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SADIES

Colder Streams

Fünf Jahre nach „Northern Passages“ folgt mit „Colder Streams“ das möglicherweise letzte Album der Mitte der Neunziger gegründeten kanadischen Band THE SADIES. Denn im Februar 2022 verstarb Dallas Good überraschend mit nur 48 Jahren, der als Sänger und Gitarrist zusammen mit Bruder Travis der Motor der Band war, die mit ihrer originellen wie dynamischen Mischung aus traditionellem Countryrock, Surf-Einflüssen und softem Westküsten-Psychedelic-Pop als Alternative-Country-Erneuerer galten. Im Oktober 2021 gab Dallas Good noch zu Protokoll, dass er „Colder Streams“ für das beste Album der SADIES halten würde, musste aber gleichzeitig zugeben, dass er das schon mal behauptet und sich da wohl geirrt hatte. Als Hörer hat man natürlich immer eine ganz andere Perspektive auf so was, vor allem, wenn man der Meinung ist, die Band hätte ihr besten Platten schon gemacht. Beim ersten Hören reagiert man deshalb noch etwas distanziert, aber das Songwriting der SADIES ist eben auch sehr sophisticated, so dass es hier nicht gleich Klick macht, auch wenn die typischen Elemente ihrer Songs weiterhin deutlich ausgeprägt sind. Vielleicht hat man nach dem Tod von Dallas Good auch eine etwas andere Erwartungshaltung an das Album, aber der hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass es sein letztes sein würde. Und so hört man „Colder Streams“ (bei einem Song mit Jon Spencer an der Gitarre) möglicherweise mit etwas mehr Ehrfurcht als andere SADIES-Platten, die unter dem Strich einfach wieder richtig gut geworden ist, ohne dass sie eine besondere Ausnahmestellung im Gesamtwerk der SADIES besitzen würde, wenn man mal von den tragischen Begleitumständen bei ihrer Veröffentlichung absieht.