbeit auch wir angewiesen sind.

Andrej, Punk Rock Holiday: Ich denke, das Bewusstsein in der Punk-Szene ist auf einem sehr hohen Niveau. Kleinere Festivals wie PRH werden kein Problem damit haben, sich anzupassen. Wir geben schon jetzt viel mehr Geld aus, da wir uns des Themas von Anfang an bewusst waren. Ich denke, die meisten größeren Festivals werden wohl folgen müssen. Es ist nur so, dass sie auf Profit ausgerichtet sind und erst gesetzlich zur Anpassung gezwungen werden müssen. Was aber bereits jetzt geschieht. Seit letztem Jahr gibt es in Slowenien im Supermarkt weder Einweg-Plastikbecher noch -besteck mehr zu kaufen – was bedeutet, dass unser Punk-Festival der Sache um fünf Jahre voraus war.