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SANDOW

Kinder des Verbrechens – 40 Jahre / Best Of 1982-2022

Die aus der DDR-Punkszene stammende Formation SANDOW, 1982 im gleichnamigen Stadtteil von Cottbus gegründet, muss man im Kontext von „Ost-Bands“ wie FEELING B, PANKOW, DIE SKEPTIKER oder L’ATTENTAT sehen. Ihre Version von Punk und Post-Punk spiegelte die Welt im Plattenbauviertel Sandow im Osten der Stadt wider, deren Wohnsituation Sänger Kai-Uwe Kohlschmidt in den Worten des Dramatikers Heiner Müller, selbst einst Bewohner einer Platte in Berlin-Lichtenberg, als „Fickzelle mit Fernheizung“ beschrieb. Songs wie „Kinder des Verbrechens“ sind roh, direkt und unmittelbar, wie wie man es später – auch textlich – bei DIE ART aus Leipzig oder FLIEHENDE STÜRME hören sollte. Die CD umfasst 17 neu eingespielte Songs der Band. SANDOW stehen auch für poetische Texte, etwa im Geiste von Rio Reiser und TON STEINE SCHERBEN, und die Band kann in ihrem Schaffen auf elf Studioalben sowie Hörspielproduktionen und Theaterstücke zurückschauen. Bereichernd sind Gastauftritte von Bela B, bei „Born in the GDR“, ihr bekanntester Song, den die Band nach einem Konzert von Bruce Springsteen in Ost-Berlin (1988) in Anlehnung an dessen „Born in the USA“ geschrieben hatte, sowie bei „Happy house“ mit Schauspieler Alexander Scheer, den man bereits in Rollen als Keith Richards und Blixa Bargeld bewundern konnte. „Kinder des Verbrechens“ ist eine gelungene Werkschau einer essenziellen Band aus der ehemaligen DDR. In einem Interview aus dem Oktober 2022 antwortete Kai-Uwe Kohlschmidt auf die Frage, auf welche Zeit er die Uhr noch einmal zurückdrehen wollte: „Mich würde noch einmal das Jahr der Wende interessieren. Wir waren alle so euphorisch, aber immer nur bei uns selbst. Wir haben völlig übersehen, wie das Land auch von außen gewendet wurde. Jeder war nur Schmied des eigenen Glückes. Das große Ganze konnte keiner überblicken.“