TEAM SCHEISSE

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Blumen von der Tanke

TEAM SCHEISSE aus Bremen und Erfurt kamen scheinbar aus dem Nichts und legten Ende 2021 mit „Ich habe dir Blumen von der Tanke mitgebracht (jetzt wird geküsst)“ ein spektakuläres Debüt hin. Spektakulär nicht unbedingt deshalb, weil diese Kombi aus NDW und Achtziger-Deutschpunk so besonders neuartig wäre. Aber musikalisch wie vor allem textlich ist es in der qualitativen Dichte den meisten anderen aktuellen Bands dieses Genres einige Nasenlängen voraus. Spektakulär auch deshalb, weil TEAM SCHEISSE komischerweise bei dem Label Soul Force-Records, einem Sublabel des Major BMG, gelandet sind, die eher im HipHop- und Pop-Bereich unterwegs sind und noch nicht eine Punk-Platte veröffentlicht haben. Bei dem Interview wird auf jeden Fall deutlich, dass TEAM SCHEISSE nicht ganz zufällig diese positiven Wellen geschlagen haben, sondern vielmehr offensichtlich den passenden Soundtrack zu unserer Zeit produzieren.

Euer Debütalbum kam ja überall sehr gut an. Ist euch das nicht etwas unangenehm?

Simon: Offensichtlich passiert in Deutschland musikalisch nicht mehr so viel.
Hannes: Es ist schon ganz schön zu sehen, wie das überall gut ankommt, wir hätten selbst nicht damit gerechnet. Überraschend das Ganze. Wenn du Musik machst, hörst du den eigenen Kram tausendmal und hast überhaupt kein Gefühl mehr dafür, ob das total geil oder absolute Scheiße ist. Und da ist es doch ganz schön, wenn es andere mögen.
Timo: Etwas irritierend ist, dass wir das Gleiche gemacht haben wie vorher. Und plötzlich bekommen wir Liebes-Messages und so was. Das rettet mich jetzt tatsächlich gerade durch die dunkle Jahreszeit. Dennoch finde ich es echt extrem, dass wir gerade einen solchen Ego-Boost bekommen. Ich finde es wundervoll, dass das so resoniert.

Wie reagiert denn die „seriöse“ Musikpresse?
Hannes: Metal.de hat uns mit acht von zehn Punkten richtig gefeiert, weit vor DIE ÄRZTE.
Thomas: Ja, komisch. Es gab noch kein negatives Review.
Simon: Ich würde mich über einen anständigen Verriss wirklich freuen.

Euer Label Soul Force hat es im Bandinfo so geschildert, dass die in der HipHop-Szene nichts richtig Geiles gefunden haben und dann zufällig auf euch gestoßen sind. Und ihr habt das erst für einen Fake gehalten. Stimmt das?
Hannes: Fizzle von KITSCHKRIEG hat sich über den Bandcamp-Account bei mir gemeldet. Und da bekommt man schon mal Zeug, das etwas weird ist. Das war auch nur so ein Zweizeiler, den ich etwas komisch fand. Da war eine Telefonnummer dabei, die ich dann anrief. Die haben mir dann ihre Pläne mitgeteilt. Zu dem Zeitpunkt waren TEAM SCHEISSE nur Timo und ich. Und wir haben sicher erst mal ein halbes Jahr gebraucht, um im Kopf damit klarzukommen, was da gerade passiert.

War euch direkt klar, dass ihr das überhaupt macht? Die haben ja eigentlich mit Punk nichts am Hut.
Hannes: Wir waren uns da mega unsicher. Uns war auch gar nicht klar, warum die das überhaupt machen. Die haben bisher ja keine Punkband rausgebracht. Und warum jetzt wir?! Ist das jetzt ein Promo-Move für die, oder was? Das ging uns alles durch den Kopf. Wir haben die aber mit der Zeit etwas näher kennen gelernt. Timo ist auch mehrmals zu denen gefahren und hat sich mit ihnen zusammengesetzt. Und da haben wir festgestellt, dass das coole Leute sind, die einfach Bock auf das haben, was wir machen. Und auch Bock auf Quatsch haben.
Timo: Wir waren wirklich skeptisch, sind es auch ein Stückweit heute noch. Aber innerhalb des gesamten Prozesses haben die nicht einen Bitch-Move gemacht. Das lief für uns alles so ab, wie man es vielleicht aus dem Traum kennt: „Hi, wir sind das Label und ihr könnt einfach genau das machen, was ihr wollt, und wir bezahlen alles!“ Das war’s. Und wir haben alles genau so gemacht, wie wir es wollten: Wir haben die Songs ausgewählt, wir haben aufgenommen und gemischt, wie wir wollten. Das Plattendesign, der Merch, alles! Nie kam ein: Nee, macht mal anders, blabla ... Das war echt ein gutes Gefühl und wir sind froh, mit denen zusammenzuarbeiten. Das sind gute Leute!

Seit wann gibt’s TEAM SCHEISSE überhaupt?
Hannes: Seit 2016. Als Trump zum Präsidenten gewählt wurde, war ich in den USA und habe mir mit Timo Songs hin- und hergeschickt.
Timo: Genau. Du hast mir die Lieder geschickt und ich habe hier dazu geschrien, und wir haben uns beide darüber gefreut. Aber das war es erst einmal. Dann hat Simon die Sachen irgendwie gefunden und meinte: Das muss man mal richtig machen, mit Schlagzeug und so weiter, ich mache das mal.
Simon: Das war ja eigentlich gar keine richtige Band. Das war ja lediglich ein Soundcloud-Upload in Form einer Fake-Compilation mit verschiedenen Künstlern mit jeweils einem Song und ausgedachten Bandnamen. Und anschließend haben wir da ein paar Songs weiterentwickelt und ein Ding daraus gemacht. Und der Name TEAM SCHEISSE war der Name der Compilation beziehungsweise von dem Fake-Label der Compilation.

Wie viele Konzerte habt ihr bisher gespielt?
Hannes: Eins! Das war im November 2021 im Bremer Lagerhaus die Release-Show zur LP. Das war schon verrückt: Das erste Konzert ausverkauft vor total textsicherem Publikum.

Wie macht ihr eure Songs?
Hannes: Ich nehme die fast komplett alleine auf: tippe am Computer das Schlagzeug ein, spiele da Bass und Gitarre drauf. Allerdings alles recht rudimentär, da meine Skills nicht so mega sind. Das schicke ich dann an Timo, der überlegt sich einen Text, singt das über die fertige Datei. Mit dem Kram setzten wir uns dann zu viert noch mal hin beziehungsweise Thomas und Simon machen Bass und Schlagzeug zu Hause noch mal besser, die Drums auch richtig abgenommen, und das war’s. Simon hat die Platte schließlich gemischt und gemastert.

Timo macht ja neben TEAM SCHEISSE bei DARE DEEP ganz ruhigen, melodiösen Pop. Wie findet das zusammen? Das ist doch schon etwas ganz anderes.
Timo: Das findet gar nicht zusammen. Ich mache außerdem ja noch FREEDA BEAST, das findet auch nicht zusammen. Und ich versuche das auch gar nicht. Ich habe eben viele verschiedene Arten, mich auszudrücken, und das muss auch so sein. TEAM SCHEISSE ist eine Art des Ausdrucks. DARE DEEP ist eine andere und FREEDA BEAST ist wieder eine andere. Und ich mache auch noch unterschiedlichste Sachen, HipHop-Beats, dieses und jenes.

Betreibst du das alles mit der gleichen Ernsthaftigkeit?
Timo: Ja, klar! Ich mache das ja nicht, um irgendjemanden oder mich selber zu verarschen. Uns wurde auch schon mal die Frage gestellt, ob das „meta“ ist, was wir mit TEAM SCHEISSE machen. Ist es nicht. Wenn ich jetzt einen Song schreibe, dann meine ich den genauso ernst, wie den nächsten oder den davor. Das ist halt in mir drin.

Ist es also nicht so, dass du mit dem einen Projekt etwas Geld verdienst, während du das andere aus Quatsch machst und das dritte, weil die Leute nett sind, oder so ähnlich?
Timo: Nee. Mit Geld hat eigentlich noch nie was zu tun gehabt, was ich künstlerisch mache. Klar gibt’s manchmal Gagen für irgendetwas. Aber das ändert nicht mein Gefühl zu der Musik. Das soll es auch nicht. Wenn ich Lust habe, mache ich Musik. Wenn ich keine Lust habe, mache ich keine Musik. Für uns gäbe es, glaube ich, nichts Schlimmeres, als wenn ein Label käme und sagt: Macht das so! Macht das bis zum 10.10. fertig! Das geht nicht. Da würden wir sagen: Auf keinen Fall!

Jetzt singst du bei DARE DEEP im landläufigen Sinne harmonisch und schön, bei TEAM SCHEISSE auch gerne schrottig und daneben. Ist das für dich anstrengend, so trashig zu singen?
Timo: Nein. Das wird getriggert durch die Musik. Wenn ich eine verzerrte Gitarre höre und die Crash-Becken ballern, dann verleitet mich das zu einer anderen Art des Ausdrucks. Und wenn ich einen Text schreibe, der eher ein Gedicht ist, dann will ich den anders darbieten als einen Text, den ich jemand in die Fresse schreien will. Und dann schreie ich auch in die Fresse. Und das eine liegt mir genau so nahe wie das andere. Ich bin wütend, ich bin aber auch verliebt. Das sind eben unterschiedliche Arten des Ausdrucks. Meine Liebe schreie ich meiner Frau nicht ins Gesicht. Und meine Wut säusele ich nicht leise heraus.

Es ist natürlich auch immer eine Frage der eigenen musikalischen Sozialisation. Wo kommt ihr, wo kommst du her?
Timo: Diverses halt, Deutschrap, aber auch Grunge und Metal. BODY COUNT! Dann auch Techno, PRODIGY, DAFT PUNK, vieles! Ich habe das auch nie so gehabt: Ich bin dies oder das und werde das jetzt auch für immer bleiben. Oder: Ich bin so und ihr gehört nicht dazu. Dieses Assoziieren mit einer bestimmten Musikrichtung, das fand ich immer etwas komisch. Jede Musik macht Spaß, jede Musik lässt mich tanzen. Ob das jetzt so ein Metal-Geballer ist oder ein Techno-Track. Ich war nie einer, der mit verschränkten Armen in der Disco steht, weil sein Lied nicht kommt.

Aber so eine bestimmte Musikrichtung bringt ja in der Regel auch ein bestimmtes Umfeld mit sich oder Codes, die prägend sind. Wo lag da bei dir der Schwerpunkt? Oder lässt sich das nicht sagen? Das kommt ja in der eigenen Szene teilweise nicht so gut an, wenn man „ausschert“.
Timo: Ich weiß, was du meinst: Diese Elitäre. Alles, was sich „Hardcore“ auf die Fahnen geschrieben hat, sei es jetzt Punk oder HipHop, führt ja zu Ausschlüssen bis hin zur Ausgrenzung. Aber wenn dir jemand sagt, dass du nicht dazugehörst, weil du dich falsch kleidest, dann hat das kein Gewicht. Das war schon immer so, und solche Leute braucht man nicht ernst zu nehmen. Ich kenne dieses Peer-pressure-Ding. Ich bin ja Lehrer und ich bringe Kindern bei, wie sie selbst Songs schreiben und in Bands spielen. Da geht es um das, worauf ihr Bock habt, es auszudrücken! Wenn ihr mit vier Leuten etwas findet, auf das ihr gleichzeitig Bock habt, woran ihr Spaß habt und am Ende noch ein Gefühl transportieren könnt, wo ihr stolz drauf seid, dann ist es das! Dann ist es egal, ob das jemand HipHop, Punk, Metal, Rock oder Blues nennt. Weil es nur darum geht, dass ihr eure Stimme gefunden habt. Und so handhabe ich das selber auch. Ich feiere Hannes’ Gitarrenspiel. Das ist sein Ausdruck, seine Stimme. Und wir schaffen es zu viert gemeinsam ganz gut, eine Verstärkung dieser vier Stimmen zu haben. Thomas’ Basspiel ist geil, Simons Drums sind geil und zusammen sind wir halt die Sahnetorte.

Ich reite etwas darauf herum, weil das ja nicht nur etwas mit Musik zu tun hat, sondern auch mit Identität. Und Subkultur ist ja auch immer ein Stück Abgrenzung zu etwas, was man scheiße findet. Man fühlt sich in einer geschützten Gruppe und man ist „anders“.
Simon: Ich bin erst recht spät in diese Szene reingerutscht. Ich bin musikalisch mit dem Fagott aufgewachsen. Ich habe so nebenher ein Schlagzeug gehabt und erst mit zwanzig richtig angefangen und war dann total begeistert. Aber eher wegen der Offenheit. Du gehst zu einem Plenum und sagst: Hey, ich will ein Konzert machen. Ich habe hier zwei Dullys, die machen den Eingang, der andere macht die Bar. Ein paar Flyer machen, ja cool, passt! Ich habe viele Konzerte auf diese Weise veranstaltet und das war echt immer so offen. Natürlich geht da nicht alles, aber Ausgrenzendes habe ich so nie erlebt.
Hannes: Wenn man sich Punk als Szene anguckt, und wir machen Mucke, die dieser Szene zugehörig ist, dann fühlte es sich schon komisch an, diesen Labeldeal zu machen. Aber wir haben ja auch etliche andere Projekte gemacht, wo wir durch diese Mühlen durchgegangen sind. Wo wir unzählige Konzerte in irgendwelchen AZs und Kellerlöchern vor drei Leuten gespielt haben.
Timo: TEAM SCHEISSE waren ja auch nie so ein Ding, was wir so angegangen sind, dass wir es tatsächlich perspektivisch pflegen wollten. Das war ja ein spontanes Projekt. Und das hat sich tatsächlich etwas verschoben. Bei mir insofern, als dass auf einmal Corona kam und mit Leuten in einem Raum Musik machen nicht mehr möglich war. Es sind in dieser Corona-Zeit so viele Dinge so schiefgelaufen, dass auf der Bühne stehen und schreien sich näher an meiner Seele anfühlt, als auf der Bühne stehen und singen. Also bei TEAM SCHEISSE singe ich auch etwas, aber so von der Tendenz her hat sich das verschoben. Das habe ich auch nicht vorhersehen können. Es wird auch wieder eine andere Zeit kommen, die nicht so extrem ist wie diese. Aber TEAM SCHEISSE sind einfach jetzt gerade die Musik der Zeit!

Du sagst „Musik der Zeit“. Aber es ist ja schon auch eine Reminiszenz an die Musik der Achtziger Jahre, irgendwie auch etwas retro, oder?
Simon: Das sehe ich nicht so. Das ist doch schon wieder durch die Jahrzehnte so oft von anderen Bands zitiert worden, dass es mit den eigentlichen Achtzigern gar nicht mehr so viel zu tun hat. Du hörst ja heute durch Spotify ja auch Musik über die Zeitgrenzen hinweg.
Hannes: Ich habe auch das Gefühl, dass dieser NDW-Sound natürlich in den aktuellen Studenten-Punk-Kram drinsteckt, so mit PISSE und Co. Und das ist natürlich auch der Kram, den ich so höre. Also unser Bezug geht da eher nicht direkt auf die Achtziger zurück.

Ist es für euch schwierig, die Balance zu finden zwischen einem ernsthaften Anliegen, das ich euch unterstelle, und belanglosem Klamauk?
Timo: Also tumben Scheiß generieren wir nicht! Manchmal kommen bei uns schon Dinge, wo die direkte Pointe fehlt, aber das ist dann auch Überschuss. Wir schreiben auch schon mal Songs, die nicht gut sind. Die werden eben nicht veröffentlicht. Aber an Themen mangelt es sicher nicht. Was auf dem Album ist, ist ja eine Auswahl. Und wir sind uns gegenüber auch einigermaßen kritisch und schmeißen Sachen weg.

Auf dem Album sind 14 Songs. Wie viele sind dafür nicht veröffentlicht worden?
Simon: Noch mal so viele. Insgesamt hatten wir ca. dreißig Songs.
Hannes: Dadurch, dass wir uns zum Schreiben von Songs nicht treffen müssen, geht das mit der Produktion recht flott. Wir hatten immer einen recht großen Fundus an Liedern.

Welcher Unterschied ist es für eine Band, sich regelmäßig im Proberaum zu treffen oder wie ihr mit verschickten Dateien zu arbeiten?
Simon: Wenn man im Proberaum die Sachen zusammen macht, dann fühlt man den Song sofort oder gar nicht. Als wir uns jetzt zuletzt für unser Konzert zum Proben getroffen haben, wussten wir, dass wir gute Songs haben, mussten sie aber noch geil hinbekommen für die Live-Situation.
Hannes: Bei diesen Proben haben wir uns quasi selber gecovert. Das war ein ganz komisches Gefühl. Wir kannten ja die ganzen Lieder. Ich hatte die Dinge aber vorher nur einmal gespielt und dann nie wieder. Beim Zusammenspielen fühlte sich das komisch an und ich habe mich selber gewundert, warum bestimmte Teile soundso oft kommen und nicht anders. Der Vorteil ist natürlich, dass man so viel schneller viele Stücke hat.
Simon: Zehnmal schneller!
Hannes: In der Woche kann man so auch mal fünf Lieder machen und die sind fertig. Das ist schon verrückt.
Simon: Genau. Wenn Timo und Hannes die Songs weitergeben, dann stehen die. Der Rest ist nur noch Sound.

Timo, hast du einen Textfundus, auf den du zurückgreifst, oder denkst du dir für jeden Song was Neues aus?
Timo: Es gibt zwei Methoden: Zunächst habe ich tatsächlich eine Liste mit Wörtern und Gedanken, also eine Bullshitliste. Da schaue ich hin und wieder mal rein. Das ist aber eher die Ausnahme. Normalerweise ist es so – und das ist auch das Geile an den Sachen, die mir Hannes schickt –, es passiert sofort irgendetwas bei mir, wenn ich die Instrumentals höre. Ich habe ein Gefühl dazu, ein Bild im Kopf, eine Melodie, einen Ausdruck, eine Line, was auch immer. Das halte ich erst mal fest und gehe dann damit schwanger. Wir machen ja gerade die Songs fürs zweite Album. Die letzten Dinger von Hannes hatte ich auf dem Kopfhörer, bin durch die Stadt gelaufen und habe die ganze Zeit irgendwelche Melodien gesummt und die festgehalten. Dann habe ich mich hingesetzt und habe eben zu diesen Melodien einen Text geschrieben. Wenn mir nichts einfällt, schaue ich auf meine Bullshitliste und dann finden auch schon mal Verknüpfungen statt, und auf einmal ist das Puzzle fertig. Es gibt da unterschiedliche Methoden. Aber es ist immer getriggert durch die Mucke. Es gibt auch manche Instrumentals, wo nicht sofort was kommt, wo ich wirklich das Ding über Stunden als Loop über mein Handy laufen lasse. Meine Frau hasst mich dafür. Und es läuft und läuft – und ich komme nicht rein. Das ist eines der bösesten Gefühle, das ich kenne, dass ich auf nichts komme. Dann denke ich: Ich kann nichts, ich konnte nie was, werde nie etwas können, ich bin nichts. So war es zum Beispiel bei dem Lied „Frank“. Das Instrumental war für mich unberührbar. Ich konnte nichts damit anfangen. Aber dann kam das Thema und der Song war in einer halben Stunde fertig. Ich muss einfach lernen, dass ich das nicht voraussehen kann. Ich verlasse mich aber darauf, dass Hannes geile Scheiße liefert und das in mir resoniert.

Wie geht’s jetzt weiter mit euch? Jetzt habt ihr ein Mal live gespielt. Spielt ihr auch noch ein zweites Mal?
Timo: Das Corona-Virus will nicht, dass wir spielen. Das ist natürlich voll der Abfuck. Schon als wir das eine Konzert gespielt haben, hat sich das so ein bisschen falsch angefühlt. Es war noch ein weiteres Konzert geplant, das haben wir aber abgesagt. Wir bekommen momentan recht viele Anfragen. Wir haben jetzt auch Leute, die unsere Gigs buchen – das geht alles gerade etwas zu schnell für uns, weil wir gar nicht so organisiert sind. Wir leben in zwei verschiedenen Städten, haben vier verschiedene Leben, das ist alles noch nicht so trainiert. Wir werden natürlich spielen, wenn die ganze Corona-Scheiße das zulässt. Und dann: Feuer frei!