Foto

LOKALMATADORE

Heute ein König ... morgen ein Arschloch

Himmel, ist das echt schon 25 Jahre her? Ja, damals wurde der Kult um die Mülheimer Band nachhaltig begründet. Zwar hatten die schon 1991 das Debüt „Ein Leben für die Ärmsten“ veröffentlicht, ein Jahr später dann „Arme Armee“, aber erst mit „Heute ein König“, damals wie heute auf Teenage Rebel erschienen, fanden künftige Klassiker ihren Weg in der Werkkanon der Ruhrpottpunker.

„Bethelarm“ ist hier zu hören, das epochale „Fußball Ficken Alkohol“, die essentiellen Coversongs „Barbara“ (Chris Roberts), „Wenn ein Mensch lebt“ (PUHDYS) und „El Lokalmatador“ (Michael Holm), die Pommesbuden-Hymne „Erika“, das philosophische „Pipi machen muß man“.

Stattliche 17 Songs hatten Fisch, Bubba, Ludger und der auf dem Backcover verschwiegene Schlagzeuger seinerzeit auf Band gebannt – heute würde ihnen schon die Hälfte der Songs für ein überfälliges neues Album reichen, wobei durchaus die Frage gestellt werden darf, ob die Band nicht einfach bis ans Ende der Tage mit unter anderem diesen Hits hier Konzerte bestreiten kann und sollte – siehe auch DIE KASSIERER.

Rückblickend muss man sagen, dass manche Formulierung etwa in Bezug auf homosexuellen Sex so heute keine Band mehr verwenden würde, könnte und sollte, aber da homophobe Ansichten damals wie heute bei dieser Band ausgeschlossen werden können, kann man das als kritisierbares zeittypisches Phänomen einstufen.

Wie auch heute in Sachen Alkohol seitens Sänger Fisch ja auch ein ganz anderes (abstinentes) Verhalten an den Tag gelegt wird, und da haben wir noch nicht von veganer Ernährung gesprochen.

Apropos Alkohol: Nur die Älteren unter uns können das Cover und den Titel noch einordnen – beides war eine Anspielung auf eine Werbekampagne von König Pilsener. Michael Schwabe vom Monoposto-Studio hatte anno 2019 das Vergnügen, dieses Meisterwerk des deutschen Punkrock klanglich zu restaurieren, und sicher großen Spaß daran, die Rülpser am Ende der Songs besonders saftig klingen zu lassen.

Kommt mit Beiblatt, auf dem damalige Pressestimmen und alte Fotos zu bewundern sind. Zum Glück hatte das Ox die Genialität dieses Werkes damals schon erkannt – das kann ich hier anwaltlich abgesichert behaupten.