SEPTICFLESH

Foto© by Stella Mouzi

Sich selbst bewusst

Mit „Modern Primitive“ erscheint dieser Tage das elfte Album der griechischen Extrem-Metaller. Wir sprechen mit Gitarrist Sotiris Vayenas über die eigenen Erwartungen an ein neues Werk.

Für mich befinden sich SEPTICFLESH seit der Reunion, aber mindestens seit „Titan“ auf einem Hoch. Wie sehr übt das beim Schreiben neuer Lieder Druck auf euch aus?

Natürlich setzt uns so etwas unter Druck. Wir haben aber die Mentalität, dass wir so lange arbeiten, bis wir Ideen oder Lösungen für alles finden. Jeglicher Druck kann also in einem gewissen Zeitraum immer abgeschüttelt und sich auf das Wesentliche konzentriert werden: der kreative Prozess. Für uns ist das wie eine Art Psychotherapie. Wir packen sehr viel aus Kopf und Herz in unsere Musik. Der Druck verschwindet dann und was bleibt, ist der Fokus, etwas Starkes, Langlebiges zu schaffen. Der größte Erfolg, den man haben kann, ist, wenn irgendwann mal die Lichter ausgehen sollten und die Leute immer noch deine Musik hören.

Vergleicht ihr als Band das neu geschriebene Material mit den vorherigen Werken? Oder denkt ihr nicht in Kategorien wie besser oder schlechter?
Das ist schwierig. Du kämpfst quasi mit dir selbst und möchtest das übertreffen, was du bisher geschrieben hast. Das haben wir im Hinterkopf. Wir müssen besser sein als auf dem letzten Album. Das letzte Album ist meist das erwachsenste und repräsentiert den aktuellen Stand, den du mit deiner Kunst nach etlichen Jahren erreicht hast. Es gibt also irgendwann diesen Vergleich. Wir versuchen aber nie, ein Album zu kopieren oder strategische Motive unser Handeln kontrollieren zu lassen. So funktionieren SEPTICFLESH nicht. Wir beginnen immer mit einem leeren Stück Papier und füllen dieses Stück für Stück. Wir verlassen uns nur auf unseren Instinkt und unsere Emotionen. Wenn wir dann der Meinung sind, dass wir etwas Starkes zusammenhaben, das unser letztes Album übertrifft, sind wir mit uns zufrieden. Vorher geben wir uns nicht zufrieden.

„Modern Primitive“ fühlt sich wirklich wie ein zusammenhängendes Album an, nicht wie eine Playlist oder eine Compilation verschiedener Tracks. Wie schwer ist es diesen Spagat zwischen einem kohärenten Werk und unterscheidbaren Einzelnummern hinzubekommen?
Auf der einen Seite versuchen wir eine Atomsphäre zu schaffen, die den Hörer vom ersten bis zum letzten Lied einnimmt. Die Lieder an sich bestehen aus einer Vielzahl von Elementen. Es gibt von SEPTICFLESH nicht immer nur Varianten des gleichen Songs. Wir versuchen aber immer, ein paar Verbindungen zwischen den Tracks herzustellen, Brücken zu bauen. Dabei helfen auch die Texte. Der zweite Song „Hierophant“ und der dritte, „Self Eater“, sind zum Beispiel zwei Teile einer Geschichte. Am Ende wollen wir etwas erschaffen, das viele Ebenen hat, und sichergehen, dass die Leute bei jedem Hören des Albums immer wieder neue Dinge entdecken, die bei den ersten Durchläufen vielleicht noch nicht so offensichtlich waren.