SCHMUTZKI

Foto© by Florian Fischer

Der Zauber des Anfangs

Mit „Schmutz de la Schmutz“ feiern SCHMUTZKI ihr zwölfjähriges Jubiläum, nachdem der zehnte Bandgeburtstag durch die Pandemie etwas eingeschränkt wurde. Im Interview erzählt Beat, Sänger und Gitarrist der Band, von der Anfangszeit, dem Stellenwert von DIY und wie die drei letztendlich ihre eigene Wohlfühlnische gefunden haben.

Glückwunsch, mit „Schmutz de la Schmutz“ feiert ihr nun Bandjubiläum. Wo und wie hat alles vor zwölf Jahren angefangen?

SCHMUTZKI sind aus einer ehemaligen Schülerband namens THE MESS entstanden. Flo und ich machen schon seit der achten Klasse zusammen Punkrock, damals noch in Konstanz. Als wir 2006 zum Studieren nach Stuttgart gegangen sind, haben wir auf einer Party unseren ehemaligen Proberaumnachbarn Dany getroffen und sind erst mal schön zusammen abgestürzt. Ein paar Wochen später hat er bei THE MESS Bass gespielt. Als unser damaliger Gitarrist ausstieg, war die Frage, ob und wie wir weitermachen. Was uns zusammengehalten hat, war unser Proberaum, der mitten in der Stadt von Mittwoch bis Samstag der perfekte Startpunkt für die obligatorischen Besäufnisse war. Die Stunden davor haben wir einfach Krach für unsere Leute gemacht, bis die Sixpacks leer waren und es los ging in die Stadt. Irgendwann ist daraus das Stück „Disko Diktatur“ entstanden, das diese Zeit sehr gut beschreibt. Als wir den Song hatten, war klar, dass wir eine neue Band waren: SCHMUTZKI.

Was war für dich das Highlight der letzten zwölf Jahre?
Schwer zu sagen, weil es viele davon gab. Aber vermutlich ist es genau diese Anfangszeit. Zu „Disko Diktatur“ haben wir irgendwann ein Video gedreht, das einfach eine krasse WG-Party war, wo wir die Instrumente zwischen die Leute gezwängt und losgefilmt haben. Es war eigentlich kein Videodreh, sondern einfach eine super Party. Wo es mit jeder Szene verrückter wurde und die Partypeople immer mehr zum Protagonisten wurden.

Bezogen auf eure bisherigen Veröffentlichungen: Welche ist deine Lieblingsplatte und gab es auch etwas, das im Rückblick besser nicht das Licht der Welt erblickt hätte?
Gleiches Thema: Der Zauber des Anfangs. Wir waren nie wieder so unbeschwert und spritzig wie auf unserer ersten EP „Mob“. Was danach kam, war vielleicht teilweise durchdachter und auch erfolgreicher, aber diese sechs Songs machen immer noch die Seele von SCHMUTZKI aus und sind für ewig fest im Live-Set verankert. Und was die Schattenseiten angeht, auch wenn man es uns vielleicht nicht zutraut: Wir geben uns bei unseren Platten extrem viel Mühe, achten auf Qualität und haben mit drei Alben und zwei EPs bis dato auch relativ wenig veröffentlicht. Das heißt, alle diese Platten sind zu 100% SCHMUTZKI und wir können uneingeschränkt dahinterstehen. Es mag da und dort mal einen Song geben, den wir heute etwas belächeln, aber das sind absolute Ausnahmen. Selbst in der Zeit bei dem großen Label haben wir uns nie dazu hinreißen lassen irgendwelchen Bullshit zu machen, den wir selbst nicht geil fanden.

Passend zum Jubiläum veröffentlicht ihr mit „Schmutz de la Schmutz“ einen besonderen Rückblick auf die vergangenen Jahre. Es ist kein klassisches Best-Of, sondern eine Sammlung bisher nicht auf Tonträgern veröffentlichter Titel. Wie kam es zu der Idee, diese Platte mit dreißig Songs zu veröffentlichen?
Da wir, wie vorhin beschrieben, eine ziemlich rigorose Qualitätskontrolle haben, wurden über die Jahre ziemlich viele Songs geschrieben, die im Prozess irgendwann aussortiert wurden. Pro Album gibt es sicherlich zwischen fünfzig und achtzig Songideen, an denen wir im Proberaum oder im Studio mal eine Zeit herumbasteln. Da bleibt einiges übrig, das nicht immer schlecht ist, aber eventuell in dem Moment nicht so ganz ins Konzept passt. Aus diesen paar hundert Ideen haben wir die besten und witzigsten rausgesucht und fertig produziert. Wir waren selbst erstaunt, dass bei dem Ganzen eine ziemlich gute Platte rausgekommen ist. Und irgendwie ist es schön, den ganzen gestorbenen Ideen doch noch auf einer Platte ein Zuhause zu geben.

vDie Songs „Mittelmäßigkeit“ und „Rockolymp“ hören sich so an, als ob ihr mit einem Augenzwinkern euren eigenen Werdegang beschreibt und mit dem aktuell Erreichten zufrieden seid. Ist das der Fall?
Wenn du zufrieden sein willst, dann studiere am besten was mit Maschinen oder Computern und werde ja nicht Musiker! Im Ernst, es war nie ganz einfach, und durch Corona ist es noch viel komplizierter geworden, als Mucker halbwegs von der Sache zu leben. Wenn du dann zurückschaust, wie viel Zeit und Herzblut du in die ganze Sache investiert hast, musst du entweder ein bisschen weinen oder besser du belächelst das Ganze.

Du hast gerade die Pandemie erwähnt. Was ist für euch dadurch schwieriger geworden?
Zunächst haben wir auf allen Ebenen einen heftigen Anstieg der Kosten erlebt. Personal, Material, Fahrzeuge und Unterkünfte sind teilweise doppelt so teuer wie vor Corona. Nur die Gagen sind leider nicht gestiegen. Man hat auch den Eindruck, dass die Leute sich im Verlauf von Corona von der Live-Musik etwas abgewendet haben und nicht mehr in der Häufigkeit auf Konzerte gehen wollen. Um von der Sache leben zu können, musst du also doppelt Gas geben und dich erneut nach oben kämpfen, in eine Liga, wo du dich vor der Pandemie eigentlich schon einmal sicher verankert glaubtest.

Was für eine Bedeutung hat für euch der DIY-Ansatz, über den ihr im Song „DIY“ singt?
Wir waren und sind noch immer zu 99% DIY. Selbst während unserer Zeit beim Majorlabel haben wir unsere Musik selbst geschrieben, unsere Videos selbst gedreht, Cover entworfen, Anzeigen gestaltet und sonst auch alles erfunden, was man von uns so mitbekommen konnte. Wir nehmen unsere Freunde mit auf Tour und unseren neuen Manager kennen wir schon seit zwanzig Jahren. Jede Nachricht auf Social Media wird von uns selbst beantwortet. Manchmal sagen uns Leute, dass wir deshalb nur halb so erfolgreich sind. Ich glaube, dass das der Kern unseres kleinen Erfolgs ist und der Grund, warum wir noch da sind.

Du hast die Zeit beim Majorlabel angesprochen. Wie kam es dazu, dass ihr nicht mehr bei Four Music seid? Hat das auch mit dem DIY-Ansatz zu tun?
Zunächst muss man mal erwähnen, dass wir durchaus dankbar sind, dass wir für die ersten beiden Alben die Unterstützung von Four hatten. So konnten wir viele unserer Ideen umsetzen, wofür uns ansonsten die Mittel und Kontakte gefehlt hätten. Manchmal scherzen wir, dass wir einfach nur Glück hatten, dass so eine Rumpelband wie wir ernsthaft einen Major-Plattenvertrag bekommen konnte. Auch wenn wir immer cool mit den Leuten bei Four waren, hat sich schon relativ schnell gezeigt, dass eine Band wie wir nicht so recht in diese Welt passt und deren Erwartungen auch nicht erfüllen kann. Als dann in den 2010er Jahren die physischen Plattenverkäufe endgültig eingebrochen sind, war klar, dass Four niemals Geld mit uns verdienen wird. Also war nach dem zweiten Album Schluss. Rückblickend war das aber für alle Beteiligten eine Erleichterung, weil wir nun unseren DIY-Style ohne reinreden durchziehen konnten und uns live ja auch sehr gut entwickelt haben. Wir haben damals unser eigenes Label Bäm Records gegründet und mit Cargo einen Vertrieb gefunden. Zudem haben wir seit kurzem etwas Unterstützung durch das Management, machen sonst aber wirklich alles selbst. Und das wollen wir auch so beibehalten.

Dass ihr dem Alkohol nicht abgeneigt seid, haben wir bereits gehört und das wird auch im Song „Saufbuddy“ deutlich. Mit wem aus der Szene würdest du am liebsten einen auf euer Jubiläum trinken?
Da sie gerade ihren Abschied feiern: NOFX und Fat Mike. Das ist einfach die Band und auch der Humor, der SCHMUTZKI total geprägt und uns in den Teeniejahren komplett versaut hat.

Was habt ihr anlässlich eures zwölfjährigen Jubiläums noch geplant?
Wir spielen zum Release drei schnucklige Shows in kleinen Clubs in Hamburg, Dresden und Stuttgart. Das wird sicherlich wild und auch eine kleine Reise zurück in die „guten alten Zeiten“. Wer keines der Tickets ergattern konnte, ist natürlich herzlich auf unsere Tour im Frühjahr 2024 eingeladen, wo wir dann die große Rakete steigen lassen werden. Wobei, eigentlich machen wir immer noch das Gleiche wie vor zwölf Jahren: den Leuten mit Punkrock ein Lächeln ins Gesicht ballern!