ZAHN

Foto© by Lupus Lindemann

Unter Wölfen

Die Berliner Soundbastler sind zurück. Und frönen auf ihrem zweiten Werk „Adria“ erneut der flirrenden, pulsierenden und ausufernden Instrumental-Unterhaltung. Gitarrist Felix Gebhard erzählt uns, wo er unbedingt noch einmal Urlaub machen will, wie störende Brummschleifen behoben werden – und warum die Band im Studio nachts nicht vor die Tür durfte.

Ein Pool und Sonnenliegen auf dem Cover, warme Sepiatöne und ein fluffig blau-gelbes Vinyl. Und dann ein Release-Datum tief im usseligen November. Wie geht das zusammen?

An der Adria ist ja auch im November annehmbares Wetter. Aber man kann sich auch Kopfhörer aufsetzen, während man, zum Beispiel, durch graue nord- oder ostdeutsche Innenstädte schlurft und sich für die Dauer des Albums von der Musik in wärmere Gefilde transportieren lassen. Das wäre mein Vorschlag. Ich glaube, „Adria“ funktioniert zu jeder Jahreszeit. Ich freue mich aber irgendwie natürlich auf den nächsten Sommer, während dem wir das Album auf möglichst vielen Festivals spielen werden.

Apropos, in Peter Voigtmanns Mühle, wo ihr aufgenommen habt, darf ja auch Urlaub gemacht werden, ohne dabei zwingend eine Platte recorden. Wie lange wart ihr da? Wie anstrengend war es? Und blieb zwischendurch auch mal Zeit für ein wenig Durchatmen?
Urlaub in Peters Mühle zu machen, steht für mich persönlich noch aus. Das möchte ich aber wirklich sehr gerne mal nachholen! Im Aufnahmeprozess ist es ja so, dass Zeit Geld ist und die Uhr beständig tickt. Niemand will rumtrödeln. Es bleibt schon mal Zeit zum Durchatmen, aber die muss immer mit etwas Zweckdienlichem verbunden werden, beispielsweise dem Gang zum örtlichen Lebensmittelgeschäft. Wir waren zwölf Tage da und wie wahrscheinlich jede kreative Arbeit, bei der man sich 24 Stunden am Tag in einen bestimmten Prozess hineinverkopft, ist es einerseits ein großer Spaß, andererseits auch sehr anstrengend.

Peters Studio ist zweifelsohne eines der besondersten der Republik. Was habt ihr euch vom Setting im Vorfeld erhofft? Und inwieweit habt ihr eure Vorstellungen und Ziele verwirklichen können?
Wir haben bereits unser erstes Album dort mit Peter aufgenommen. Was einer der Gründe war, weshalb wir „Adria“ nun auch in der Mühle einspielen wollten, denn wir wussten, dass wir mit Peters Hilfe unseren Sound perfekt einfangen können. Der Aufnahmeraum klingt fantastisch! Die Arbeit mit Peter ist extrem entspannt und funktioniert streckenweise schon fast nonverbal, denn alle vier wissen wir ziemlich genau, wie die Dinge klingen sollen. Es gibt bis auf die Nahrungsaufnahme und den dazugehörigen Beschaffungs- und Zubereitungsprozess keinerlei Ablenkungen. Am Ende sind wir mit mehr Material aus den Sessions gegangen, als nun auf dem Album Platz fand, man könnte also etwas naseweis behaupten, dass wir sogar über unser Ziel hinausgeschossen sind.

Welche besonderen Aha-Momente gab es im Verlauf der Aufnahme-Sessions? Oder womöglich sogar Probleme und Herausforderungen, die sich vor Ort als hartnäckiger erwiesen, als vorher gedacht?
Ein paar Stücke, die – zumindest in meinen Augen – während des Schreib- und Arrangierprozesses noch nicht ihre volle Schönheit entfalten wollten oder konnten, haben sich erst im Studio als die für mich besonders wichtigen entwickelt. Das waren schon Aha-Momente. An gravierende Probleme kann ich mich nicht erinnern, außer dass wir störende Brummschleifen zwischen zwei schlecht geerdeten Gitarrenverstärkern erst durch den eiligen Kauf eines speziellen Transformer-Gerätes in den Griff bekamen. Außerdem durfte man sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht vom Haus entfernen, denn es war ein Wolfs-Duo in der Gegend unterwegs. Das war etwas aufregend.

Wann und warum hat sich nun genau „Adria“ als Titel für die Scheibe herauskristallisiert?
Ich weiß gar nicht mehr, ob es eine Phase gab, in der wir über das Album nicht als „Adria“ gesprochen haben. Es war ein Name, der bei der frühesten Materialfindung schon feststand. Er war für uns damals und ist auch jetzt für das fertige Album ein sehr passender Assoziationsträger für die Art der Musik und den Sound der Stücke.

Zum Zeitpunkt dieses Interviews werden noch viele Wochen vergehen, bis „Adria“ in den Läden und Online-Shops steht. Wie oft hört ihr die Scheibe dieser Tage? Und wie fühlt sich das an?
Ich habe das Album in den vergangenen Wochen ein paar mal gehört. Das fühlt sich immer sehr gut an. Ich finde tatsächlich keine Stellen, bei denen ich bedaure, nicht anders gespielt zu haben. Doch, eine. Aber da spreche ich nicht drüber, haha.

Was hofft ihr, was „Adria“ letztlich bei den Menschen da draußen auslöst?
Freude beim Hören wäre toll!