Foto

JOE HENRY

All The Eye Can See

Joe Henry, liiert mit Madonnas Schwester Melanie Ciccone, der 1986 sein Debüt „Talk Of Heaven“ aufnahm, war für mich schon immer ein Ausnahme-Singer/Songwriter, der sich mit seinem charakteristischen näselnden Gesang und seinen kompositorischen Qualitäten von anderen Vertretern dieses Genres deutlich abhob. 2016 nahm er eine Platte zusammen mit Billy Bragg auf, das letzte seiner Soloalben, das ich bewusst gehört habe, liegt leider schon weiter zurück und war 2009 „Blood From Stars“ auf Anti-, definitiv eines der Highlights seiner langjährigen Karriere. Wie so viele Musiker aus dem Singer/Songwriter-Bereich ist auch Henry im Alter deutlich ruhiger geworden und so stehen im Mittelpunkt seines neuen Albums „All The Eye Can See“ vor allem sein charakteristischer Gesang und seine Akustikgitarre, was die ruhige, melancholische Stimmung der Platte betont, die sehr traditionell und folkig daherkommt. Man könnte dabei fast schon von einer Art Ambient-Drone-Alternative-Country sprechen, bei dem Henry manchmal an die balladeskeren Momente eines Elvis Costello erinnert, dessen Blues-Album „The River In Reverse“ er 2006 produzierte. Trotz der spartanisch anmutenden Instrumentierung der Songs wirken die Arrangements aufgrund zahlreicher Gastmusiker, darunter auch Sohn Levon und der kanadische Musiker und Produzent (U2) Daniel Lanois, dann doch überraschend vielschichtig und abwechslungsreich, wodurch Henry seinen Akustik-Folk auf subtile Weise klangtechnisch so raffiniert gestaltet, wie man es auch von seinen älteren Platten kennt und was ihn schon immer ausgezeichnet hat. Bescheidener kann man solch großartige, tief empfundene Musik kaum umsetzen.