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BORIS / MERZBOW

2R0I2P0

Eine umtriebige Band wie die Anfang der Neunziger gegründete japanische Sludge-Institution BORIS, die seitdem ihr musikalisches Spektrum ausweiten konnte und bei der von Ambient, Psychdelic Rock, Pop bis hin zu radikalem Noise eigentlich alles möglich ist, lässt sich natürlich auch durch eine Pandemie nicht stoppen. Nach dem letztjährigen Album „No“ auf dem japanischen Label Fangs Anal Satan, dessen Veröffentlichungen wohl nur eingefleischte BORIS-Fans wahrnehmen, folgte auf Relapse eine weitere Zusammenarbeit mit Landsmann und Noise-Pionier MERZBOW aka Masami Akita namens „2R0I2P0“. War schon „No“ mit seinem in DISCHARGE-Nähe angesiedelten Hardcore-Punk ein Beleg für die unberechenbare Radikalität der Japaner:innen, ist auch „2R0I2P0“ (das steht für „2020 RIP“, ein schöner Gruß an die Pandemie) nicht gerade Easy Listening. Nach einem noch recht harmonischen Einstieg namens „Away from you“ ergießt sich ein 78-minütiges, brutales Lärm-Inferno mit kurzen Ruhepausen über den Hörer, bei dem MERZBOW einen schmerzhaften Kakofonie-Teppich über den BORIS-Sound legt. Bei der Doppel-CD „Gensho“, der ebenfalls bei Relapse veröffentlichten Zusammenarbeit mit MERZBOW von 2016, hatte man noch die Wahl, ob man sich die BORIS- und MERZBOW-Platten getrennt oder gleichzeitig anhörte, hier gibt es nur beides zusammen. Allerdings handelt es sich hier nicht mal um neue BORIS-Songs, sondern sechs sind Neuinterpretationen des 2019er Albums „Love & Evol“, bei den anderen vier handelt es sich um ältere Stücke wie „Journey“ oder „Absolutego“, neben einer Coverversion des MELVINS-Songs „Boris“. In künstlerischer Hinsicht sicherlich eine beeindruckende Angelegenheit, bei der das Hörvergnügen aber schnell auf der Strecke bleibt und die wirklich nur extreme Lärm-Fetischisten ansprechen dürfte.