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CHAIN & THE GANG

Down With The Liberty... Up With Chains! / Music Is Not For Everyone / In Cool Blood

An mindestens zwei denkwürdige Konzerte erinnere ich mich aus meiner vier Jahrzehnte überspannenden Live-Show-Biografie: THE NATION OF ULYSSES Anfang der Neunziger an einem Montagabend in einem kaum gefüllten Bahnhof Kupferdreh, und Ende der Neunziger THE MAKE-UP in Neuss im Geschwister-Scholl-Haus. Unglaublich bei beiden Gelegenheiten Frontmann Ian Svenonius, der mit einer so eigenen Art und Wildheit auftrat, dass ich nie das Gefühl hatte, so ganz verstanden zu haben, was der da eigentlich sagt, singt und macht. Später setzte der aus der Washington, DC- und der Dischord-Blase stammende Musiker, Sänger und Autor, der wie ich Jahrgang 1968 ist, das mit WEIRD WAR und dann (und bis heute?) mit CHAIN & THE GANG fort, wobei seine Musik spätestens mit letzterer Formation zumindest nach äußeren, formalen Gründen ein ganzes Stück zugänglicher geworden ist als der wilde Punk-Soul von THE MAKE-UP. Nachzuhören war und ist das auf den Chain-Alben „Down With The Liberty... Up With Chains!“, „Music Is Not For Everyone“ und „In Cool Blood“, erschienen 2009, 2011 und 2012 auf K Records. Die hat Gregor von Sounds of Subterrania nun in aufwändiger Ausstattung im LP-Format neu aufgelegt. Alle drei Platten stecken in einem Cover nach Art eines Briefumschlags (schön gemacht, im Handling aber etwas umständlich), der verschlossen wird durch einen Papierstreifen mit Hintergrundinfos zum jeweiligen Album. Das Debütalbum von 2009 beschrieb ich einst mit diesen Worten: Er [Svenonius] ist zurück, mit viel „Yeh! Yeh“, mit einer probaten Mischung aus reduziert-garagigem Rock’n’Roll und seiner ganz eigenen Interpretation von Soul und Gospel. Markantestes Stilmittel ist wie gehabt Ians Stimme, sein heiserer, nöliger Sprechgesang, der hier allerdings nicht mehr in solch enervierendes Geschrei ausartet wie einst bei THE MAKE-UP. Eine auch 2021 noch angemessene Beschreibung, wobei ich rückblickend trotz der Vorteile der kleinteiligen, klangtechnisch ausgefeilten Ausführung dieser drei Alben anmerken muss, dass die wirre Wildheit speziell von THE MAKE-UP! mir hier durchaus abgeht. Dennoch, drei popkulturelle Schmuckstücke in feinster Aufmachung,