Foto

FRIENDS OF GAS

Kein Wetter

Echt erst das zweite Album von FRIENDS OF GAS? Tatsache. Und „Fatal schwach“ ist auch schon von 2016. Seitdem ungefähr dreimal live gesehen und das mit sehr gemischten Gefühlen. Irgendwie gefallen sie mir, musikalisch, aber irgendwie ist auch immer mal der „tipping point“ erreicht gewesen, ab dem mir der intensive, heiser-gehaucht-geschriene Gesang von Nina Walser zu viel war. Abgehakt unter „Das nervt, die nerven“? Nein, nicht wirklich, sondern eher die Erkenntnis, dass es intensive Bands gibt, bei denen der Auftritt eine Stunde dauert, die persönliche maximale Aufnahmefähigkeit aber schon nach einer halben Stunde erreicht ist. Und dann geht man halt raus, ohne das böse zu meinen. Tja, und nun ein neues Album der fünfköpfigen Münchener Band – und es ist ein Doppelalbum, ausgerechnet, möchte ich da fast kommentieren. Doch siehe da, so wie FRIENDS OF GAS von Produzent Olaf O.P.A.L. eingefangen wurden, speziell Walsers Vocals, ist das doch gut auszuhalten, ja sogar ausgesprochen gut. Die Studioaufnahme nimmt der gesanglichen Intensität etwas die Spitzen, die rezitierende Stimme ist eingebettet in ein wuchtiges Noiserock-Ganzes, der mit der Intensität eines zähen Lavastroms voranwälzt. Dabei ist der Sound sehr räumlich und differenziert, entwickelt einen speziellen Groove, „Abwasser“ hat sogar so eine Art Funk-Touch. Mir gefällt, dass FRIENDS OF GAS insgesamt aber nie das solide Fundament des noisigen Gitarrenrocks à la SONIC YOUTH verlassen. Klar, da sind zig Zitate und Verweise, aber im Grunde ist es ein wohltuend „konservatives“ Album ohne hippen Scheiß. Und das ist in meiner Welt ein Wert an sich.