YODEES

Foto© by Marina Defensor

Raubritterschlag

Wenn eine junge brasilianische Band schon kurze Zeit nach ihrer Gründung auf dem angesagtesten Pop-Punk-Festival Europas spielt, dort das brandneue Album präsentiert und die Bühne mit einigen ihrer langjährigen Lieblingsbands teilen darf, dann klingt das nach einem Märchen. Dass solch ein Traum aber auch ganz schnell zum Albtraum werden kann, das schildert uns sichtlich bewegt YODEES-Frontmann Yudi.

Ihr habt in diesem Jahr beim Punk Rock Raduno im italienischen Bergamo gespielt, dem zur Zeit wohl heißesten Pop-Punk-Festival Europas. Gerade für eine Nachwuchs Band ein regelrechter Ritterschlag.

Mit dem Auftritt ist für uns ein Traum wahr geworden, und ja, wir haben das auch als Ritterschlag empfunden. Wir haben die Band vor wenigen Jahren allein aus dem einen Grund gegründet, irgendwann mal beim Raduno Festival zu spielen. Weil einfach ganz viele unserer Lieblingsbands, die wir hören, schon dort aufgetreten sind. Dass dieser Wunsch so schnell in Erfüllung geht, konnte keiner ahnen.

Wie kam es dazu, dass ihr in Bergamo spielen konntet?
Die Ramonescore-Bubblegum-Pop-Szene ist weltweit gut vernetzt, insbesondere die in den USA und Europa. Unser erstes Album ist bei Outloud! in den USA erschienen. Das Album ist Franz, einem der Organisatoren, aufgefallen und er hat bei uns angefragt, ob wir Lust hätten, auf seinem Festival zu spielen. Das sollte eigentlich schon 2020 sein, aufgrund der Pandemie wurde unser Auftritt aber auf 2022 verschoben. Ende 2019 ist unser Debütalbum erschienen und Anfang 2020 kam schon die Anfrage. Da gab es die Band gerade mal ein Jahr. Ich saß im Auto, als die Nachricht von Franz per Facebook kam, und es war total irreal. Ich habe mehrfach gecheckt, ob das tatsächlich Franz vom Raduno-Fest ist.

Ihr habt euch bestimmt intensiv auf die Show vorbereitet.
Wir proben generell sehr oft, weil wir einfach gerne zusammen abhängen und Musik machen. Aber kurz vor dem Festival haben wir tatsächlich die Schlagzahl an Proben noch einmal deutlich erhöht. Bei solch einer Show darf nichts schiefgehen. Wir haben am gleichen Tag wie BEATNIK TERMITES, die HUNTINGTONS oder die GIANT EAGLES gespielt, da empfindest du schon einen gewissen Druck. Wir waren echt nervös, wir wussten ja nicht, was passiert. Das ganze Publikum war aber super nett, wir wurden umarmt und gefeiert. Wir haben nachmittags als eine der ersten Bands gespielt und bereits da war es mit 400 Leuten schon ordentlich voll.

Einen Großteil der Reisekosten musstet ihr selbst tragen. War der Spaß es wert? Oder seht ihr diese Ausgaben auch als Investition in die Zukunft, um zum Beispiel weltweite Kontakte zu knüpfen?
Alles, was mit der Band zu tun hat, machen wir mit und aus Leidenschaft. Die Frage, ob wir mit dem Trip Geld verdienen oder Geld verbrennen, war zu keinem Zeitpunkt entscheidend. Wir wollten dahin, koste es, was es wolle. Im Vordergrund stand eindeutig die Liebe zum Bubblegum-Pop-Punk und zu den Bands des Festivals.

Bei eurem Trip hat es leider auch unangenehme Situationen gegeben. Was ist passiert?
Der Plan war, vor dem Festival noch einige Konzerte zu spielen, was leider nicht funktionierte. Da wir die Flugtickets schon hatten, wollten wir dann vor dem Festival noch eine Woche einen Sightseeing-Trip durch Italien machen. In Pisa ist es dann passiert. Bei unserem Mietwagen wurde die Scheibe eingeschlagen und unser gesamtes Gepäck geklaut. Von einem auf den anderen Moment war alles weg, technisches Equipment, unsere gesamten Klamotten und auch alle Merch-Materialien. Es war zum Heulen. Zum Glück hatten wir noch alle unsere Reisepässe.

Wie ging es danach weiter?
In dieser schwierigen Situation haben wir viel Unterstützung durch die Pop-Punk-Szene erfahren. John vom Mom’s Basement-Label, bei dem unser neues Album „Comic Books“ erschienen ist, hat noch Artwork-Vorlagen für ein Bandshirt gemailt und ein paar Freunde vom Raduno Festival haben uns kurzfristig über dreißig Shirts für unseren Auftritt produziert und uns diese geschenkt. Unsere beiden Alben wurden noch von Outloud! und Mom’s Basement direkt zum Festival geschickt. Und ein Freund, der erst kurz vor dem Festival aus Brasilien anreiste, konnte auch noch ein paar Merch-Sachen mitbringen. So konnten wir doch noch einige Shirts und Alben verkaufen. Ich hoffe, dass die Sachen nach der Show nicht nur aus Solidarität und Mitleid gekauft wurden, haha.