CANARDO

Sokal

Seltsamerweise ist das mein erstes bewusstes Zusammentreffen mit Benoît Sokals Figur Inspektor Canardo, dem Humphrey Bogart des Comics, obwohl der belgische Comiczeichner, der inzwischen auch im Computerspiele-Bereich aktiv ist, die Geschichten um seine melancholische Ente (canard, französisch für Ente) mit Trenchcoat und Zigarettenkippe im Schnabel bereits seit Ende der Siebziger in diversen Publikationen veröffentlicht hat.

In Deutschland erschienen sie zuerst bei Carlsen und inzwischen bei Schreiber & Leser, wo auch in Kürze ein erster Canardo-Sammelband veröffentlicht wird. Anfang des Jahres erschien bei Splitter dann auch noch der erste Band der Fantasy-Geschichte „Kraa - Das verlorene Tal“, mit dem sich Sokal als wandlungsfähiger Zeichner präsentierte, denn das hatte wenig gemein mit den eher schmuddeligen Zeichnungen von „Canardo“, die mehr an Pti’Lucs „Miasma Blues“ oder André Franquins „Schwarze Gedanken“ erinnern, auch in Bezug auf die inhaltliche Bösartigkeit und den Zynismus dieser in recht heruntergekommenen Milieus spielenden Film-Noir-Parodie.

„Eine schöne Flasche“ erschien schon mal 1987 bei Carlsen und versammelt Geschichten, die Sokal 1978 bis 1980 im belgischen Magazin „À suivre“ veröffentlicht hatte, alle neu übersetzt und koloriert und mit einem Interview mit dem Zeichner und zusätzlichen Skizzen versehen.

Bei „Eine schöne Flasche“ handelt es sich quasi um die Geburtsstunde von Inspektor Canardo, der auf einem Bauernhof als heruntergekommener Ermittler seine Unfähigkeit in diesem Bereich unter Beweis stellt.

Eine traurige Gestalt, ganz anders als die niedlichen Enten von Disney, und dessen Ursprünge eher in klassischen Erwachsenencomics wie Robert Crumbs „Fritz The Cat“ zu finden sind.