HIMBEER TONI

Joachim Seidel

Eine Gruppe an Hamburger Altpunks muss sich notgedrungen mit den Folgen des Älterwerdens und den Veränderungen in ihrem sozialen Umfeld auseinandersetzen. Anton „Himbeer Toni“, die Hauptfigur, erfährt überraschend, dass seine Freundin von ihm ein Kind erwartet und dies tatsächlich auch gebären will.

Aber das ist nicht nur das einzige Problem, mit dem er sich konfrontiert sieht: Sein Penis ist verbogen, ein lokaler Polizist hat es auf ihn abgesehen und mit seinem Erfolg als Schriftsteller hapert es ebenfalls.

Ein „früherer Punkrocker“ schreibt eine Story über das Älter werden und die Konfrontation mit fremdwirkenden, bürgerlichen Maximen – so etwas kann witzig und schlau werden. Der Titel der Story und das mit einem Astra-Kronkorken bedruckte Cover verstärken diese Erwartungshaltung.

Die mäßigen Dialoge und die in der Geschichte auftauchenden, eher nervigen Figuren mit den dämlichen Namen, lassen die Hoffnung auf einen literarischen Unterhaltungshammer nach dem Lesen der ersten Kapitel noch nicht ganz verkümmern.

Nach dem Lesen der ersten zweihundert Seiten ist die Ernüchterung jedoch nicht auszublenden: Die Story ist reinster Klamauk – wirklich witzig und im positiven Sinne haarsträubend ist einzig und allein das achte Kapitel: Hecheln mit Dörthe, Klapperschlangen im Bad und Ofen aus.

Keine Ahnung, wieso Pieper so etwas veröffentlicht. Vielleicht soll Seidel der neue Tommy Jaud der Punkliteratur werden? Die Enttäuschung ist groß.