FABIO MONTALE

Man kann Alain Delon mit Fug und Recht als eine der Ikonen des europäischen Kinos bezeichnen, wie geschaffen zum unwiderstehlichen Herzensbrecher, aber ebenso zu Hause in existentialistischen Gangsterfilmen wie Jean-Pierre Melvilles LE SAMOURAÏ als emotionsloser Killer, eine Rolle, die sich ins kollektive Bewusstsein eingebrannt hat.

Die 60er und 70er waren die große Zeit Delons, aktiv als Schauspieler war er danach immer noch, aber man nahm ihn nicht mehr so stark wahr. Umso überraschender, jetzt ausgerechnet durch einen dreiteiligen Fernsehfilm wieder auf ihn zu stoßen, der 2004 wohl mal im ZDF lief, basierend auf den Büchern von Jean-Claude Izzo.

Meine Erwartungshaltung bezüglich Fernsehfilmen ist nicht sonderlich hoch, zumindest wird im benachbarten Ausland mehr auf inhaltliches Niveau geachtet als hierzulande. Und so ist die "Fabio Montale"-Trilogie ein Stoff, der mit etwas mehr Straffung sicher auch was fürs Kino hergegeben hätte, zumal Delon den Kommissar aus Marseille, der kurz vor dem verdienten Ruhestand steht, mit der nötigen Klasse verkörpert.

Die Geschichte selbst ist natürlich nicht neu, es geht um den Kampf gegen die Mafia und korrupte Bullen, die mit ihr unter einer Decke stecken. Dazu gibt es die obligatorische, erstaunlich gut inszenierte Action, aber auch viele sentimentale Momente, wenn es sich um Rückblenden in die Kindheit Montales handelt, denn der ist tief verwurzelt mit dieser Region.

Man ist wirklich angenehm überrascht, wie gut einen die drei Filme über 300 Minuten unterhalten. Insofern verzeiht man "Rache für Leila", "Der Sohnmörder" und "Blutiges Finale" auch den einen oder anderen schmerzhaft klischeehaften Moment, denn das Ganze ist schon eine streckenweise recht düstere Angelegenheit, bei der Montales Partner und Freunde buchstäblich wie die Fliegen sterben - man sollte die Nähe dieses Menschen meiden, aber er ist nun mal so charmant und gutaussehend.

Und so muss Delon natürlich neben seiner "Dirty Rolle"-Rolle als unbestechlicher Ermittler auch noch als Herzensbrecher herhalten, was hier zu den weniger gelungenen Momenten gehört. Kein bahnbrechendes Meisterwerk, aber in jedem Fall solide inszenierte, inhaltlich ambivalente und manchmal erstaunlich brutale Fernsehware mit guten Dialogen, die die Konflikte Montales als wortkarger Einzelgänger anschaulich macht, der manchmal gar nicht mehr weiß, wer noch Freund ist und wer schon Feind, und auch nicht davor zurückschreckt, die weniger schönen Seiten der Mittelmeer-Region vor die Kamera zu zerren.

An der Seite von Delon gibt es übrigens Mathilda May zu sehen, vielleicht einigen noch als überwiegend unbekleidete Weltraumvampirin aus Tobe Hoopers LIFEFORCE in Erinnerung. Die DVD enthält ein 12-seitiges Booklet mit Delon-Biographie und -Filmographie, Fotos, sowie Infos zur Romanverfilmung, plus ein bisschen "Making-of"-Kram.

Den französischen Originalton gibt es auch, der ist aber mal wieder nicht untertitelt.