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KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD

K.G.

Wenn es einen Weltrekord als die produktivste Band aller Zeiten gäbe, KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD wären die ersten Anwärter darauf. Die sechs Jungs aus Melbourne, Australien, die sich nach dem Spitznamen von THE DOORS-Sänger Jim Morrison (Lizard King) benannt haben, feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum. In dieser Zeit haben sie 15 Studioalben, fünf Live-Alben, zwei EPs, unzählige Singles, zwei Demo-Compilations und einen Film veröffentlicht. Sie alle aufzuzählen, ist schier nicht möglich. Unglaublich! Mit „K.G.“ ist jetzt das 16. Studioalbum in zehn Jahren erschienen. Stilistisch war so ziemlich alles dabei: Folkrock, Psychedelic, Garage-Rock, Progressive, Indierock und sogar Thrash Metal. Die Band gehört zur Speerspitze einer Generation von Bands, die sich dem Sound der Sechziger Jahre verschrieben haben, Retro-Jünger wie KADAVAR oder WOLFMOTHER. Mit verrauschter LoFi-Ästhetik, verspielten Strukturen und exotischen Instrumenten. Den größten Erfolg feierten die Australier vor drei Jahren mit dem Album „Flying Microtonal Banana“. Dafür hatten sich KING GIZZARD dem so genannten mikrotonalen Sound verschrieben. Also Musik, die auf Tonhöhenabständen aufbaut, die kleiner als ein Halbton sind. Um diese Musik spielen zu können, hat sich Bandkopf Stu Mackenzie sogar eine quietschgelbe Gitarre mit zusätzlichen Viertelton-Bünden umbauen lassen – und die „flying microtonal banana“ war geboren. „K.G.“ ist quasi die Weiterführung dieser mikrotonalen Musik. Die Songs umweht ein orientalischer Sound, Gesang und Gitarre folgen oft der gleichen Melodie. Geschrieben hat Mackenzie die Songs als Lockdown-Eremit in seinem Schlafzimmer. Per Filetransfer hat die Band die Songideen dann gemeinsam ausgearbeitet. Hippies in der Online-Konferenz. Die Texte sind diesmal finsterer geraten als sonst. Kein Wunder, angesichts von Klimakrise, Corona-Pandemie und verheerenden Waldbränden in Australien. „Die Texte sind ziemlich nihilistisch und pessimistisch“, sagt Stu. „Sie sind ziemlich dunkel, paranoid und introspektiv. Zum Teil sogar furchterregend.“ Nur „Honey“ sticht aus der dunklen Materie heraus. Ein sonniger Love-Song mit Radiopotenzial. Alle Stücke sind Teil des so genannten Gizzverse, einer eigenen Bildsprache, in der alle Songs von KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD ihren Platz haben. Geschichten von Menschengeiern, Busfahrern, Blitzgöttern, fleischfressenden Tieren, Weisen oder weltraumtauglichen Öko-Rebellen. Und im Melbourner zweiten Lockdown schrieb Stu Mackenzie fleißig neue Lieder. Die Folge: Für 2021 hat der Lockenkopf bereits drei weitere KING GIZZARD-Alben angekündigt. Da wird es schwer, den Überblick zu behalten.