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BLACK LIPS

Apocalypse Love

Nach dem langjährigen Deal mit Vice Records haben die „Rüpelrocker“ seit zwei Jahren beim britischen Label Fire ihre Homebase. Das zweite Album der Zwanziger Jahre zeigt die Band mit immer weiterem Spektrum. Die Anteile von C/W sind immer noch vorhanden, doch mit halsbrecherischer Geschwindigkeit betreiben die Lips subkulturelle Aneignung, vermengen mit diebischer Freude dunkle, staubige Americana im Geiste von Lee Hazlewood mit Phil Spector-Pomp, sie kreuzen indische Tabla-Sounds mit spinnerter Psychedelia zu einem Bollywood-Score direkt aus der Hölle. Dann gibt es mit dem Titelsong eine sehr offenkundige Ehrerbietung an Dark-Contry-Prinz Gram Parsons, an die sich direkt ein verblüffendes Stück Popmusik namens „Operation Angela“ anschließt, womöglich das Harmonischste, was sich auf den bisherigen zehn Studioalben der Georgianer finden lässt. Doch die BLACK LIPS wären nicht sie selbst, wenn sich bei ihnen nicht immer wieder wenig geschmackssichere dunkle Twists und surreale, Lynch’sche Abgründigkeiten auftäten. Dazu gehört sicher auch das nicht unumstrittene neue Bandlogo, das nicht unwesentlich den arabischen Lettern auf dem schwarzen Banner des so genannten Islamischen Staats gleicht. Unterm Strich bleibt hier ein stimmiges Bündel neuer Songs, das die Band ohne jegliche Abnutzungserscheinungen zeigt, provokant wie eh und je, mit einer starken Kopplung von dystopischen Hymnen auf ihr apokalyptisches Manifest.