WAIT OF THE WORLD

Foto© by Bernhard Schinn

DIY will never die

Die Münchner Pop-Metal-Band ist ein Newcomer, auch wenn sie zum Teil schon seit zehn Jahren gemeinsam Musik machen. Doch das Leben ist für junge Bands nicht einfacher geworden, alles ist teurer geworden. Man hört immer wieder von Bands, die aufgrund von finanziellen Einbußen gar das Handtuch werfen. Die Band um Sänger Ben hat sich auf verschiedene Faktoren verlassen, um das neue Album „IDK“ live zu promoten. Und auch wenn staatliche Förderungen dazu beigetragen haben, am Ende ist immer noch DIY das Fundament für die Band.

Euer Album ist schon erschienen, nicht wahr?

Seit dem 27.10. Und am Tag danach sind wir auf Tour gefahren. Also am 28.10. war die Release-Show in München, in der Heimatstadt.

Wie war die Tour? Das ist ja gerade für kleinere Bands finanziell schwierig geworden.
Absolut. Das war auch der Grund, warum wir bisher noch nicht auf Tour gegangen waren. Natürlich ist das Finanzielle ein Thema, dieses Risiko, das damit verbunden ist. Wir haben diesen Faktor aber jetzt bei der Tour größtenteils eliminieren können. Es gibt eine gute befreundete Band, eben BLOOMER, die ist in einem sehr ähnlichen Stadium wie wir. Die haben gerade auch ein Album veröffentlicht auf demselben Label, also haben wir gesagt: Hey, lasst uns doch das Risiko teilen, lasst uns zusammen auf Tour fahren. Wir finden, dass es musikalisch supergeil passt, wir finden uns menschlich gut, wir können uns zusammen in den Bus quetschen, und haben quasi eine Co-Headliner-Geschichte gefahren. Dazu kam immer ein Local Support. Das hat den Druck so ein bisschen rausgenommen, weil wir uns die Kosten dadurch gesplittet haben. Bei uns kam jetzt noch hinzu, dass wir Förderung bekommen haben. Also wir haben über die Stadt München die Chance bekommen, die Tour ein bisschen sponsorn zu lassen, was uns etwas finanzielle Stabilität gegeben hat. Und wir sind jetzt auch bei der „Initiative Musik“ in der letzten Rutsche mit drin gewesen. Dadurch haben wir nun dieses Fallback, diese Sicherheit. Gestern habe ich die Kalkulation für die Tour gemacht und bin noch nicht komplett durch. Aber es schaut so aus, als wären wir gerade so kostendeckend durchgekommen.

Die „Initiative Musik“ ist ja für viele Bands elementar in der Finanzierung geworden. Da ist es schon krass, wenn man damit rechnet und die nicht bekommt. Das kann massive Löcher in die Planung für ein Album oder eine Tour reißen.
Das haben wir auch lernen müssen, du musst wirklich ein geiles Produkt zusammenschnüren, damit du die überhaupt bekommst, diese Förderung. Es reicht nicht, nur gute Musik zu haben, sondern du musst es wirklich alles zusammenbinden, musst es sinnvoll kalkulieren und so. Das ist schon ein weiter Weg und super viel Arbeit. Da ist jetzt über das letzte Jahr sehr viel Arbeit reingeflossen, weil wir einfach gesagt haben, wir wollen unbedingt auf Tour fahren. Das muss jetzt passieren, das Album muss jetzt raus, wir haben so Bock drauf, also haben wir uns ordentlich zusammengerissen, um das hinzukriegen.

Dann brauchst du ja in einer Band, in der alle irgendwie Künstler sein wollen, mindestens noch einen oder zwei, die nebenher noch fast ein BWL-Studium haben. Das hat mit der romantischen Vorstellung des Musikerlebens nicht mehr viel zu tun.
Wir machen jetzt seit zehn Jahren zusammen Mucke. Das war jetzt das erste Mal, dass wir auf Tour waren. Also so lange in einem Stück. Ganz am Anfang sagt man sich, komm, wir machen Musik, ist doch cool, wir sind der Artist und fertig. Aber man muss in dieses Mindset kommen. Das ist auch das, was ich zu meinem früheren Selbst von vor ein paar Jahren sagen würde: Hey, schaff dir alle Skills drauf. Du brauchst das. Also du kannst nicht einfach nur sagen, ich bin jetzt Sänger einer Band und das reicht. Du musst kalkulieren können. Du musst selber deine Designs machen, wenn du nicht das Geld hast, dass es jemand für dich macht. Schaff dir das drauf oder du gehst drauf. Oder du spielst immer nur die Juze-Gigs. Kannst du auch machen.

DIY spielt nach wie vor eine Riesenrolle im Musikbusiness. Ich habe auch das Gefühl, dass es ganz viele Leute gibt, die früher in Bands waren oder aus der Szene kommen, die sich da so viele Skills herangeschafft haben, das die jetzt – das klingt jetzt auch wieder unromantisch – im Berufsleben damit punkten können, weil sie es gewohnt sind, viel selber zu machen und überall ihre Finger drin zu haben. Merkst du, dass diese ganze Erfahrungen mit der Band dir im Alltag weiterhelfen, dass dir das eine andere Perspektive gegeben hat?
Ja, definitiv. Ich kann das auch am Beispiel von einem Kollegen aus der Band festmachen, der fast die komplette Tour geplant hat. Wir hatten keine Booking-Agentur, die das für uns erledigt hätte. Das ist eine Heidenarbeit. Bei Marco, der das aus unserer Band gemacht hat, würde ich sagen, spiegelt sich das auch in seiner Arbeit. Der ist eigentlich per se ein relativ organisierter Mensch. Oder so Sachen wie Marketing, dann zwingst du dich dazu, eine Website zu bauen. Das hat mir beruflich auch weitergeholfen, weil ich mir irgendwann diese Skills draufschaffen musste. Oder Design-Skills. Mittlerweile kann ich relativ gut Designs erstellen, einfach weil ich es muss. Das Geilste ist natürlich, Mucke zu machen, zu schreiben, auf der Bühne zu stehen und so. Das ist der Grund, warum wir es machen. Aber da sind schon auch Momente, wo man sagt, jetzt haben wir ein geiles Artwork. Da kann man stolz drauf sein.